Listen und Rezepte
  Geschichte der Verschriftung
 
Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Bedeutung der „Listen“ für die Entwicklung schriftsprachlicher Kulturen findet sich im Kapitel 5 „What's in a list?“ von J. Goodys Buch „The Domestication of the Savage Mind“.
 (Cambridge Uni Press 1977)
 
„Particularly in the early phases of written cultures in the first fifteen hundred years of man's documented history, such materials (administrative und wirtschaftliche Aufzeichnungen, die den Löwenanteil der Keilschriftfunde ausmachten) are often presented in a form which is very different from that of ordinary speech, indeed of almost any speech. And the most characteristic from ist something that rarely occurs in oral discourse at all (though it sometimes appears in ritual), namely, the list.“
 
Daraus kann man einige Schlussfolgerungen ziehen:
 
1. Die ersten (hand)schriftlichen Texte sind listen- oder rezeptartig.
2. Ihre Funktion ist eher eine mnemische (gedächtnisentlastende) als eine kommunikative.
3. Zumindest werden sie nie face-to-tace Kommunikationssituationen „gesprochen“.
4. Man kann auch nicht davon sprechen, dass die ersten schriftlichen Texte eine „Übersetzung“ von gesprochenen Texten gewesen sind. Wenn die ersten schriftlichen Texte listen- und rezeptförmig gewesen sind und ihre Organisationsprinzipien nicht aus der gesprochenen Sprache übernommen sind, dann müssen wir in Ihnen eine eigentümliche Keimform eben der spezifisch schriftsprachlichen Darstellung sehen.
 

Zusammenfassung
 

 

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