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Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Frankfurt am Main, 1998, S. 87-123. |
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Abb. 7: Die dynamische Dimension des typgraphischen Informationssystems: schematischer Überblick |
Das Typographeum kennt ebenfalls nur eine Eingabeform,
das Manuskript. Es setzt insoweit Schreibstuben, zumindest deren Minimalform,
das Einmannskriptorium, voraus. Diese technologische Voraussetzung hat
natürlich sozialhistorische Konsequenzen: In Kulturen, in denen die
Skriptorien nicht weit verbreitet sind, kann es nicht zu einer stetigen
Beschickung der Druckereien kommen. Je größer andererseits
die Alphabetisierung, umso häufiger und intensiver läßt
sich die typographische Datenverarbeitung nutzen. Das Setzen: ein kurzer Überblick Das Manuskript dient in der typographischen Informationsverarbeitung
als eine Art ›Arbeitsspeicher‹. Der Setzer benutzt es als
›Vorlage‹ für seine Arbeit und auch der Korrektor wird
später mehrfach darauf zurückgreifen, um die ausgedruckten Texte
mit ihm zu vergleichen. |
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Abb. 8: Der Arbeitsablauf in der Setzerei (Bleisatz) |
Das Berechnen des Manuskripts und die Organisation des Satzes Die vergleichende und planerische Aufgabe des Setzers
(bzw. heute des Herstellers) beginnt schon vor dem eigentlichen manuellen
Vorgang des Setzens.(4) So
ist das Format des Buches festzulegen; über die Typen des Drucks,
das Zeilenmaß und den Durchschuß (Zeilenabstand) muß
entschieden werden. Man macht sich Gedanken über die Seitenaufteilung,
die Gestaltung der Kapitel und Überschriften, die Anordnung der Fußnoten
u.v.a.m. |
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Abb. 9: Das Berechnen des Manuskripts: Tabelle aus dem ›Handbuch der Buchdruckerkunst‹ von B. Krebs, Frankfurt 1827 |
Diese mühevollen Kalkulationen konnten entfallen oder doch beträchtlich abgekürzt werden, wenn dem Setzer keine Manuskripte sondern schon ausgedruckte Bücher als Vorlage zugetragen wurden. In solchen Fällen ließ sich, selbst wenn man andere Schrifttypen als die Vorlage verwendete, der Umbruch sehr viel leichter und trotzdem genauer gestalten. Man sparte sich dann auch oftmals jene ärgerlichen Korrekturen, die anfallen, wenn etwa ein Setzerabschnitt nicht, wie errechnet, am Ende einer Seite endet, sondern in deren Mitte. Der freie Raum mußte in diesen Fällen durch eine Dehnung der vorstehenden und der nachfolgenden Texte geschlossen werden, was neben der Mühe auch Zeit und damit Geld kostete. Vor diesem Hintergrund werden die Klagen der Drucker über den Nachdruck in der frühen Neuzeit, auf die später noch eingegangen werden soll, verständlich. Neben diesen Berechnungen und Planungen ist eine
weitere Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf des Satzes ein
fehlerlos geordneter Setzkasten. Ein solcher Setz- oder Schriftkasten
soll zu Beginn des 17. Jahrhunderts, wie es in einem Lobgedicht heißt,
›gemeiniglich zweyhunderfach in sich begriffen‹ haben.(10)
Später reduzierte man die Anzahl der Fächer. |
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Abb. 10: Statistische Annahmen über das Kodesystem: ein Gießzettel aus dem 19. Jahrhundert |
Diese Verhältniszahlen können nur das Produkt
einer aufmerksamen Reflexion sprachlicher, genauer: drucksprachlicher
Praxis sein. Vergleicht man weiterhin die Gießzettel, die für
verschiedene Schriftarten aufgestellt wurden, so fallen Unterschiede in
der Mengenanforderung für die einzelnen Buchstaben auf. Zum einen
rührt dies natürlich daher, daß die unterschiedlichen
Schriftformen unterschiedliche Mengen an Blei erfordern. Aber es differierte
offenbar auch die Anzahl der Exemplare, die von den einzelnen Buchstaben
in den verschiedenen Schriftarten gewünscht wurden. Dies mag daher
kommen, daß die Schriftarten regelhaft zum Satz von unterschiedlichen
Textgattungen bzw. von unterschiedlichen Textsegmenten (Überschriften,
Vorrede, Marginalien, Anmerkungen) benutzt werden. Zwischen diesen Gattungen
und Segmenten variiert die Häufigkeit der einzelnen Buchstaben offenbar
so erheblich, daß eine Differenzierung des Letternrepertoires sinnvoll
wird. »Das Setzen ist ein Ausdruck, welcher mehrere
Arbeiten so wol des Geistes als auch des Körpers in sich begreift«,
heißt es in einem Handbuch der Buchdruckerkunst zu Beginn des 19.
