Nutzen Praxisbezogene Ergebnisse
   

Häufig wird gegen die qualitative Sozialforschung ins Feld geführt, sie sei nur am Einzelfall orientiert und ihre Ergebnisse seien deshalb kaum verallgemeinbar. Dieser Vorwurf ist häufig berechtigt. Aber er lässt sich auch gegen zahlreiche statistische Untersuchungen erheben.

 

Diese Tatsache hat aber nichts mit dem Ansatz als solchem zu tun sondern vielmehr mit speziellen, aus der Wissenschaftsgeschichte herrührenden Profilierungszwängen und mehr noch mit dem 'jugendlichen' Entwicklungsstand der ganzen Richtung. Sie steht heute dort, wo sich die Botanik im 16. Jh. befand. Sie kann erst für ganz wenige soziale Phänomene 'Artmodelle' vorlegen und begnügt sich im übrigen in der Tat mit mehr oder weniger künstlerischen Beschreibungen einzelner Exemplare.

 

Andererseits sind Fortschritte unübersehbar: Immer mehr Institutionen werden in ihren gattungsspezifischen informationsverarbeitenden Prozessen erfasst und es steht zu erwarten, dass sich mittelfristig allgemeine Modelle für die Deskription und Unterscheidung herauskristallisieren werden.

 

Ein Beispiel für ein solches Modell auf einem Spezifitätsniveau jenseits eines konkreten empirischen Exemplars ist das Modell der Normalform der Supervision, welches wir in den letzten 15 Jahren schrittweise entwickelt und immer wieder ergänzt haben.

 

Solche Normalformmodelle können in die Praxis, aus der sie rekonstruiert wurden, rückgekoppelt werden und dort als handlungs- und wahrnehmungsleitende Programme dienen. (Ausbildung von sozialer Kompetenz von Experten)
 
Je nach den konkreten Umweltbedingungen, weicht das Geschehen in den sozialen Systemen mehr oder weniger von den normalen Programmstrukturen (Artmodell!) ab. Auch dieser Umgang mit Störungen lässt sich untersuchen, beschreiben und lernen.


www.kommunikative-welt.de Methoden ©Michael Giesecke