Da die Forschung auf weite Strecken
als Dialog abläuft und dieser immer (auch) selbstregulierend ist,
müssen die Forscher zu individueller und sozialer Selbstreflexion
in der Lage sein. Wer seiner eigenen Anteil an der Datenkonstitution,
seine Rolle in den Gruppendiskussionen, seine Wertmaßstäbe
u.s.f. nicht reflektieren mag, ist für die Verfahren der Kommunikativen
Sozialforschung ungeeignet.
Praktisch bedeutet dies, dass die Forscher psycho- und gruppendynamische
Kenntnisse brauchen. Da die berufsbezogene Selbsterfahrung in vielen Berufen
(Ärzte, Sozialarbeiter, Manager) mittlerweile zur Standardqualifikation
gehört, dürfte diese Anforderung eigentlich kein Erstaunen auslösen.
Im Gegenteil, es erscheint verwunderlich, dass in einem so interaktionsintensiven
Arbeitsbereich wie in der Sozial- und Kulturwissenschaft die Aus- und
Fortbildung in selbstreflexiven Techniken ausschließlich Privatsache
geblieben ist.
Arbeit unter Supervision -in der einen oder anderen (kreativen) Form-
gehört zum Ausbildungsweg in der Kommunikativen Sozialforschung.
Und sie ist natürlich auch in der praktischen Projektarbeit unverzichtbar.
Nun ist klar, dass sich diese Forderung nicht von heute auf morgen einlösen
lässt. Aber es gehört zu den unseeligen Erblasten der Buch-
und Industriekultur, dass es zwar erwartet wird in Forschungsprojekten
allerlei Mittel für die technische Optimierung der Auswertung nicht
aber für die selbstreflexive zu bewilligen. Supervisionshonorare
müssen als notwendige Grundausstattung angesehen werden. Wenn in
den Forscherteams nicht ausreichend geschulte Personen mitarbeiten, ist
Supervision unerlässlich.
|