Verschiedene Übersetzungen der Beschreibung über die Erfindung der ‚Tonlettern’ des Pi Sheng 畢昇 in „Meng chi pi tan 夢溪筆談 (jap. Mukeihitsudan)“von Schen Kua 沈括(1030-1094)
 

Chinesische Quelle

Zit. nach: Kawase Kazuma: zôho kokatsujiban no kenkyû. Tôkyô 1967, S.167.

慶暦中有布畢昇為。其法用膠泥刻字、薄如銭唇。毎字為一印、火焼令堅。先設一鉄板、其上以松脂蝋和紙灰類冐之。欲印、則以一鐵範置鐵板上、及密布字印、満鐵範為一板、持就火煬之。藥稍鎔、則以一平板按其面、則平如砥。若止印三二本、未為簡易。若印數十百千本、則極為神速。常作二鐵板、一板印刷、一板巳自布。此印者畢、則第二板巳具、更互用之、瞬息可就。毎一字皆有数。如之也等字、毎字有二十余。以備一板。内有重複者、不用則以紙帖之。毎為一帖。木格貯之。有奇字素無備者旋刻之。以草火焼。瞬息可成。不以木為之者、木理有疏密、沽水則高下不平、兼與藥相粘、不可取。不若燔土、用訖再火、令藥溶、以手拂之、其自落、殊不沾汚。

 
 

Japanisch
Chinkatsu: Mukeihitsudan. Bd.2. Tôkyô  1979, S.183f.

慶暦年間(1041-1048)、民間人の畢昇がさらに活字による印刷をはじめた。その方法は、膠泥を使って字を刻み、銅銭の縁のように薄くし、一字ごとに一活字として、火で堅く焼いておく

まず鉄板一枚を置き、その上を松脂、臘、紙の灰を混ぜ合わせておおう。印刷しようとすれば、鉄のを鉄板の上に置き、それから(範の中に活字を一面に敷き詰める。鉄範いっぱいを一板とし、そのまま火であぶる。薬 松脂や灰)がとけはじめると、平らな板でその表面をおさえれば、各字は砥石のように平らになる。極く僅かな印刷の場合には、簡単で便利というわけにはいかぬが、何百何千と刷るとなると、驚くほど迅速にできる。

いつも二枚の鉄板を用意しておき、一板で印刷している間に、次の一板にはがならべられる。先の板の印刷が終わるとすぐに次の板がでてくる。かわるがわるこのようにしてやれば、瞬く間に刷りあげることができる。

一字ごとに数個の活字があり、「之」や「也」などのような字は、各々二十数箇あって、一板の中での重複使用にそなえる。使わない時は、紙の付箋をつけ、韻ごとにひとまとめにして、木のケースに収納しておく。普段用意していない珍しい字は、必要に応じて刻字し、の火で焼くとすぐに作ることができる。

木で活字を作らぬわけは、木目に疎密があること、水を含むと高低が平らかにならず、また薬でねばってしまってとり出すことができなくなるためである。土で焼いたものの方が、使い終わればまた暖めて薬をとかし、手で払いのけると簡単に落ち、少しもふくらんだり汚れたりしない点ですぐれている。

 

Englisch

Thomas Francis Carter: The Invention of Printing in China and its Spread westward. 2. ed., rev. by L. Carrington Goodrich. New York 1955, 211f. Zit. nach: Pow-Key Sohn: Printing in China. In: Hans Widmann: Der gegenwärtige Stand der Gutenberg-Forschunng. Stuttgart 1972, S.211-215, hier S.212.

 

During the period of Chi’ing-li [1041-48] Pi Shêng, a man of the common people, invented movable Type. His method was as follows: He took sticky clay (chao-ni) an cut in it characters as thin as the edge of a copper coin. Each character formed as it were a single Type. He baked them in the fire to make them hard. He had previously prepared an iron plate and he had covered this plate with a mixture of pine resin, wax, and paper ashes. When he wished to print, he took an iron frame and set it on the iron plate. In this he placed the type, set close together. When the frame was full, the whole made one solid block of type. He then placed it near the fire to warm it. When the paste [at the back] was slightly melted, he took a smooth board and pressed it over the surface, so that the block of type became as even as a whetstone.

If one were to print only two or three copies, this method would be neither convenient nor quick. But for printing hundreds or thousands of copies, it was marvelously [lit. “divinely”] quick. While the impression was being made from the one form, the type were being put in place on the other. When the printing of the one form was finished, the other was all ready. In this way the two forms alternated and the printing was done with great rapidity.