Jahrhunderts.(12) Der Setzer übernimmt mit anderen
Worten manuelle Aufgaben, setzt die vielfältigen Werkzeuge in Bewegung
und gibt ihnen damit ihren technischen Sinn. Zugleich lenkt und überwacht
er den Prozeß. »Wann sie [die Setzer] darnach wollen
etwas Im ersten Schritt nimmt der Setzer als eine Letter
nach der anderen aus dem Setzkasten und fügt sie auf einem Winkelhaken
zu einer Zeile zusammen. Voraussetzung für diese Tätigkeit ist
neben den Lettern und dem Setzkasten also schon ein weiteres technisches
Hilfsmittel, das von Gutenberg zu entwickeln war, ein ergonomisch gestalteter
Winkelhaken. Diese Holzleiste mußte in einer Hand zu halten und
von dieser auch zu bedienen sein; die andere Hand wählte die Lettern
aus. |
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Abb. 11: Die Verwandlung eines Textes beim Zeilenausgleich |
So wie die ›aufgelöste‹ Textpassage
wird das Manuskript nicht ausgesehen haben: Auch dort dürften sich
Abkürzungen und Auslassungen gefunden haben. Der ausgeschriebene
›Normaltext‹ stellt eher die beim Setzer wohl nur kognitiv
repräsentierte Zwischenstufe zwischen dem Manuskript und dem Druck
dar. In diese Form übersetzt er im Idealfall den Text, um ihn dann
entsprechend der Maximen und Anschlussregeln mit dem zur Verfügung
stehenden Raum für die Kolumnen und mit seinen eigenen ästhetischen
Ansprüchen in Einklang zu bringen. Zu lang geratene Zeilen verkürzt
er durch Abbreviaturen, zu kurz geratene ergänzt er durch Blindmaterial
und – in der Frühzeit des Drucks – durch Verdopplung
von Buchstaben. Bei den meisten Druckern war es bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
üblich, unter die letzte Textzeile einer Seite eine Zeile mit Blindmaterial
und an deren Ende das erste Wort der folgenden Seite, die sog. ›Kustoden‹,
zu setzen. Auch an das obere Ende der Seite fügte man in einer sog.
›Kopfzeile‹ Metainformationen über den Text ein. Diese kurze Einführung in die Aufgaben des
Setzers mag schon ausreichend zeigen, wie wenig sich seine Tätigkeit
auf die bloße Transkription des Manuskripts beschränkt. Er
vermittelt vielmehr – mehr oder weniger geschickt – zwischen
den Textverarbeitungsprogrammen des skriptographischen und des typographischen
Informationssystems. Seine berechnenden und planenden kognitiven Leistungen
ließen sich bis in die jüngste Zeit hinein kaum technisch substituieren.
Die Transformation der informativen Muster bleibt wie in den Skriptorien
in hohem Maße an einen psychischen Prozessor, den Menschen gebunden.
Sie ließ sich nicht automatisieren. In den technischen Instrumenten
des Typographeums haben sich zwar Berechnungen und ästhetisches Gefühl
vergegenständlicht, aber sie können letztlich weder wahrnehmen
noch planen. Sie vereinfachen die Textherstellung, ersetzen viele Fingerfertigkeiten
und standardisieren die übrigen, sie präformieren die kognitiven
Leistungen des Menschen, aber sie belassen diese doch im Zentrum des Transformationsprozesses. Die fertige Seite konnte Gutenberg beim Druck seiner Bibel vom Satzschiff gleich in die Druckform legen, verschließen und drucken lassen. Wie schon erwähnt, verkompliziert sich das Verfahren enorm, sobald man bogenweise druckt und beim Binden ineinanderlegen will. In diesem Fall muß viel Text auf Vorrat gesetzt und solange zur Seite gelegt werden, ehe man mit dem Umbruch beginnen kann. Wie viele Seiten hier zu setzen sind, hängt vom Format, der Art der Falzung und des Zusammenlegens ab. |
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Abb. 12: Umbruch des Bogens beim Druck im Quartformat |
Nehmen wir an, ein Buch soll im Quartformat erscheinen,
bogenweise gedruckt und die Bögen später nicht ineinandergelegt,
sondern nacheinander gebunden werden, so ergibt sich für den Setzer
beim Umbruch die folgende Aufgabe: Er wird den Text zunächst soweit
setzen, bis er 8 Seiten zusammenbekommt. Diese kann er dann auf den Schließstein
legen und in der Weise anordnen, wie sie in der Abb. 12 dargestellt ist.
