Fliesstext Der Zusammenhang zwischen narrativem Interview und der kommunikativen Interaktionsform Erzählen
   
Im Prinzip ist das Interview eine Gesprächsform, die es erlaubt, ganz verschiedene Kommunikationsstrategien zu verwenden.
Aus kommunikationstheoretischer Sicht spielen die Kooperationsformen 'Be-schreiben', 'Erzählen' und 'Argumentieren' dabei immer eine Rolle. Steht das Erzählen im Vordergrund spricht man vom 'narrativen' Interview; Beschreibungen sollen vor allem durch die üblichen standardisierten Interviews (Fragen) erzeugt werden und die eher argumentierenden Interviews, in denen die Beteiligten ihre jeweiligen Positionen gegeneinanderstellen, kennen wir aus den journalistischen Interviews.
Diese Vorüberlegung mag notwendig sein, weil im Kontext von wissenschaftlichen Arbeiten zumeist ausschließlich an 'beschreibende' Interviews gedacht wird. Es gibt aber keinen Grund, auf die anderen Interviewformen bei der Datenerhebung zu verzichten.
Das narrative Interview nutzt eine kommunikative Interaktionsform, die jedes Mitglied unserer Kulturgemeinschaft beherrscht, eben das Erzählen, für die Datenerhebung aus. Insofern ist dieses Interview ebenso wie viele andere Verfahren der Kommunikativen Sozialforschung aus einer Radikalisierung alltäglicher Formen der Informationsverarbeitung und Kommunikation entstanden. Bevor man sich mit dieser speziellen Form des Erzählens beschäftigen, empfiehlt es sich, zunächst auf das Normalformmodell alltäglichen Erzählens einzugehen.
Im zweiten Schritt können dann einige Besonderheiten dieses Modells hervorgehoben werden, die sich einstellen, wenn man es zum Zwecke der Datenerhebung in Forschungszusammenhängen funktionalisiert.
Das an anderer Stelle skizzierte Erzählmodell kann zugleich als Codierungsraster bei der Makroanalyse von Erzählungen in Gesprächen (Normalformanalyse) verwendet werden.

 

www.kommunikative-welt.de Methoden ©Michael Giesecke