For each character there were several type, and for certain common characters there were twenty or more type each, in order to be prepared for the repetition of characters on the same page. When the characters were not in use, he had them arranged with prepared labels, one label for words of each rhyme-group, and thus kept them in wooden cases. If any rare character appeared that had not been prepared in advance, it was cut as needed and baked with [a fire of] straw. In a moment it was finish.

The reason why he did not use wood is because the tissue of wood is sometimes coarse and sometimes fine, and wood also absorbs moisture, so that the form when set up would be uneven. Also the wood would have stuck in the paste and could not readily have been pulled out. So it was better to use burnt earthenware. When the printing was finished, the form was again brought near the fire to allow the paste to melt, and then cleansed with the hand, so that the type fell of themselves and were not in the least soiled.

 

Deutsch

R. Stübe: Die Erfindung des Druckens in China und seine Verbreitung in Ostasien. In: Gb-Jb 1918. S.82-93, hier S.85f.

 

In der Periode King-Li (1041 bis 1049) erfand ein Mann aus dem Volke, ein Schmied, Namens Pi Schen, eine neue Art, mit Platten zu drucken, die ho-pan (d.h. ‚bewegliche Platten’) hießen. (Darunter können nur Platten verstanden werden, die aus beweglichen Typen gebildet wurden, wie die weitere Beschreibung ergibt.) Er nahm eine Masse von feiner und leimartiger Erde und formte daraus regelmäßige Platten, so dünn wie die Tsien genannten Geldstücke und gravierte in sie die gebräuchlichsten Schriftzeichen. Für jedes Schriftzeichen machte er eine Marke (d.h. Type), dann ließ er diese Marken in Feuer brennen, um sie zu härten. Er stellte anfangs eine Einsenplatte auf eine Tafel und überstrich sie mit einem leicht schmelzbaren Kitt, der aus Harz, Wachs und Kalk zusammengesetzt war. Wenn er drucken wollte, nahm er einen eisernen Rahmen, dessen innere Fläche durch dünne Eisenstreifen senkrecht geteilt war (die chinesische Schrift verläuft in Kolumnen von oben nach unten, die einzelnen Kolumnen schließen sich von rechts nach links aneinander). Diesen Eisenrahmen stellte er auf die eiserne Platte, und darauf ordnete er die Typen, indem er sie eng mit gegeneinander presste. Jeder (so mit Typen) gefüllte Rahmen bildete eine Druckplatte. Er nahm diese Platte, brachte sie nahe aus Feuer, um den Kitt („Mastix“ [Harz, S.Y.]) ein wenig zergehen zu lassen. Auf diese Zusammenfügung (der Typen in Kitt) drückte er dann eine vollkommen glatte Holzplatte. Dadurch wurden die Typen, indem sie darum gehandelt hätte, zwei oder drei Exemplare desselben Werkes zu drucken, wäre dieses Verfahren weder bequem noch rasch gewesen. Aber wenn man Exemplare nach Zehnern, Hunderten oder Tausenden abziehen wollte, wurde der Druck mit wunderbarer Schnelligkeit ausgeführt. Gewöhnlich bediente man sich zweier Eisenplatten und zweier Rahmen. Während man mit der einen der beiden Platten druckte, war die andere bereits mit ihrem Text versehen. War der Druck jedes Blattes vollzog sich in einem Augenblick. Für jedes Schriftzeichen waren stets mehrere Typen hergestellt, und zwar bis 20 Typen von den häufigsten Zeichen, um die Worte wieder geben zu können, die sich auf einer Platte mehrfach wiederholten. Wenn man diese mehrfach vorhandenen Typen nicht brauchte, bewahrte man sie in Papier geschlagen auf.

Die Schriftzeichen waren nach dem Ton geordnet (die für jedes chinesische Wort feststehend ist), und alle Zeichen jedes Tones waren in besonderen Kästen geordnet. Wenn es zufällig geschah, dass ein seltenes Schriftzeichen nicht vorher hergestellt war, so schnitt man es sofort aus, ließ es sich an einem Strohfeuer härten, und man konnte sich seiner sofort bedienen. Der Grund, der den Erfinder hinderte, Holztypen zu benutzen, lag darin, dass die Substanz der Hölzer bald porös, bald hart ist; ist sie einmal mit Wasser durchsetzt, so würden die Typen ungleich werden. Vor allem würden sie, wenn sie einmal mit dem harzhaltigen Kitt verbunden sind, nicht wieder herausgelöst werden können, um zu einem neuen Satz zu dienen. Es war also weit besser, Typen aus einer Masse gebrannter Erde zu benutzen. Hatte man den Abdruck von einer Platte vollendet, so erhitzte man sie aufs neue, um das Bindemittel schmelzen zu lassen, und man kehrte die Typen zusammen, die sich von selbst loslösten, ohne den geringsten Teil von Kitt oder Schmutzt an sich zu behalten.