Es zeigt sich, daß die Seiten keineswegs in ihrer textgegebenen
Reihenfolge in die Druckform wandern. Vielmehr kommt beim ersten Druckvorgang
auf der sogenannten ›Schöndruckseite‹ des Bogens die
Seite 1 neben der Seite 8 zu liegen. Erst wenn diese letzte Seite gesetzt
ist, kann die Druckform also geschlossen werden. Das Drucken und die Druckerpresse Der Vorgang, der der neuen Technologie im 15. Jahrhundert
den Namen gegeben hat, ist das ›Drucken‹. In den Urkunden
aus der Schaffenszeit Gutenbergs wird zusammenfassend vom ›Truckwerck‹
gesprochen, wenn die neue Technologie gemeint ist. In den lateinischen
Quellen ist die Rede von der ›ars imprimendi libros‹
Die erste ausführliche gedruckte Würdigung der neuen Technologie
in der Kölnischen Chronik trägt die Überschrift ›Van
der Boychdruckerkunst‹. (Vgl. Anhang 1) Bei dieser letzten
Bezeichnung ist es im deutschen Sprachraum bekanntlich geblieben. Die Druckerpresse als Kommunikationsmedium Die Druckerpresse erfüllt im Prinzip die gleiche
Aufgabe wie das Handgießinstrument. Sie ermöglicht die exakte
Spiegelung variabler Muster eines Mediums in einem anderen. Als Muster
fungieren in diesem Fall nicht die Matrizen, sondern die in Druckformen
zusammengehaltenen Bleilettern. Das Medium, auf dem Spuren hinterlassen
werden sollen, ist das befeuchtete Papier. Als Katalysator zwischen den
beiden Medien, als Kontrastmittel, tritt die Druckerfarbe auf. So gesehen
erscheint die Druckerpresse als eine Transformationsmaschine für
Informationen: Sie gewährleistet, daß informative Muster aus
dem Blei- in das Papiermedium wechseln und zwar immer wieder mit genormter
Präzision. Wenn in der Folge vom ›Drucken‹ gesprochen
wird, so ist damit diese Form der Weitergabe von Informationen gemeint. |
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Abb. 13: Der Aufbau der Buchdruckerpresse: Kupferstich aus der Enzyklopädie von Diderot und d´Alembert, Paris 1769 |
Auf ihm läuft in Schienen der Karren, auf die Druckformen
eingesetzt werden. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat man an die
Stirnseite des Karrens mit Hilfe von Scharnieren einen Deckel angebracht,
an dem man das zu bedruckende Papier befestigen kann. Man maskiert dann
diejenigen Teile der Druckform, die nicht drucken sollen, mit Papier,
klappt den Deckel herunter, fährt den Karren unter den Tiegel und
kann dann durch einen ruckartigen Zug des Bengels ›drucken‹. Die Fachleute scheinen sich darin einig, daß
Gutenberg in den fünfziger Jahren jeweils nur eine Folioseite in
die Presse fuhr. Dieses Vorgehen bezeichnet man als ›Einphasendruck‹.
