Nach: Brunner, Hellmut: Altägyptische Erziehung. Wiesbaden 1957, S. 171 ff.
„Schreibe mit Deiner Hand und lies mit Deinem Mund; tue, was ich Dir sage, dann wird mein Herz nicht überdrüssig, Sich zu lehren. Liebe die Schriften und hasse den Tanz, dann wirst Du ein tüchtiger Beamter werden. Hänge Dein Herz nicht an das Vogeldickicht und wende dem Jagdwurfholz den Rücken zu. Schreibe bei Tag mit deinen Fingern und lies bei Nacht; mache Dir die Papyrusrolle und die Schreibpalette zu Brüdern: die sind angenehmer als Rauschtrank. Die Schreibkunst ist für den, der sie beherrscht, nützlicher als jedes Amt, angenehmer als Brot und Bier, als Kleider und als Salben, glückbringender als ein Erbe in Ägypten und als ein vornehmes Grab."
Aus dem Papyrus Lansing, einer Schulhandschrift des Neuen Reiches. Der Lehrer ist „Oberaufseher der Herden des Amun", der Schüler heißt Wentai-Amun.
Gardiner, LEM, S. 99-116; Caminos, LEM, S. 371-428. Späte 20. Dynastie
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"Du Schreiber, sei nicht faul, sonst wirst Dur sofort geduckt werden: Hänge Dich nicht ans Tanze, sonst wirst Du keinen Erfolg haben! Schreibe mit Deiner Hand und lies mit Deinem Mund und frage um Rat die, die mehr wissen als Du. Bereite Dir das Amt eines Rates, dann wirst Du es im Alter erreichen. Erfolgreich ist ein Beamter, der in seinen Stellungen erfahren ist; er spricht Beförderungen aus. Sei ausdauernd bei Deiner täglichen Arbeit, dann wirst Du sie beherrschen. Sei keinen einzigen Tag faul, sonst wird man Dich schlagen. Das Ohr eines Jungen sitzt doch auf seinem Rücken; er hört, wenn man ihn schlägt. Man lehrt sogar einen Affen das Tanzen und richtet Pferde und Falken ab. Pass auf und hör zu, was ich Dir sage; das wird Dir noch nützlich sein."
Aus dem Pap. Anastasi III, einer Schulhandschrift des Neuen Reiches. Der Lehrer ist ein Offizier bei der Wagentruppe und „Bote des Königs in die syrischen Länder von Sile (der ägyptischen Grenzfestung) bis Jaffa", namens Amenemope, der Gehilfe heißt Pabas, Gardiner, LEM S. 23f.; Caminos; LEM, S. 83-85. 20. Dynastie.
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Ein Mann ist zugrunde gegangen, sein Leichnam ist Staub, alle seine Zeitgenossen sind zur Erde gegangen: Das Buch aber ist es, das sein Andenken weiterreicht von Mund zu Mund. Eine Schrift ist nützlicher als ein gemauertes haus, als Kapellen im Westen; besser ist sie als ein wohlgegründetes Schloss, als ein Deckstein im Tempel.
Aus dem Papyrus Chester Beatty IV, Rückseite . Der Anfang dieses Papyrus ist verloren53; es scheint sich um eine besondere Art von Weisheitslehre zu handeln. Die Handschrift stammt aus der 19. oder 20. Dynastie. Gardiner, Hier. Pap. 3rd series, Taf. 18-20, Text S. 37-44. S. 92; 127.
Altägypten: Zeittafel
Frühzeit, 1. und 2. Dynastie | um 3000 - 2778 |
Altes Reich, 3. bis 6. Dynastie | 2778 - 2263 |
1. Wirre, 7. bis 10. Dynastie | 2263 - 2130 |
Mittleres Reich, 11. bis 13. Dynastie | 2130 - 1750 |
2. Wirre, Hyksos-Zeit | 1750 - 1580 |
Neues Reich, 18. bis 20. Dynastie | 1580 - 1085 |
Spätzeit, 21. bis 30. Dynastie | 1085 - 332 |
Ptolemäer-Zeit | 332 - 30 v. Chr. |
Römische Herrschaft | 30 v. Chr. - 395 n. Chr. |
Hellmut Brunner, Altägyptische Lebensweisheit. Lehren für das Leben. München 1988, S 155 ff.
(III,9) Beginn der Lehre,
die ein Mann aus Sile –
Cheti, Sohn des Duauf ist sein Name –
für seinen Sohn namens Pepi gemacht hat.
Er war damals auf der Fahrt nach Süden zur Residenz,
um ihn (den Sohn) in das Lehrhaus der Bücher zu geben
zwischen die Kinder der Minister,
unter die Elite der Residenz.
(IV,1) Da sprach er zu ihm:
Ich habe Geprügelte gesehen:
Setze du dein Herz hinter die Bücher!
Ich habe aber auch die beobachtet, die man von der Arbeit
befreit hat:
Es geht nichts über die Bücher,
- es ist, wie oben auf dem Wasser zu sein
(IV, 8) Jeder Holzarbeiter, der den Dechsel führt,
der ist müder als ein Hacker auf dem Feld.
Sein Acker ist das Holz, seine Hacke die Axt.
(VI,3) Sehr elend ist der Zimmermann dran, wenn er
herstellt, was auf den Mauern ist,
- das ist die Decke eines Raumes –
in einem Raum von zehn zu sechs Ellen.
(VII,2) Der Weber ist in der Werkstube;
ihm geht es schlechter als einer (gebärenden) Frau,
denn seine Knie drücken auf seinen Magen,
und er bekommt keine Luft.
(VII,4) Der Pfeilmacher – er ist sehr elend dran –
geht hinaus in die Wüste.
Merke: Es gibt keinen Beruf ohne einen Vorgesetzten,
außer dem Schreiber – der ist der Vorgesetzte.
(IX,2) Wenn du schreiben kannst,
so wird das besser für dich sein
als alle die Berufe, die ich dir vorgestellt habe.