Das Prinzip der mehrfachen Spiegelung
   
Flussdiagramm - Gutenbergs Buchdruck und das Prinzip der mehrfachen Spiegelung

 
D.JPG (3642 Byte)ie Technisierung des Schreibens setzt nicht bei der Handbewegung an, sondern sie folgt einem anderen, 'umständlichen' Plan. Zunächst werden die auf einem Schriftmusterblatt vorgezeichneten Buchstaben auf einen metallenen Stempel übertragen. Nach der Gravur kann man mit diesem Stempel, der sog. Patrize, durch Einschlagen in weicheres Metall einen Abdruck, die Matrize, schaffen. Diese lässt sich als Gussform in Gutenbergs wohl wichtigste Erfindung, das sog. 'Handgießinstrument', einspannen. Man gießt flüssiges Blei in das Instrument und erhält nach dem Erkalten die Lettern. Seite für Seite wird der schriftliche Text mit diesen 'Bleibuchstaben' gesetzt, in Formen eingeschlossen und dann gemeinsam mit den Papierbögen unter die Presse geschoben. Die ausgedruckten Bögen, die die Presse verlassen, gehen zusammengelegt und gebunden zum Leser.

Überblickt man den hier skizzierten Weg vom Schriftentwurf bis zu den ausgedruckten Texten, so fällt die Anwendung des Prinzips der mehrfachen Spiegelung (+/-) informativer Muster ins Auge (vgl. Abb. rechts).
Aus einem Schriftmuster lassen sich viele identische, aber in Relation zum Original seitenverkehrte Patrizen erzeugen. Durch Einschlagen der Patrizen gewinnt man beliebig viele identische, seitenrichtige Matrizen. Eine Matrize ermöglicht den Guss beliebig vieler identischer, aber spiegelverkehrter Lettern. Diese schließlich erlauben den Druck von Texten mit Schriftkonturen, die im Idealfall mit jenen des Schriftmusterblattes identisch sind.

Gutenbergs Genie liegt in diesem Punkt in seiner Sturheit, mit der er viermal einen im Prinzip gleichen Vorgang wiederholt. Seine Technik erlaubt die Produktion identischer Werkstücke mit einer Präzision, die zwar für das Industriezeitalter, aber eben nicht für die vorherigen Produktionsformen typisch ist. Mit dem Buchdruck beginnt der Siegeszug der standardisierten Massenproduktion.

 

 

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