![]() |
Modelle über die Verknüpfung der Parameter der ökologischen Kulturgeschichte |
Neben der getrennten Beschreibung von historischen Bewegungen unter den einzelnen Perspektiven (Substitution, Akkumulation, Reproduktion) kann in einem weiteren Schritt auch deren Zusammenwirken untersucht werden. Gehen wir dabei von der Idee des Fließgleichgewichts zwischen den Prozesstypen aus, betreiben wir ökologische Mediengeschichte. |
So wie die Ergebnisse der dreidimensionalen Beschreibung synchroner kommunikativer Phänomene lassen sich auch die kulturhistorischen Analyseergebnisse als endloses Band verknoten. Das Knotenmodell kann die Vorstellung gut visualisieren, dass es fließende Übergänge zwischen den drei Grundformen der Bewegung gibt. |
Die Dynamik des Wechsels zwischen kulturellen Epochen kann auf allen 3 Parametern ansetzen. Man kann sie als Veränderung des Fließgleichgewichts, als Eroberung neuer Stufen oder als exponentielle Steigerung von kulturellen Gütern bzw. als Beschleunigung kultureller Prozesse beschreiben. Vollständig werden solche Beschreibungen erst, wenn alle drei Parameter als Perspektive genutzt werden. Es existieren aber auch andere Modelle über die Verknüpfung der drei Prozesstypen/geschichtlichen Parameter. Alle drei Parameter verknüpft das psychologische Phasenmodell, das zur Beschreibung von Ablöseprozessen in Gruppen und zwischen den Generationen entwickelt wurde: |
![]() |
Abhängigkeit (Mehr vom Selben) | |
![]() |
Gegenabhängigkeit (Revolte, Erneuerung) | |
![]() |
Autonomie (Balance auf neuem Prozessniveau) |
Es verlangt entsprechend eine Beschreibung der kommunikativen Phänomene unter allen 3 Perspektiven. In ähnlicher Weise verknüpft auch das technik-soziologische Konzept von Innovation (z. B. technische Erfindung), Ausbreitung und Institutionalisierung die 3 grundsätzlichen historischen Prozesstypen.[1] Der Einstieg in den Veränderungszyklus erfolgt allerdings anders als beim gruppendynamischen Modell meist bei der Innovation, und die Entwicklung geht dann über den Wachstumsparameter zur Bewahrung und Reproduktion. Letztlich ist es eine empirische Frage, wo der kulturelle Prozess beginnt. Die Innovationsspirale kann grundsätzlich an jedem Ereignis/Prozesstyp ansetzen. |
Diese Balance zwischen den Extremen 'Bewahren/Wachsen' und 'Vernichten/Erneuern' widerspiegelt die paradoxe Spannung jeglicher Kommunikation: Einerseits setzt sie Gemeinsamkeiten, 'Bewährtes' zwischen den Partnern voraus, andererseits kommt sie nur in Gang, weil Informationsunterschiede zwischen den Kommunikatoren vorhanden sind, die ausgeglichen werden sollen. Oder anders: gute Kommunikation ist eine Entwicklungsgeschichte, weniger gute verstärkt oder wiederholt oder vernichtet bloß. |
[1] W. Rammert, Technik aus soziologischer Perspektive, Opladen 1993, S. 45 |