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Druckerverleger und der Buchhandel im 15. Jh. |
Die überwiegende Mehrheit der Drucker vertrieb ihre Werke anfangs in einem geographisch eng begrenzten Raum, dem 'Umland’. Oftmals beschränkte sich dieses Umland auf den Wohnort oder gar die Arbeitsstätte des Druckers, die 'Gemaind’. Druckerwerkstatt, Verlag und Handel lagen in einer Hand. Diese Situation mag der Formschneider der frühesten uns bekannten Abbildungen einer 'Druckerei’ vor Augen gehabt haben. | ||
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Der Holzschnitt fasst Produktion und Vertrieb der Bücher
auf einem Bild zusammen. Der Vertrieb reduziert sich im Extremfall auf den
Weg zwischen der Druckerei und dem Verkaufstresen im Haus des Druckers/Verlegers.
In diesem Fall werden die Bücher nicht über Händler und Krämer
vertrieben, sondern die Käufer kommen zu den Büchern in die Werkstatt
des Druckers oder eines mit ihm zusammen arbeitenden Buchbinders hin. Günther Zainers Buchhändleranzeige aus dem Jahre 1477 schildert insofern eine typische Situation. Es heißt darin: „Wäre jemand hie, der zu kaufen begehrte etlich teutsch und getruckte Bücher, deren Namen hernach geschrieben steht, der komm in des schmidlins hus zu dem Gunthero, genant Zainer von Reutlingen, da findet er die und werdent im gegeben umb ain gleich ziemlich gelt: ein büchlein der sieben teutschen Psalmen, [etc]“. Beliebt waren für Verkaufsaktionen in fremden Orten die dortigen Wirtshäuser. Diese Praxis der Buchdrucker entspricht im wesentlichen den üblichen handwerklichen Produktions- und Vertriebsformen mittelalterlicher Städte. Das Handwerk arbeitet, wenn man die in den einzelnen Gewerbezweigen doch recht unterschiedlichen Gegebenheiten einmal nivelliert, in erster Linie für das städtische oder dörfliche Sozialsystem und erst in zweiter Linie für einen überregionalen 'Markt’. Den Fernhandel stellte man sich typischerweise als eine Vernetzung zwischen solchen (städtischen) Wirtschaftseinheiten, nicht als eine Vernetzung zwischen den einzelnen Produzenten und Konsumenten vor. Und man organisierte den Handel auch so, etwa wenn man, wie in Nürnberg, dem städtischen Rat das Außenhandelsmonopol übertrug oder die von außen kommenden Waren durch Repräsentanten der Stadt kontrollieren ließ. Diese Orientierung an der städtischen Umgebung und an konkreten Auftraggebern und Konsumenten teilten auch die frühen Autoren und Drucker, wie sich an vielen Äußerungen in Inkunabeln belegen lässt. |
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Vgl. M. Giesecke: Der Buchdruck in der frühen
Neuzeit. Ffm 1991, S. 365/6 |