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Grundprinzipien kommunikativer Forschung |
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Als Objekte kommunikationswissenschaftlicher
Forschung kommen nur kommunikative Netzwerke, Systeme und Medien in Frage. Phänomene des Alltags und Objekte anderer Disziplinen müssen entsprechend uminterpretiert/modelliert werden (Metaperspektive). Bei der Datenerhebung ist darauf zu achten, dass alle wichtigen Elemente kommunikativer Netzwerke repräsentiert sind. (Prinzip der Vervollständigung von Daten). Natur und Technik können nur erforscht werden, insoweit sie Teil (z. B. Medium, Sensor, Verstärker ....), Spiegel oder/und relevante Umwelt der untersuchten Menschen oder Kulturen sind. |
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Der gesamte Forschungsprozess
ist als kooperative Informationsverarbeitung (Kommunikation) zu gestalten.
Dabei gibt es eine Präferenz für multimediale, rückkopplungsintensive
face-to-face-Gruppengespräche (Dialog). Kommunikative Forschung hat nicht nur Kommunikation zum Gegenstand, sondern sie organisiert auch den Forschungsprozess als Kommunikation. |
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Forschungssysteme sind als Netzwerk
von Forscherteam, Auftraggeber und Untersuchungsobjekte zu gestalten! Systeme, die nicht erforscht werden wollen oder nicht zur Mitarbeit bereit sind, können nicht kommunikativ erforscht werden, sondern nur in der traditionellen Weise beobachtet und analysiert werden. (Kontrakt und Projektmanagement, Triangulation und Rückkopplung, Intervention und Verantwortung, Autonomie.) Jede Kommunikation, auch die kommunikative Datenerhebung und –auswertung verändert die beteiligten Informationssysteme (Forschung als Intervention, als Aktionsforschung). Die Ein- und Auswirkungen sollen nicht verdrängt, sondern aktiv gestaltet werden. Die Autonomie der untersuchten Personen muss respektiert werden. |
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Spiegelungen zwischen und in
den Elementen des Forschungssystems sollen als Datenmaterial und Erkenntnisinstrument
genutzt werden! Dahinter steht die Vorstellung, dass die untersuchten Systeme Repräsentanten (Mikrokosmos) eines Makrokosmos gleichartiger Systeme sind. Jedes Element und jedes Teilsystem von komplexen kommunikativen Netzwerken widerspiegelt die Strukturen des Gesamtsystems. (Holographisches Prinzip) Deshalb können Mikroanalysen die Dynamik, Komplexität und Differenzierung von Makrosystemen aufdecken. Spiegelungsphänomene lassen sich am ehesten als Erkenntnisinstrument nutzen, wenn die sich spiegelnden Systeme gleichartig (Homomorphie) sind. Die Komplexität des Forscherteams und des Forschungssystems sollte also jener des untersuchten Systems angemessen sein. |
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Gebot der Mehrfachbeschreibung
(3D) Wenn wir den Forschungsprozess als Kommunikation begreifen und diesen als Informationsverarbeitung, Vernetzung und Spiegelung, dann können wir die Forschung dreifach gestalten und beschreiben (genauso wie die untersuchten Phänomene). Die Programme/Beschreibungen können sich wechselseitig korrigieren. (ökologische Beschreibungen, 3D-Modelle) |
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Gebot der Multimedialität Menschliche und kulturelle Kommunikation ist ein multimedialer und synästhetischer Prozess. Die Informationen emergieren auf verschiedenen Ebenen. Deshalb müssen auch multimediale Formen der Datenerhebung, schichtenweises Vorgehen bei der Auswertung, Verknüpfung von kognitiven und affektiven Prozessen angestrebt werden. Die Datenerhebung und –auswertung wird in der Regel elektronisch aufgezeichnet und ausschnittweise transkribiert. (Mehrfache Repräsentation von Daten) |
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Gebot der Selbstbeschreibung Alle Kommunikationssysteme sind selbstbeschreibende und selbstreflexive Systeme. Dies gilt für die untersuchten Phänomene ebenso wie für das Forschungssystem. Die Selbstbeschreibungen müssen erhoben und respektiert werden: rekonstruktives Herangehen, Erhebung selbstreflexiver Daten, Vervollständigung der Datenbasis um selbstreflexive Informationen. Insgesamt müssen die Modelle über die Gegenstände der Forschung auch auf das Forschungssystem und seine Arbeit angewendet werden. (Selbstreferentialität) |