Otfried von Weißenburg: Vernetzung durch Widmung
   
Wenn also ein Schreiber eine weite Verbreitung seines Textes anstrebte, so musste er sie möglichst hochgestellten Persönlichkeiten 'widmen'.
 
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diesem Sinne
wandte sich der
Weißenburger Mönch
Otfried (u. a.) nicht nur
an König Ludwig
('den Deutschen'),
sondern auch
an seinen unmittelbaren 'Vorgesetzten',
den Mainzer Bischof
Luitpert (863-889)
mit der Bitte um
Verbreitung bzw. um Approbation seines Evangelienbuches.

Es heißt dort:
 

 
D em durch Gottes Gnade zu höchster Würde gelangten Luitpert, Erzbischof zu Mainz, wünscht Otfried, nicht auf Grund eigener Würdigkeit, sondern kraft der Gelübde Mönch und geringer Priester, die Freude ewigen Lebens in Christo immerdar.
Eurer hervorragenden Gelehrsamkeit das vorliegende Buch zur Begutachtung übersendend, will ich Euch sogleich zu Beginn darlegen, warum ich gewagt habe, es zu schreiben.
 
D ieses Werk also wollte ich Eurer durchdringenden Klugheit zur Prüfung übersenden; auch deswegen wollte ich Eurer bischöflichen Würde und Weisheit, die einander entsprechend, dieses Buch anvertrauen, weil meine Wenigkeit ein kleiner Schüler Eures würdigen Amtsvorgängers, des Erzbischofs Hrabanus selig, gewesen ist. Wenn es vor den Augen Eurer Heiligkeit bestehen kann und Eure Heiligkeit es nicht ablehnend beurteilt, dann mögt Ihr kraft Eures Amtes gestatten, dass die Gläubigen es frei benützen dürfen. Wenn es aber nicht geeignet, das heißt meiner eigenen Unzulänglichkeit entsprechend erscheint, dann möge die gleiche verehrungswürdige und heilige Autorität es verurteilen.

Meine geringe Person vertraut in Demut ganz der Entscheidung Eures Urteils, wie immer es auch ausfällt.

 

 

www.kommunikative-welt.de Geschichte ©Michael Giesecke