![]() |
Turn-taking/ Das Modell der Analyse der Gesprächsorganisation |
Wie alle Grundbegriffe einigermaßen komplexer Theorien ist auch der Turnbegriff in der Konversationsanalyse recht vage. Im Gegensatz zu handlungstheoretischen Versuchen, Äußerungen als eigenmächtige Aktivitäten eines Sprechers zu interpretieren und auch in Abgrenzung von linguistischen Untersuchungen, die versuchen, über eine Beschreibung des internen (syntaktischen) Aufbaus von Äußerungen zu einer Definition eines Redebeitrags zu gelangen, entstammt der "Turn"-Begriff ursprünglich eher soziologischen, und zwar interaktionistischen Denkweisen. Wie Gespräche überhaupt als ein "Vehikel der Interaktion" verstanden werden, so gelten für Sacks, Schegloff und Jefferson die "Turns" als Ergebnis sozialer, dyadischer Interaktion. (A simplest systematics for the organization of turn-taking for conversation, in: Language 50, 1974, S. 696 - 735). Was ein Turn ist, legen also die Gesprächspartner, genauer: der Sprecher und der nachfolgende Sprecher fest. Wie in der verstehenden Soziologie generell üblich, wird die Gesprächsorganisation als ein flexibler, durch Aushandlung gekennzeichneter sequenzieller Ablauf verstanden: "Deckt sich die vom Sprecher des folgenden turns vorgenommene und in seinem turn offengelegte "Analyse" des vorgängigen turns nicht mit der vom vorgängigen Sprecher bevorzugten Lesart, so steht diesem in seinem nächsten turn (dem 3. der Sequenz) jederzeit die Möglichkeit offen, den Betreffenden zu einer Reparatur seiner Analyse einzuladen und deren Resultat wiederum im nächsten turn (dem 4. der Sequenz) vorzuführen." (Streeck: Konversationsanalyse. Ein Reparaturversuch. In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft H. 1, 1983, S. 72 - 104, hier S. 95) |