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Das Forschungssystem als kommunizierendes System und die daraus entstehenden methodischen Konsequenzen |
Betrachtet man Forschung als kommunikativen Prozess
und erkennt die Elemente des Forschungssystems als informationsverarbeitende
und / oder kommunizierende Systeme an ergeben sich dadurch einige elementare
Konsequenzen. Betrachtet man beispielsweise das Forscherteam, so wäre der einzelne Forscher die theoretische Minimalform. Dieser lässt sich aber bestenfalls, wenn man seine intrapsychischen Vorgänge ins Auge fasst als ein (psychisches) Kommunikationssystem auffassen. Damit man die wissenschaftliche Untersuchungstätigkeit als ein Kommunikationssystem betrachten kann, ist es erforderlich, die Datenerhebung, -auswertung und -aufbereitung als Teamarbeit zu organisieren, mit mehreren Personen zusammenzuarbeiten. Für die Kommunikative Sozialforschung ist es charakteristisch, das sie versucht, alle Prozessoren als Kommunikationssysteme zu gestalten. Diese Bemühungen werden schon im ersten Schritt der Forschung, bei der Konstitution des Forschungssytems deutlich. Die Abgrenzung des Forschers von seiner Umwelt ist ein kommunikativer Prozess, in dem die Gespräche mit der Umwelt eingestellt und die innerhalb des Forschungssystems intensiviert werden. Die Kommunikative Sozialforschung, die Wechselwirkungen zwischen Forscher und Versuchspersonen nicht nur nicht zu verhindern versucht, sondern als elementar für sich begreift, kann sich nur als einmischende, teilnehmende und intervenierende Forschung verstehen. Es verändert sich durch die kommunikationstheoretische Sichtweise also nicht nur das Bild vom Forscher, sondern auch das Bild des zu untersuchenden Systems. So wird das zu untersuchende System nicht nur als Informationsmedium aufgefasst, das es aus der Distanz zu beobachten gilt, sondern Forscherteam und das beforschte System bilden zumindest phasenweise ein neues Kommunikationssystem, in dem sich beide reflektieren können. Durch diesen Kommunikations- und Selbstreflexionsprozess verändern sich die Elemente des Forschungssystems zwangsläufig und nach einer Transferphase auch deren Ursprungssysteme. Hier zeigt sich die Nähe der Kommunikativen Sozialforschung zur Beratung. Der Wirkung dieser intervenierenden Vorgehensweise sollten die Forscher Rechnung tragen, in dem sie die Veränderungen auf Seiten der VPs verantwortungsbewusst begleiten und (mit-) gestalten. |