Später legte man die Druckformen zweier (Folio)Seiten nebeneinander,
fuhr den Karren ein, druckte zunächst die vordere Seite, hob dann
den Tiegel wieder an, bewegte den Karren weiter und druckte dann die zweite
Seite (Zweiphasendruck). |
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Abb. 14: Das Drucken: schematische Darstellung der dynamischen Dimension |
Das Geschehen an und um die Druckerpresse läßt
sich in fünf Phasen gliedern: Einheben der Druckform, Auftragen der
Farbe, das Drucken im engeren Sinne, in der Fachsprache ›Ziehen‹
genannt, das Säubern der Formen sowie das Anfeuchten und Trocknen
der Papierbögen. Dieser Ablauf ist in der Abb. 14 schematisch dargestellt. Die Druckfarbe mag, nachdem die Bögen drei
oder vier Tage auf Leinen hingen, die zumeist oben in den Druckerstuben
angebracht waren, soweit abgetrocknet gewesen sein, daß man an den
nächsten Arbeitsschritt gehen konnte. Wenn es um seitenstarke Bücher
ging, dann wird man die signaturgleichen Bögen zunächst so lange
gestapelt und gepresst haben, bis sich genügend Material angesammelt
hat. Beim anschließenden Zusammenlegen kann die Ernte der Planungsphase
und des Umbruchs eingebracht werden: Die Bögen sind ja schon so gedruckt,
dass nach dem Falzen, Zusammenlegen und ggf. Schneiden der Text fortlaufend
gelesen werden kann. Bei der bisherigen Schilderung der Dynamik des typographischen
Geschehens wurde so getan, als ob in ihm keinerlei Störungen auftauchen.
Eine solche Annahme ist natürlich unrealistisch und sie hat deshalb
nie die Organisation des Druckablaufs beherrscht. Wie alle informationsverarbeitenden
Systeme besitzt vielmehr auch das Typographeum selbstregulative Mechanismen.
Korrektive Schaltkreise im Typographeum: Prüfung und Vorkorrektur Die erste Möglichkeit, den Datenfluß
im Typographeum zu korrigieren, besteht darin, die Eingabe eines Manuskripts
oder Druckauftrags rückgängig zu machen. |
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Abb.15: Ablauf der Informationstransformation und Korrekturschleifen im Typographeum: schematischer Überblick |
Auf diese Form einer ›Korrektur‹ wurde
unter dem Stichwort ›berechnen‹ schon bei der Darstellung
des Setzvorgangs kurz hingewiesen: Das Manuskript muß für die
Bedürfnisse der gewählten Maschinensprache, des Umbruchs und
des Layouts umstrukturiert werden. Diese ›Verbesserungen‹
sind in der Abb. 15 als ›Vorkorrektur‹ berücksichtigt. Selbst in einer so großen Druckerei wie derjenigen
Plantins wird die erste Korrektur in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
also zunächst noch allein von dem Setzer ausgeführt. Es handelt
sich demnach bei dieser Schleife um eine (Selbst-)Korrektur des Satzes
durch den Setzer. Er wird sich hierbei weniger um den Inhalt als vielmehr
um die Ausmerzung ›technischer‹ Schnitzer gekümmert haben:
Umdrehen von Buchstaben – insbesondere Lang-s und o –, die
im Satz auf dem Kopf stehen, Auswechseln von Buchstaben, die, oft schon
beim Ablegen, vertauscht wurden, Verbessern von Wortwiederholungen und
-auslassungen vor allem am Zeilenbeginn usf.(33) Der genetische Ursprung der in der Abb. 15 als ›Nachbessern‹
bezeichneten letzten Korrekturschleife im typographischen Prozeß
reicht bis in die Zeit der Handschriftenproduktion zurück. Damals
wurden die fertigen Manuskripte von Buchmalern, manchmal auch vom Schreiber
selbst, verziert, der ›illuminiert‹. Den von den mittelalterlichen
Prachthandschriften verwöhnten, zugegeben wenigen Augen erschienen
die ausgedruckten Bögen in der Frühdruckzeit als kahl und unfertig.
