Fliesstext Mögliche Zugänge bei der Rekonstruktion der Bedeutungszuschreibung für die psychischen Systeme der am Gespräch beteiligten Individuen
   
Will man die Bedeutung einzelner Äußerungen für das psychische System der beteiligten Individuen rekonstruieren, so gibt es im wesentlichen zwei Möglichkeiten. Zunächst einmal kann man nach expliziten Manifestierungen des Verstehens der Beteiligten suchen. D.h. man sucht nach Äußerungen, in denen die Beteiligten Selbstbeschreibungen ihres Verstehens vornehmen, ihre eigenen Lesarten in ähnlicher Weise ausbuchstabieren, wie dies die Forscher in der vorangehenden Phase auch getan haben. Solche expliziten Paraphrasierungen, metasprachliche Äußerungen, (Verstehensexplikationen) sind eher selten.
Hinter dem zweiten Zugang steht die theoretische Annahme, dass sich die Individualität des psychischen Systems vor allem in Abweichungen von den sozialen Normen zeigt. Dieser Grundannahme hängen praktisch alle therapeutischen Schulen und folglich auch diejenigen wissenschaftlichen Methoden an, die sich als eine Rekonstruktion therapeutischen Verstehens herausgebildet haben. Dies gilt für die psychoanalytischen und darauf aufbauenden hermeneutischen Ansätze (Lorenzer, Oevermann) ebenso wie für das sogenannte ‘Metamodell’ mit dem Bandler und Grinder die Schule des neurolinguistischen Programmierens begründet haben.
 
Bandler und Grinder nennen folgende Abweichungen von den sozial akzeptierten Formen sprachlichen Verhaltens als Indikatoren für den Ausdruck individueller seelischer Vorgänge:
Tilgung Übung
Verzerrung ÜbungBeispiel
Generalisierung ÜbungBeispiel
Substantivierung Beispiel
syntaktische Unvollständigkeit Beispiel
unklare Valenz des Verbes Übung
unaufgeklärte Präpositionen [und Pronomen]
Verletzung semantischer Regeln der Wohlgeformtheit.
 
(Vgl. Richard Bandler/John Grinder: Metasprache und Psychotherapie. Die Struktur der Magie 1. Paderborn 1990, S. 63ff)
 
Das Vorgehen und die Erläuterungen von Bandler und Grinder sind selbst dann hilfreich, wenn man das von ihnen zugrunde gelegte transformationsgrammatische Modell nicht akzeptiert. Bekanntlich gehen die beiden Autoren in Anlehnung an Noam Chomsky von einer angeborenen Tiefenstruktur der Sprachproduktion aus. Diese Tiefenstruktur ist bislang ein reines Denkmodell. Beobachtet werden kann immer nur die Oberflächenstruktur.

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