Wer Leitmedien will, muß auch Leitsinne und Leitprozessoren/Verarbeitungszentren
wollen.
Eine multimediale performance nutzt den ganzen Körper der Miterlebenden
als Resonanzraum. Die Aufmerksamkeit der vielen Sinne rotiert, mal der
eine mal der andere Sinn werden vom Zuschauer und den Protagonisten fokussiert.
Nur der Verstand kann durch bewussten Eingriff die Aufmerksamkeit auf
einen Sinn und ein Medium feststellen. Er unterdrückt damit Synästhesie,
prämiert ein bestimmtes Medium – und macht sich selbst auch
in und durch diesen Selektionsprozess wichtig. Der Verstand muss seinen
Lenkungseingriff legitimieren – und dies tut er, indem er Sinn sucht
und findet. Sinnerzeugende, sprachbasierte Informationsverarbeitung ist
aber keineswegs die einzige Form von Informationsverarbeitung beim Menschen.
Und so wird auch der Verarbeitungsprozess einseitig beeinflusst. Verarbeitungsprozesse,
die nicht reflexiv und symbolisch ablaufen, verlieren ebenfalls an Bedeutung.
Sinn und erst recht deren Legitimation ist an Sprache gebunden. Sobald
der Verstand eingeschaltet wird, müssen die vielfältigen empfangenen
Informationen versprachlicht und in Aussagesätze überführt
werden.
Sinnsuche und multimediale performance stehen in einem Spannungsverhältnis.
Sie vertragen sich nur selten, weil die Verwendung der Sprache im Handeln,
Wahrnehmen und Denken eine Hierarchie erzeugt, an deren Spitze die symbolischen
Prozesse stehen.
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