So stellte man Illuminatoren an, die die fabrikmäßig erzeugten
Informationsmuster in hergebrachter handwerklicher Weise mit Miniaturen
und Ranken verzierten. Es brauchte seine Zeit, bis eine der Industrieform
angepasste neue Ästhetik die Geschmacksvorstellungen ersetzte, die
sich im Dialog zwischen den Skriptorien und ihren Auftraggebern entwickelt
hatten. |
(1) Die Bibliographie
im Anhang enthält eine Auswahl aus der kaum mehr überschaubaren
Vielzahl von Werken, die sich mit der Geschichte der Alphabetisierung in
Europa beschäftigen. Neben Cressy, Engelsing, Clanchy, dem Sammelband
von Möller, Patze und Stackmann sie noch auf Carlo M. Cipolla: Literacy
and Development in the West. Harmondsworth 1969, François Furet
und Jacques Ozouf (Hg.): Lire et écrire. L´alphabetisation
des Français de Calvin á Jules Ferrey, 2 Bde., Paris
1977 verwiesen. Die zunehmende Bedeutung skriptographischer Informationsverarbeitung
im Mittelalter behandeln etwa Johannes Fried (Hg.): Schulen und Studium
im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters. Sigmaringen
1986, Peter Classen (Hg.): Recht und Schrift im Mittelalter, Sigmaringen
1977 oder Hagen Keller: Oberitalienische Statuten als Zeugen und als Quelle
für den Verschriftlichungsprozeß im 12. und 13. Jahrhundert,
in: Frühmittelalterliche Studien – Jahrbuch des Instituts für
Frühmittelalterforschung der Universität Münster, Bd. 22
(hrsg. von H. Keller und J. Wollasch, 286-314). (2) Vgl. zum Problemkreis Paul Saenger: Silent Reading: Ist Impact on Late Medieval Script and Society. In: Viator 13, 1982: 367-414, Manfred Günter Scholz: Hören und Lesen. Studien zur primären Rezeption der Literatur im 12. und 13. Jahrhundert. Wiesbaden 1980. Michael Curschmann: Hören – Lesen – Sehen. Buch und Schriftlichkeit m Selbstverständnis des volkssprachlichen literarischen Deutschlands um 1200. In: Beitr. z. Gesch. der dt. Sprache und Literatur 106; 1984: 218-257; Franz Bäuml: Varieties and Consequences of Medieval Literacy and Illiteracy. In: Speculum 55, 1980: 237-256: Horst Wenzel: Partizipation und Mimesis, in: H. U. Gumbrecht u. K. L. Pfeiffer (Hg.): Materialität der Kommunikation, Ffm 1988: 178-202. (3) Ein interessantes Phänomen sind in diesem Zusammenhang auch die sich im Spätmittelalter evtl. schon vor der Einführung des Druckes häufenden Klagen über die Beschleunigung des Lesens. Vgl. Helga Hajdu: Lesen und Schreiben im Spätmittelalter. Pécs (Fünfkirchen) 1931:28ff. (4) So sieht es jedenfalls der Verfasser eines Gedichts ›Zu sonderlichen Ehren Der Lobwuerdigen Hochberuehmten Kunst Buchdruckerey‹, aus dem die in der Kapitelüberschrift zitierten Zeilen stammen. Abgedr. bei Hornschuch 1634 op. cit. 107-133, hier 124. (5) Zu diesem engen Begriff des ›typgraphischen Kreislaufs‹ vgl. Martin Boghardt: Gegebenheiten deutschsprachiger Textüberlieferung seit dem Ausgang des Mittelalters: Der Buchdruck als Überlieferungsträger. In: W. Besch, O. Reichmann, St. Sonderegger (Hg.): Sprachgeschichte – ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. Berlin/New York I. Halbbd. 1984: 223-228, hier 224. (6) Die Gutenberg-Bibel wurde anfangs von zwei, später von sechs Setzern gesetzt. (7) Vgl. Severin Corsten: Das Setzen beim Druck in Formen. In: Gutenberg-Jahrbuch 1984: 128-132. (8) Vgl. Lotte Hellinga: Methode en praktijb bej het zetten van boeken in de vijtiende eeuw. Amsterdam (Proefschrift) 1974 sowie dies.: Caxton in Focus. The Beginning of Printing in England. London 1982 (hier 44-47). (9) Eine gründliche Darstellung findet sich in dem anonym erschienen, aber vermutlich von Benjamin Krebs geschriebenen ›Handbuch der Buchdruckerkunst‹, Frankfurt 1827: 177ff. (In der Folge abgekürzt als Krebs 1827) (10) Krebs 1827 op. cit. 290. (11) Zum Schriftsystem Gutenbergs vgl. Gottfried Zedler: Gutenbergs älteste Type und die mit ihr hergestellten Drucke, Mainz 1934 sowie A. Ruppel 1967 op. cit., 112ff. (12) Krebs 1827 op. cit. 290. (13) ›Der edle Greif...