Nehmen wir an, ein Buch soll im Quartformat erscheinen,
bogenweise gedruckt und die Bögen später nicht ineinandergelegt,
sondern nacheinander gebunden werden, so ergibt sich für den Setzer
beim Umbruch die folgende Aufgabe: Er wird den Text zunächst soweit
setzen, bis er 8 Seiten zusammenbekommt. Diese kann er dann auf den Schließstein
legen und in der Weise anordnen, wie sie in der Abb. 12 dargestellt ist.
Es zeigt sich, daß die Seiten keineswegs in ihrer textgegebenen
Reihenfolge in die Druckform wandern. Vielmehr kommt beim ersten Druckvorgang
auf der sogenannten ›Schöndruckseite‹ des Bogens die
Seite 1 neben der Seite 8 zu liegen. Erst wenn diese letzte Seite gesetzt
ist, kann die Druckform also geschlossen werden.
Würde man in diesen Bogen noch einen zweiten oder gar dritten einlegen,
was bei kleineren Werken das Binden durchaus erleichtert, so kommt neben
der Seite 1 beim Umbruch Seite 16 bzw. 24 zu liegen. Entsprechend mehr
Textseiten mußten also bei gleicher Satztechnik bewältigt werden,
ehe zum Druck geschritten werden konnte.
Um bei dieser komplizierten Textorganisation nicht durcheinanderzukommen
und um eine Orientierungsgrundlage für das spätere Zusammenlegen
zu schaffen, signierte man die jeweils erste Seite eines Druckbogens mit
Buchstaben in der Folge des Alphabets unterhalb des Textes. Seitenzahlen
werden demgegenüber in Deutschland erst frühestens in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts häufiger gebraucht. Nach dem Umbruch
hob man die, vermutlich mit Bändern zusammengehaltenen, gesetzten
Seiten in den Schließrahmen. »Der Schließrahmen
ist« so heißt es 1567 bei Grevin/Plantin, »aus
sechs eisernen Schienen gebaut – vier bilden den Außenrahmen
und zwei (kreuzweise) die innere Einteilung(16)
für vier Seiten –, aber das hängt
vom Buchformat ab: Entspricht das volle Format nur einer Seite, so braucht
man keine innere Einteilung.« Im
nächsten Schritt wird die Druckform aufgefüllt und geschlossen.
»Das Schließen erfolgt«, so schreiben Grevin/Plantin
weiter, »mit hölzernem Schließzeug (verschiedenen
Stegen und Regletten) sowie Keilen, die den gesamten Satz von allen vier
Seiten nach innen zusammenpressen. Vorher wird er sauber in der Höhe
justiert.« (Ebd.) Die mit Kopf-, Außen-, Fuß- und
Bundstegen zusammengeschlossene Druckform kann dann die Setzerei verlassen
und dem Drucker zur Aufbewahrung und/oder zum Druck übergeben werden.
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