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Das Drucken und die Druckerpresse |
Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Frankfurt am Main, 1998, S. 87-123. |
Der Vorgang, der der neuen Technologie im 15. Jahrhundert
den Namen gegeben hat, ist das ›Drucken‹. In den Urkunden
aus der Schaffenszeit Gutenbergs wird zusammenfassend vom ›Truckwerck‹
gesprochen, wenn die neue Technologie gemeint ist. In den lateinischen
Quellen ist die Rede von der ›ars imprimendi libros‹
Die erste ausführliche gedruckte Würdigung der neuen Technologie
in der Kölnischen Chronik trägt die Überschrift ›Van
der Boychdruckerkunst‹. (Vgl. Anhang 1) Bei dieser letzten
Bezeichnung ist es im deutschen Sprachraum bekanntlich geblieben. Die Druckerpresse als Kommunikationsmedium Die Druckerpresse erfüllt im Prinzip die gleiche
Aufgabe wie das Handgießinstrument. Sie ermöglicht die exakte
Spiegelung variabler Muster eines Mediums in einem anderen. Als Muster
fungieren in diesem Fall nicht die Matrizen, sondern die in Druckformen
zusammengehaltenen Bleilettern. Das Medium, auf dem Spuren hinterlassen
werden sollen, ist das befeuchtete Papier. Als Katalysator zwischen den
beiden Medien, als Kontrastmittel, tritt die Druckerfarbe auf. So gesehen
erscheint die Druckerpresse als eine Transformationsmaschine für
Informationen: Sie gewährleistet, daß informative Muster aus
dem Blei- in das Papiermedium wechseln und zwar immer wieder mit genormter
Präzision. Wenn in der Folge vom ›Drucken‹ gesprochen
wird, so ist damit diese Form der Weitergabe von Informationen gemeint. |
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Abb. 13: Der Aufbau der Buchdruckerpresse: Kupferstich aus der Enzyklopädie von Diderot und d´Alembert, Paris 1769 |
Auf ihm läuft in Schienen der Karren, auf die Druckformen
eingesetzt werden. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat man an die
Stirnseite des Karrens mit Hilfe von Scharnieren einen Deckel angebracht,
an dem man das zu bedruckende Papier befestigen kann. Man maskiert dann
diejenigen Teile der Druckform, die nicht drucken sollen, mit Papier,
klappt den Deckel herunter, fährt den Karren unter den Tiegel und
kann dann durch einen ruckartigen Zug des Bengels ›drucken‹. Die Fachleute scheinen sich darin einig, daß
Gutenberg in den fünfziger Jahren jeweils nur eine Folioseite in
die Presse fuhr. Dieses Vorgehen bezeichnet man als ›Einphasendruck‹.
Später legte man die Druckformen zweier (Folio)Seiten nebeneinander,
fuhr den Karren ein, druckte zunächst die vordere Seite, hob dann
den Tiegel wieder an, bewegte den Karren weiter und druckte dann die zweite
Seite (Zweiphasendruck). |
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Abb. 14: Das Drucken: schematische Darstellung der dynamischen Dimension |