‹ in H. Hornschuch 1634 op. cit. 120/21. (14) Friedrich Bauer: Aus der Geschichte des Schriftsatzes. In: Gutenberg-Jahrbuch 1937: 24-29, hier 27. Freilich wissen wir auch aus den Skriptorien, daß die Zeilen und Kolumnen willkürlich, durch den Silberstift, begrenzt wurden. Zeilenausgleich an sich ist keine Errungenschaft des Buchdrucks. Aber hier wird er unumgänglich notwendig. Selbst beim ›Flattersatz‹ wird letztlich die Zeile ausgeglichen: durch Blindmaterial. (15) Einen Überblick – mit Schemata und Abbildungen – über die modernen Techniken des Maschinen- und Fotosatzes bietet etwa ›Bruckmann´s Handbuch der Schrift‹, hrsg. vom E. D. Stiebner und W. Leonhard (München 19853), hier 152f. (16) Zitiert nach der Übersetzung von C. Gerhardt, 1975 op. cit., 68. (17) Eine genauere Darstellung ›von der Construction einer Buchdruckerpresse‹ gibt z.B. Krebs in seinem Handbuch (1827 op. cit.: 405ff.). Vgl. weiter Hans-Jürgen Wolf: Geschichte der Druckpressen, Frankfurt/M. 1974 und Karl Dieterichs: Die Buchdruckpresse von J. Gutenberg bis F. König. Mainz 1930. (18) Gerhardt 1975 op. cit. 41, vgl. auch ders.: Warum wurde die Gutenberg-Presse erst nach über 350 Jahren durch ein besseres System abgelöst? In: Gutenberg-Jahrbuch 1971: 43-57 (Nachtrag im Gutenberg-Jahrbuch 172: 50). (19) Gerhardt 1975 op. cit. 46. (20) Michael Pollak: Incunable Printing with the Form Inverted: An Untenable Theory. In: Gutenberg-Jahrbuch 1973: 168-184, hier 168-171. (21) »Zwischen Papier und Deckel befinden sich die Tücher (die Zwischenlagen). Sie werden«, vervollständigen Grevin/Plantin die Beschreibung, »durch den inneren Deckel festgehalten. Ohne diese Zwischenlage würde der Tiegel mit seiner großen Härte die Typen zerdrücken.« (Zit. n. der Übersetzung von Gerhardt 1975 op. cit. 70). (22) Vgl. Gerhardt 1975 op. cit.: Anm. 240. (23) Krebs 1827 op. cit. 466. (24) Hornschuch 1634 op. cit. 122 (Lobgedicht auf die Buchdruckerkunst). (25) Nicht nur die Autopsie der vorhandenen Exemplare spricht für diese Form des Zusammenlegens. Schon der kaiserliche Sekretär Enea Silvio de Piccolomini, der später als Pius II. gesalbt wurde, spricht in einem Brief vom 12.3.1455 an den Kardinal Juan de Caravajal davon, daß er von der Bibel , »einige Quinternionen ... in höchst sauberer und korrekter Schrift« in Frankfurt gesehen habe. Zit. n. Ferdinand Geldner: Enea Silvio de Piccolomini und Dr. Paulus Paulirinus aus Prag als Zeugen für die beiden ältesten Bibeldrucke. In: Gutenberg-Jahrbuch 1984: 133-139, hier 134. Vgl. auch Kapr 1987 op. cit. 164. (26) Allerdings findet sich in der Inkunabelzeit bei diesem Format auch die Gepflogenheit, mehrere Bogen gleich aufeinanderzulegen, sie gemeinsam zu falzen, zu schneiden und zusammenzubinden. Vgl. Fébvre/Martin 1958 op. cit. 94f. Wurden zwei Bogen in dieser Weise nicht in-, sondern aufeinander gelegt, so ergibt sich für den ersten Bogen nicht der in der Abb. gezeigte Umbruch, sondern die Reihenfolge 1, 10, 8, 9 und 15, 2, 6, 7. (27) Geldner 1978 op. cit. 28, vgl. auch Anm. 28 ebd. (28) Der »weitaus größte Teil der Bücher der Frühdruckzeit kam ungebunden auf den Markt, doch lassen sich auch ›Verlegereinbände‹ nachweisen«, schreibt Hans Widmann (Geschichte des Buchhandels, Teil 1: Bis zur Erfindung des Buchdrucks sowie Geschichte des deutschen Buchhandels, Wiesbaden 1975: 78. Weitere Literaturnachweise ebd. S. 51, Anm. 28) Manche Drucker, so Konrad Dinkmut in Ulm und A. Koberger in Nürnberg, betrieben