Fliesstext Sprachentstehungsmythen (Vitruv)
   
Am Anfang, so weiß es die uns durch den römischen Baumeister Vitruv übermittelte Legende, lebten die Menschen ganz ohne Sprache. Dann entfachte ein Sturmwind einen großen Brand, der die Menschen zunächst in die Flucht trieb, ihnen jedoch, als sie sich nach einer Weile der Glut zu nähern wagten, in zweifacher Weise Nutzen brachte: Sie lernten das Feuer kennen, und sie lernten zu sprechen. „Da nun bei dieser Vereinigung von Menschen aus dem Atmen Laute verschiedener Art hervorgestoßen wurden, setzten die Menschen bei der täglichen Gewohnheit Wörter, wie sie sich gerade ergaben, fest, danach begannen sie, durch das Bezeichnen von Gegenständen im Gebrauch aus der Begebenheit heraus aufs Geratewohl zu sprechen, und so erschufen sie Gespräche untereinander.“
(Vitruv, de architectura II,1 § 1). Anschaulich beschreibt Vitruv hier den ersten revolutionären Vorgang im Bereich der Informationsverarbeitung und der Kommunikation, die Herausbildung der menschlichen Sprache, die zum Abgrenzungsmerkmal gegenüber anderen Lebewesen wurde.

 

 

 

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