Zusammenfassung Mögliche Entwicklungsschritte der menschlichen Informationsverarbeitung in der Kulturgeschichte
   
0.

Ausgangsannahme: Diffuse, egozentrische Synästhesie,1 multimediale Informationsverarbeitung und Kommunikation unter Einsatz des gesamten örpers

1.

Spezialisierung und Ausdifferenzierung der natürlichen Organe und des leiblichen Verhaltens und Erlebens. Arbeitsteilung auch der Informationsverarbeitung, Ungleiche Verteilung des Wissens und der Kommunikationsmöglichkeiten in der Gesellschaft

2.

Sozialisierung und Normierung (Habitualisierung, Ritualisierung, Institutionalisierung, Versprachlichung, Standardisierung) der mehr oder weniger ausdifferenzierten Formen individueller psychischer Informationsverarbeitung, der Vernetzung und von deren Medien. Auswahl einzelner bevorzugte Medien als Spiegel kultureller Erfahrung

3.

Technisierung einfacher monomedialer Kommunikation und der ausdifferenzierten und standardisierten individuellen Informationsverarbeitung und von deren Medien (Werkzeuggebrauch, Verschriftlichung, Mechanisierung, Industrialisierung/ Automatisierung, Elektrifizierung, u. a.)

 

Phasen:

 

Reversibilität: Die Informationstransformation wird umkehrbar

 

Replizierbarkeit: Die Informationstransformation kann (beliebig oft nacheinander) mit gleichem Ergebnis wiederholt werden.

 

Synchrone Reproduktivität: Vielfache simultane Vervielfältigung, identische Reproduktion als Prinzip (formgesteuerter) Massenproduktion

4.

Zunehmende Reintegration der ausdifferenzierten, sozial standardisierten und technisierten Prozesse, Prozessoren, Informationen, Kommunikatoren und Medien.
(Parallelverarbeitung, multimediale Darstellung, globale Vernetzung)

 

Phasen:

 

additive Integration homogener Medien, Kommunikatoren, Informationen

 

Hierarchische Integration durch die Wahl eines Leitmediums (z. B. Typographie, elektronische Medien) bzw. einzelner Prozessoren(Sinne) oder Informationstypen als Bezugsgröße

 

Systemische und ökologische Integration (Synästhesie auf Basis ausdifferenzierter Sinne, kontrollierte Multimedialität, inhomogene Netzwerke, ambivalente Spiegelungen)

  

1 In der Entwicklungspsychologie gibt es eine lange Auseinandersetzung darüber, ob die Entwicklung vom Sozialen zum Individuierten oder vom Egozentrischen zum Sozialen, Dezentrierten verläuft. Beide Prozesse bedingen einander und laufen – mehr oder weniger synchronisiert – parallel ab. In der Tabelle ist die Sozialisierung (2. Phase) zum Leitprozeß genommen.

 

 

 

www.kommunikative-welt.de Geschichte ©Michael Giesecke