![]() |
Über Telegraphentechnologie zum Walzenphonograph |
Der nächste, entscheidende Schritt ist die Ausnutzung der neuen,
akustischen Erkenntnisse, wie sie sich vor allem auch in der Telegraphentechnologie
niedergeschlagen haben. Es stellte sich die Aufgabe, nicht mehr nur irgendwelche
(Musik)Instrumente in Bewegung zu setzen, sondern den natürlichen
Stimmenapparat des Menschen zu rekonstruieren und diesen zu bewegen. Die Qualität der Lautwiedergabe war schlecht. Edison hatte selbst
zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für das Speicherverfahren,
das er noch am 15. Dezember desselben Jahres (1877) zum Patent anmeldete,
im Kopf. Für eine Zeitschrift nennt er zehn Anwendungsformen: |
1. | Korrespondenz und jede Art von Diktat ohne Zuhilfenahme eines Stenographen. |
2. | Phonographische Bücher für Blinde, die von ihnen keinerlei Anstrengungen erfordern. |
3. | Unterrichtung in der Redekunst. |
4. | Musik. Ohne Zweifel wird der Phonograph weitgehend musikalischen Zwecken dienen. |
5. | Die Familienplatte: sie hält die Ausssprüche, die Stimmen und die letzten Worte von Familienmitgliedern wie der berühmter Männer fest. |
6. | Musikapparate, Spielzeug etc. Eine Puppe, die sprechen, singen, weinen oder lachen kann, die man den Kindern für das bevorstehende Weihnachtsfest versprechen kann. |
7. | Uhren, die mit Worten die Stunde des Tages ansagen, dich zum Mittagessen rufen, deinen Schatz um zehn Uhr nach Hause schicken etc. |
8. | Die Möglichkeit, die Sprache eines Washington, eines Lincoln, eines Gladstone zu konservieren. |
9. | Erzieherische Zwecke: zum Beispiel könnte man die Anweisungen des Lehrers aufnehmen, sodass der Schüler sie jederzeit zur Hand hat; zum Buchstabieren lernen. |
10. | Die Vervollkommnung oder doch
ein Fortschritt im Telephonwesen durch den Phonographen, indem das Instrument
zu einem Hilfsmittel bei der Übertragung von Protokollen wird." |
Die Idee, das Speichermedium selbst zu vervielfältigen und damit praktisch den Schritt vom Autographen zum Druckerzeugnis zu machen, kam ihm nicht. Der große Rivale Edisons, A.G. Bell, entwickelte
die 'Sprechmaschine' weiter, indem er die Schallschwingungen mit einem
Pressluftstrahl in die Rillen einer wachsüberzogenen Walze übertrug.
Das war 1882. Als man die Walze 1937 aus dem Safe holte, konnte man Bells
Stimme, die Hamlet rezitierte, noch gut hören. Er ist also der erste
Sterbliche, dessen Stimme der Nachwelt erhalten blieb. (Überprüfen
kann die Übereinstimmung freilich niemand mehr) Dies nun ist ein Problem, das uns in der Zukunft immer
weiter beschäftigen wird. Entweder wir "überspielen"
alle unsere relevanten Archive auf die jeweils neueste Technologie - oder
unsere Archive müssen notwendig zu technischen Museen werden. Wir
brauchen die (veraltete) Hardware, um die kompatibel abgespeicherten Infos
überhaupt rezipieren zu können. |
![]() |
Abb.: Edison-Phonographen |