 

Bemerkung zur Übersetzung bei Carter / Goodrich

Die Übersetzung ist in Bezug auf zwei Begriffen problematisch.
Zum einen ist die Übersetzung des Zeichens ‚’ in ‚type’ und ‚Type’. Das Zeichen stellt als Substantiv eigentlich ‚Siegel’, ‚Stempel’, ‚Kennzeichen’ usw. und als Verb ‚Drucken’. Es bedeutet im alltäglichen Wortgebrauch weder (Druck-)Schrift noch (Druck-)Type. Die einheitliche Übersetzung der Wörter (=Siegel, =Schrift, 字印=Schriftsiegel) als ‚type’ gründet somit auf der Textinterpretation der Quelle einerseits[1] und auf der begrifflichen Reduktion des Terminus “type” von der ursprünglich europäischen Bedeutung andererseits.

Zum anderen ist die Übersetzung des Begriffs „chin. Huo-pan, jap. Kappan 活板” als ‘movable type’, die die standardisierte Übersetzung von heute ist. Nach dem etymologieähnlichen Zeichenkunde stellt das erste Zeichen als Adjektiv ‚lebendig’. Das zweite bedeutet ‚Holzplatte bzw. –brock’ und davon abgeleitet, drucktechnisch ‚(hölzerne) Druckplatte’. Wortwörtlich stellt damit dieser Begriff ‚lebendige Holzplatte’ dar. Weil die chinesische Schriftsprache kein Suffix für Plural kennt, ist es schwer zu beurteilen, ob das zweite Zeichen eine ‚Druckplatte’ in Form des Singulars oder einzelnen ‚Schriftstempelplatten’ in Form des Plurals zeigt. Jedoch lässt es sich vom Wortgebrauch des Sheng Kua zu beurteilen, dass der Begriff eher mit der Druckplatte als mit der Druckplatte (d.h. Druckform) bezieht, weil die einzelschriftliche Stempel immer als ‚Siegel’, ‚Schrift’ oder ‚Schriftsiegel’ dargestellt werden. Wenn diese stimmt, stellt dieser Begriff ‚活板’ wortwörtlich ‚die lebendige Holz- bzw. Druckplatte’ und in der davon abgeleiteten Bedeutung ‚die bewegliche Druckform’.

 

Erläuterung der basalen drucktechnischen Begriffen in Japanisch (Im Auswahl)

印刷 In-satsu (Drucken und Drucke)

Das erste Zeichen In stellt als Verb ‚Drucken’ dar und als Subsatantiv ‚Siegel’. Das zweite satsu, das ein Synonym für (s.u.) ist, bedeutet ‚Reiben’. Das Kompositum 印刷 In-satsu gewann historisch die Bedeutung des ‚Drucken’ im allgemeinen Sinne wie folgendes 摺るSu-ru.

 

摺るbzw. 刷るSu-ru (japanischer Begriff)

Das Zeichen 摺 (刷)bedeutet eigentlich ‚Reiben’, ‚Feilen’, ‚Polieren’.

Weil das ostasiatische Druckverfahren immer ‘Reiberdruckverfahren’ gewesen war, konnotierte und konnotiert dieser Begriff historisch “Drucken” im Sinne der maschinellen sowie manuellen Vervielfältigung der visuellen Zeichen.

Als Verb (Reiben) kann daher in der Gegenwart unabhängig von den technischen Unterschieden der Druckverfahren solche Vervielfältigung darstellen. Zum Beispiel sagt man auf Japanisch „Mit dem Letterndruck (,Katsuji’) reibt (i.S. ‚druckt’) man die Bücher“, wobei die Typographie gemeint ist.

 

Han (später )

Das Zeichen bedeutet ursprünglich ‚Brett’, ‚Holzbrett’, ‚Holzplatte’ ‚Tafel’ usf. und konnotierte daher druckhistorisch „(hölzerne) Druckplatte bzw. Druckblock“. Im Laufe der Zeit kam anstelle (Holzplatte) das Zeichen vor, das nichts als ‚Druckplatte’ zeigt.

In Bezug auf der Typographie benutzt man Han auch für die typographische ‚Druckform’.

