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Überblick über die Komplexität und Dynamik des Forschungssystems |
Genauso wie der Kommunikationswissenschaftler seine Umwelt
als Ansammlung von informationsverarbeitenden Systemen sieht, so betrachtet
er auch seine Tätigkeit als systemerzeugenden Vorgang. Im Gegensatz
zu traditionellen wissenschaftstheoretischen Vorstellungen geht die Kommunikative
Sozialforschung nicht von der handelnden und erkennenden Forschungsperson
aus, sondern beschreibt die wissenschaftliche Arbeit als Forschungssystem
- und dieses natürlich wiederum als ein kommunizierendes und/oder informationsverarbeitendes
System. Betrachtet man das Forschungssystem und seine Elemente bzw. Subsysteme,
so sind das Forscherteam (FT), der / die Auftraggeber (AT) und das zu untersuchende
System (US) zu differenzieren. |
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Die Initiative zur Konstitution des Forschungssystems kann von jedem der Elemente des Forschungssystems ausgehen. So ist ein Forscherteam, dass an einer bestimmten Fragestellung interessiert ist und sich Geldgeber (AT) und zu untersuchende Systeme (US) sucht vorstellbar. Im universitären Alltag wird die Initiative eher von den Lehrenden (AT) ausgehen, die die Studenten (FT) im Rahmen von Seminar- oder Diplomarbeiten mit Forschungsprojekten beauftragen. Aber auch Institutionen, die Forschung in Auftrag geben, um z.B. mehr über eigene latente Programme oder Strukturen zu erfahren sind denkbar. Möglich ist weiterhin, dass die einzelnen Elemente des Forschungssystems nicht streng getrennt sind oder in Extremfällen zusammenfallen. So sind bei ratsuchenden Organisationen u.U. Auftraggeber und zu untersuchendes System identisch, bei universitären Forschungsprojekten fallen eventuell die Rollen Auftraggeber und Forschungsteam zusammen. Im Fall der Grundlagenforschung ist der Auftraggeber immer auch die wissenschaftliche Forschergemeinschaft. Die Konstitution des Forschungssystems kann nicht vollständig losgelöst vom restlichen Forschungsprozess betrachtet werden, da sie nur erfolgen kann, wenn Arbeitsaufgaben anderer Module wie z.B. dem Erstkontakt mit dem zu untersuchenden System abgewickelt werden. Die Konstitution des Forschungssystems manifestiert sich in einem Dreieckskontrakt, der das Ziel, die Rahmenbedingungen des Forschungsprojektes wie Dauer, Finanzierung, Laufzeit etc. festlegt und der den beteiligten Personen die spezifischen Rollen (FT, AT, US) und die dazu gehörenden charakteristischen Aufgaben zuweist. |