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Vernetzung in 'Stammeskulturen' |
Jeder Stamm (und jede Gemeinschaft [Nexus] von Stämmen)
erhält seine Ordnung (u.a.) dadurch, dass nicht jedes Mitglied mit
jedem anderen zu jeder Zeit an jedem Ort über alles reden kann. Die
Selektionsbeschränkungen werden in Form von Ritualen, Rolle u.a. institutionalisiert/
festgeschrieben. Ausgeklügelte 'Verwandtschaftssysteme' legen beispielsweise-
auch nonverbale- Kontaktformen fest. Andererseits muss es immer wieder Kommunikationssituationen geben, in denen alle Stammesmitglieder (oder sogar alle Mitglieder des Nexus) anwesend sind, d.h. mindestens visuellen reziproken Kontakt herstellen können. Meist können in diesen Situationen auch alle das Gleiche hören. So entstehen Möglichkeiten synchroner Parallelverarbeitung von Information- Gemeinschaftserlebnisse. Heute nennt man solche kommunikativen Konstellationen 'Öffentlichkeit'. (Natürlich definiert jedes Kommunikationssystem selbst, wer zum System gehört, wer erreicht sein muss, damit 'Öffentlichkeit' als hergestellt gilt. → KS als selbstbeschreibende/ selbstreferentielle Systeme.) Wenn wir die Kulturgeschichte unter dem Gesichtspunkt der Vernetzung betrachten, müssen wir also zwei grundlegende Perspektiven verfolgen- und immer wieder deren gespannten Beziehungen berücksichtigen: |
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kommunikative Differenzierung, Asymmetrien der Vernetzung, Unterbrechen von Verbindungen, Ungleichzeitigkeiten. |
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Systembildung, vollständige Vernetzung (zumindest auf einzelnen Medienebenen) und Abgrenzung von- potenziellen- Kommunikatoren in der Umwelt. |
Bei noch so selektiver Vernetzung muss den Beteiligten
latent präsent sein, dass sie- und wer sonst noch-
zur Kommunikationsgesellschaft gehören. Andererseits muss in der
(manifesten) öffentlichen Kommunikation, die Tatsache (latent) präsent
bleiben, dass es Differenzierungen gibt. I. d. R. wird dies schon dadurch
erreicht, dass auch bei (stammes-) öffentlicher Kommunikation nicht
jeder gleich leichten Zugang zu den Informationen hat: manche sitzen weiter
hinten und hören und sehen weniger- und es ist festgelegt,
wer diese Nachteile immer wieder zu ertragen hat. Außerdem wechseln
die Protagonisten/Redner nicht gleichmäßig/demokratisch. Struktur erhalten die (öffentlichen) kommunikativen Netze also auch durch ungleiche Verteilungen von Rederechten und Informationsmöglichkeiten. |
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