In der Publikation bedeutet Han ‚Auflage’, sodass ‚erste Auflage’ ‚Dai-ichi-han’ (dai-ich = erste) genannt wird.

 

活字Katsu-j

Der Begriff stellt in der Gegenwart ganz allgemein ‚Letter (Druckschrift und Drucktype)’. Das erste Zeichen katsu konnotiert ganz allgemein ‚Lebendig’ bzw. ‚Lebendigkeit’. (Nach dem Wörterbuch kann dieses Zeichen folgende Bedeutungen darstellen: am Leben sein | voller Aktivität sein | Gewinn bringen | wirkungsvoll sein | wiederbeleben | einpflanzen (Pflanzen)). Das letzte Zeichen ji stellt ‚Schrift’ dar.

Daher lässt sich ‚Katsuji’ folgenderweise interpretieren:

1)     ‚lebendige Schrift’ (Dabei die Beweglichkeit bzw. Kombinierbarkeit der einzelnen Holzstempel auf einer Druckform wird betont)

2)     ‚wiederzubelebende Schirt’ (Fokussierung auf die Wiederanwendbarkeit der Holzstempel. Es ist aber eine populärwissenschaftliche, etymologisch nicht unbedingt richtige Interpretation von der späteren Zeit.)

Nach dem jetzigen Stand der Untersuchung wird der Begriff ‚Katsuji’ (chin. hua zi) erst bei der Beschreibung der beweglichen Holzstempel vom 1313 zu sehen, der die sogenannte ‚bewegliche Holzletter’ erfunden hat.

 

活板 Ka-ppan (später als 活版)

bedeutet heute Buchdruckerkunst, Buchdruck und Typographie.

Wie beim Katsuji bedeutet dieser Begriff 活板 wortwörtlich ‚lebendige Holz- und Druckplatte’. Später schreibt man auch für Kappan 活版.

Nach der Meiji-Zeit stellt aber dieser Begriff eindeutig „Typographie“ dar, sodass ein Kompostitum Kappan-insatsu 活版印刷(kappan = Typographie + insatsu = Druck) ‚Buchdruck’ darstellt.

 

木活字 Ki-katsuji

Das erste Zeichen stellt ‚Holz’ dar. Wortwörtlich bedeutet dieser Begriff Ki-katsuji ‚hölzernes Katsuji’ d.h. ‚hölzerne lebendige Schrift’. Philologisch benutzt man diesen Begriff spezifisch für diejenige Drucktätigkeit mit dem einschriftlichen Holzplatte Japans, die seit dem 17. Jahrhundert unter dem Einfluss des koreanischen Bronzestempels und der Typographie entstand.

 

一字 Ic—ij-iban

Ein historischer Ausdruck für Katsuji, den wohl nur in Japan gängig war. 一字 Ichiji bedeutet ‚eine Schrift’. Weil das Zeichen ‚(hölzerne) Druckplatte’ darstellt, ist Ich-ij-iban folgenderweise zu interpretiere als ‚Holz- und Druckform aus einzelnen Schriftplatten’. Dabei meint man die Druckform nicht den Stempel.

Offensichtlich betont man bei der Bezeichnung diejenige Beschaffenheit der Druckform, welche mit den einzelnen Elementen (‚einschriftliche’ Holzstempel) erfüllt werden muss.

 

植字板 Ue-ji-ban: die Schrift eingepflanzte Druckform

Ein historischer Ausdruck für Katsuji. Das erste Zeichen bedeutet ‚pflanzen’ bzw. ‚einpflanzen’. Das zweite stellt ‚Schrift’. Daher bedeutet dieser Begriff Uejiban‚ die Schriften eingepflanzte bzw. einzupflanzende hölzerne Druckform’.

Das Kompositum 植字 auch Shokuji genannt benutzt man für ‚Setzen (Schriftsetzen)’.



 

[1] Dass Shen Kua das Einschriftsiegel als Siegel dargestellt hat, kann auch als sein metaphorisches Verständnis für neue Drucktechnik interpretiert werden. Zwar jene Metaphorik, die man in Bezug auf den alten Medienbegriffen das neue Medium in seiner Wahrnehmung zuordnet wie Schreibenmit PC. Etwa 300 Jahren später, 1313  beschreibt der Erfinder des hölzernen Einzelstempeldrucks, Ôtei mit dem neuen spezifischen Begriff huo-zi, jap. Katsuji 活字“ die einzelschriftliche Platte. Siehe „Anhang 1“ auf diesem Dokument.

 
 
 
 

 

 

 

 

 

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