Wenn man früher in den Sozialwissenschaften von 'Daten’ 
        sprach, so waren damit eigentlich immer schon verschriftete Informationen 
        gemeint: Der Forscher hatte etwas wahrgenommen, z. B. eine Antwort auf 
        seine Fragen gehört oder soziale Interaktion beobachtet und die Ergebnisse 
        dieser akustischen oder visuellen Erfahrung aufgeschrieben. Als Datum 
        galt nicht die psychische Repräsentation der wahrgenommen Umwelt, 
        sonder deren Fixierung in sprachlichen Texten, in Bildern und vor allem 
        natürlich in Zahlen. Der komplizierte Transformationsprozess von 
        dem physikalischen Medium über die psychische Repräsentation 
        wieder in das physikalische, sprachlich Medium konnte nur ganz rudimentär 
        reflektiert werden. 
        Liegen nun z. B. Tonaufzeichnungen vor, so wird die psychische 
        Repräsentation in gewisser Weise technisch substituiert. Wir haben 
        einen neuen Typus eines Datenspeichers – und damit ergeben sich 
        neue Möglichkeiten für die Reflexion und Kontrolle des Versprachlichungs- 
        und Verschriftlichungsprozesses der Daten. 
        Die Transformation von Informationen, die in einem 
        akustischen technischen Medium (Tonkassette) gespeichert sind, in das 
        visuelle skriptographische Medium nennt man ‚Transkription’. 
        Die Transkription ist, wie jede Informationsverarbeitung ein selektiver 
        und additiver Prozess. Im Prinzip ist das Transkribieren schon ein erster 
        Schritt in der Datenauswertung – und zwar ein mikroanalytischer. 
        Transkribieren schult das genaue Hinschauen auf die kommunikativen Prozesse 
        und sensibilisiert für die Mechanismen der Rede und ihre Störungen. 
        Es gibt je nach den Zwecken, die man mit der Datenerhebung verfolgt, unterschiedliche 
        Selektions- und Systematisierungsprogramme. Hinter allen diesen Programmen 
        stehen Kodetheorien und vielfältige theoretische Annahmen. 
           
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