ie Technisierung des Schreibens
setzt nicht bei der Handbewegung an, sondern sie folgt einem anderen,
'umständlichen' Plan. Zunächst werden die auf einem Schriftmusterblatt
vorgezeichneten Buchstaben auf einen metallenen Stempel übertragen. Nach
der Gravur kann man mit diesem Stempel, der sog. Patrize,
durch Einschlagen in weicheres Metall einen Abdruck, die Matrize,
schaffen. Diese lässt sich als Gussform in Gutenbergs wohl wichtigste
Erfindung, das sog. 'Handgießinstrument', einspannen. Man gießt flüssiges
Blei in das Instrument und erhält nach dem Erkalten die Lettern.
Seite für Seite wird der schriftliche Text mit diesen 'Bleibuchstaben'
gesetzt, in Formen eingeschlossen und dann gemeinsam mit den Papierbögen
unter die Presse geschoben. Die ausgedruckten
Bögen, die die Presse verlassen, gehen zusammengelegt und gebunden
zum Leser.
Überblickt man
den hier skizzierten Weg vom Schriftentwurf bis zu den ausgedruckten Texten,
so fällt die Anwendung des Prinzips der mehrfachen Spiegelung (+/-) informativer
Muster ins Auge (vgl. Abb. rechts).
Aus einem Schriftmuster lassen sich viele
identische, aber in Relation zum Original seitenverkehrte Patrizen erzeugen.
Durch Einschlagen der Patrizen gewinnt man beliebig viele identische,
seitenrichtige Matrizen. Eine Matrize ermöglicht den Guss beliebig vieler
identischer, aber spiegelverkehrter Lettern. Diese schließlich erlauben
den Druck von Texten mit Schriftkonturen, die im Idealfall mit jenen des
Schriftmusterblattes identisch sind.
Gutenbergs Genie
liegt in diesem Punkt in seiner Sturheit, mit der er viermal einen im
Prinzip gleichen Vorgang wiederholt. Seine Technik erlaubt die Produktion
identischer Werkstücke mit einer Präzision, die zwar für das Industriezeitalter,
aber eben nicht für die vorherigen Produktionsformen typisch ist. Mit
dem Buchdruck beginnt der Siegeszug der standardisierten Massenproduktion. |