Die Entstehung geistigen Eigentums und der Regeln seiner Veröffentlichung
   

Wenn sich radikal neue Medien in Kulturen durchsetzen, dann werden auch neue Produktions- und Distributionsformen erforderlich. Bei der Einführung des Buchdrucks wurden so marktwirtschaftliche Tauschprinzipien auch auf die Informationsmedien angewendet und Eigentumsvorstellungen aus Manufaktur und Handel auf die typographischen Medien, Informationen, Kodes und deren Produzenten übertragen. Gleichzeitig verändern sich die Vorstellungen darüber, was für die Kulturen informativ ist und wie Informationen erzeugt werden sollten. Kurz, alle wesentliche Begriffe, die Kommunikationswissenschaftler nutzen: Medien, Information und Kommunikatoren und deren Beziehungen, werden neu definiert und neu bewertet.


1.

Voraussetzung für die neuzeitliche Diskussion um Urheberrecht und geistiges Eigentum ist die Vertauschung des Stellenwerts von Informationsverbreitung  und Informationserzeugung in der Wertehierarchie und die Abwertung der Bewahrung/Speicherung von Informationen zugunsten der Veröffentlichung/Verbreitung von neuen Informationen. Vor und neben allen Programmänderungen (z.B. in Form von Rechten und Gesetzen) ist der Wertewandel in der Triade des Informationskreislaufs zu berücksichtigen.  

2. gewinnt die psychische und soziale Information aufkosten anderer Informationsarten an Bedeutung.(Folgeproblem ist die Suche nach einer Balance zwischen individuellem und nationalem Geist bzw. geistigem Eigentum, zwischen Veröffentlichung und Urheberschutz)
3. gilt für die Vernetzung: Je mehr soziale Kommunikatoren, je größer also die soziale Vernetzung, desto besser! Nichtmenschliche Kommunikatoren werden diskriminiert. Die Bestimmung der Größe der Kommunikationssysteme wird zum Problem (Nationenbildung).
4. Standardsprachen avancieren zum bevorzugte Kode – und damit dann auch gedruckte Texte zur Hauptspeicherform von geistigem Eigentum. Patent- und Urheberechte bedürfen der Schriftform ebenso wie die zu schützenden Werke.
5. In Deutschland dauerte diese Umstellung vom 15. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts und war von intensiven öffentlichen Diskussionen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen begleitet.
 

 

 

www.kommunikative-welt.de Geschichte ©Michael Giesecke