im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts Buchdruck und -binderei nebeneinander. (29) Krebs 1827 op. cit. 704. (30) A. a. O. 705. (31) In dem Handbuch von Krebs (1827 op. cit., 477ff.) wird noch das ›Abtreten mit den Füssen‹ genannt. Spezielle Andruckpressen werden in »den Akten der Officina Plantiniana von 1621 erstmals erwähnt«. (Gerhardt 1975 op. cit. 68). (32) Zit. N. der Übersetzung von Gerhardt 1975 op. cit. 68. (33) Beispiele für häufige Setzerfehler gibt Hornschuch 1634 op. cit. 21 ff. (34) Belege bei David Rogers: A Climpse into Günter Zainers Workshop at Augsburg c. 1475.In: L. Hellinga u. H. Härtel (Hg.): Buch und Text im 15. Jahrhundert, Hamburg 1981: 146-164. Plantin weist die Bogenkorrektur nicht einem speziellen Korrektor, sondern wiederum dem Setzer zu. Vgl. Gerhardt 1975 op. cit. 68. (35) Der Sachverhalt wird von Hornschuch für selbstverständlich gehalten und nur deshalb erwähnt, weil das Zusammenspiel zwischen Vorleser und Korrektor offenbar problematisch ist und er deshalb hier vorwärtsweisende Tips geben will: .»Ferner ist dem Correctori zustaendig / sich also zu gewehnen / daß er im lesen zum wenigsten mit einem Worte den Lectorem zuvor komme. Denn auff diese Weise wird er etwas eher sehen / was zu corrigieren, vnd es auff den Rand zeichnen / ehe jhn noch der Lector mit dem Lesen vberholet. Doch will dem Lectori dißfalls gebueren / so er mercken wird / daß derCorrector, wegen Vielheit der Erraten, auffgehalten wird / daß er desto langsamer lese / oder ein wenig jnne halte.« (a. a. O., S. 19) (36) Text bei Alfred Swierk: Johannes Gutenberg als Erfinder in Zeugnissen seiner Zeit. In: Hans Widmann (Hg.): Der gegenwärtige Stand der Gutenberg-Forschung, Stuttgart 1972: 79-90, hier 80f. (37) Vgl. Ferdinand Geldner: Inkunabelkunde, Wiesbaden 1978: 186 und Hans Widmann 1975 op. cit. 55f. (38) Hornschuch 1634 op. cit. 23; in der lateinischen Ausgabe von 1608, 21. (39) Der Verfasser des ›Handbuchs der Buchdruckerkunst‹ ist da einige hundert Jahre später, 1827, skeptischer. Er geht davon aus, daß jede Druckerei nach unterschiedlichen ›Systemen der Orthographie‹ arbeitet und wünscht sich (nur), daß innerhalb der Druckereien bei ein- und derselben geblieben wird. Dazu sollen »die Regeln und alle die verschiedenen Bemerkungen ... auf Tafeln in der Druckerei und in dem Lesezimmer aufgehangen werden«. (Ebd. 705). (40) Vgl. zu diesem Verfahren des ›Cancellierens‹ (und anderen Korrekturformen) Martin Boghardt: Gegebenheiten deutschsprachiger Textüberlieferung seit dem Ausgang des Mittelalters: Der Buchdruck als Überlieferungsträger, in: W. Besch, O. Reichmann, St. Sonderegger (Hg.): Sprachgeschichte – ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, 1. Halbbd. Berlin/New York 1984: 223-228, hier 224. (41) Vgl. hierzu und zum Korrekturwesen der Frühdruckzeit überhaupt D. Rogers 1981 op. cit. (42) Ein solches System druckt Hornschuch 1634 op. cit. ab. (43) Hornschuch 1634 op. cit., 37/38; in der lateinischen Ausgabe von 1608 S. 34. (44) Übersetzung nach F. Geldner 1978 op. cit. 186. (45) Eine entsprechende Einschränkung macht auch Hornschuch (1634 op. cit.) am Ende seiner Vorrede. Vgl. A2v in der deutschen bwz. A6v in der lateinischen Ausgabe. (46) Hier zit. n. der Ausgabe Straßburg 1532, a2r. (47) Aus der Vorrede von O. Brunfels zum eben genannten Werk, a3r. (48) Vgl. Geldner 1978 op. cit. 130f. mit weiterer Literatur. (49) Vgl. Boghardt 1984 op. cit. 224. (50) Johannes Luther: Zwitterdrucke in der Reformationszeit. In: Zeitschrift für Bücherfreunde. NF I, I; 1990: 109-114. (51) Facsimilé der letzten Seite der Vorrede bei Hans Widmann (Hg.): Der deutsche Buchhandel in Urkunden und Quellen, Bd. 2, Hamburg 1965: 19. |