Die Geschichte der Technisierung der Bildverarbeitung
   
Es bedeutete eine entscheidende Umorientierung, als man sich im Spätmittelalter entschloss, die visuelle Informationsverarbeitung, von der Wahrnehmung bis zur Bildreproduktion, aus den anderen Formen der psychischen Verarbeitung herauszulösen. Bis in unsere unmittelbare Gegenwart lautete das kulturelle Entwicklungsprinzip nunmehr: Spezialisierung und Beschränkung auf einem Sinn bzw. Informationstyp. Erst neuerdings geht es wieder um Integration - und zwar auf der Basis von elektronischen Prozessoren.
 
Alle Instrumente, die an die optische Wahrnehmung ansetzen, und die teilweise ja schon eine lange Geschichte haben, sind Mittel der einseitigen Entwicklung und Ausdifferenzierung der ,Augen': Richtscheid, Visierstab, Jakobsstab:
Abb: der Jakobsstab
 
Die Glasscheibe des Bruneleschi, das Vetro Tranceyenten des L. B. Alberti (1435) und dann natürlich auch die Zeichenvorrichtungen Albrecht Dürers und schließlich die Camera obscura.
Diese Hilfsmittel der ,Augenmessung' dienen dazu, dem Menschen die Konzentration auf den einen visuellen Sensor und die von ihm erzeugten Informationen zu erleichtern. Es entsteht - zunächst in den italienischen Bauhütten - das Ideal der Bildreproduktion, das dann später durch den Fotoapparat technisch realisiert wurde: Die Abbildung soll durch regelgerechte Transformationen aus den vom Beobachter wahrgenommenen Lichtreflexen - und nur aus ihnen - gewonnen werden. ,Wahre Abbildungen' sind solche, die zu dem visuellen Sinneseindruck nichts hinzutun, wie schon Dürer immer wieder betonte.

 

 

 

 

www.kommunikative-welt.de Geschichte ©Michael Giesecke