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Auswertungsbeispiele zur Übung ‘Erzählanalyse’ |
Rekonstruktion einer kohärenten Erzählung (WS
02/03) |
Interviewerin: |
Wenn Du so in der Erlebniskiste kramst, was Dir so in Deinem Studium bis jetzt Positives passiert ist? |
Interviewte: |
Zu diesem Thema fällt mir ein Erlebnis aus der
Projektstudienphase ein. Das, was mir oder was uns noch sozusagen als Projektgruppe zuletzt widerfahren ist, war ein sehr positives Erlebnis, gerade was die Betreuungssituation angeht. Die Situation war die: Wir als Projektgruppe standen, damals Anfang Dezember, kurz vor Abgabe des Projektantrages. Und zuletzt war es halt so, dass wir vorher noch, weil der eigentliche Betreuer unserer Projektgruppe, Professor Lyp, nicht da war, bei seinem Assistenten Rat gesucht haben. Der hat so ziemlich alles irgendwo in der Luft zerrissen .Und wir kamen aus dem Gespräch mit dem anderen Dozenten raus und haben gedacht: „Nein, das kann doch nicht wahr sein, nächste Woche müssen wir unseren Projektantrag abgeben und irgendwie zerreißt der irgendwo alles!“ Wir waren den Abend völlig fertig. Und dann kam noch dazu, dass Lyp nicht telephonisch zu erreichen war. Und da haben wir ihm auf die Mailbox gequatscht. Es ist ansonsten nicht so, dass wir irgendwie andauernd antanzen und sagen: „Ha, Herr Lyp, sagen Sie doch mal!“. Diesmal haben wir angerufen, weil wir den Abend wirklich völlig fertig waren. Wir haben aber erst im Nachhinein erfahren, dass Lyp in Zürich gewesen ist. Wenn wir das damals geahnt hätten, ich weiß nicht, ob wir uns dann überhaupt getraut hätten anzurufen. Jedenfalls hat er uns dann auch noch zurückgerufen und meinte: „Ja, ruf mich dann noch mal in einer halben Stunde an“. Und dann hat Julia ihn auch noch mal auf dem Handy angerufen und dann haben die bestimmt eine halbe Stunde oder zwanzig Minuten am Handy telefoniert. Hier haben wir gemerkt, dass sich Lyp wirklich um uns kümmert. Er versucht dich dann irgendwo aufzubauen und zu sagen: „Doch, das ist gut“ oder „Hey, so schlimm ist es nicht.“ Er ist auch jemand, der sagt: „Ja, von wegen könnte sein, dass es vielleicht da nicht so ganz ist und wenn ihr das so und so macht und überlegt das und das mal“ – jemand, der dir einfach nur irgendwie Anregungen gibt und dir auch sagt: „Äh, Kinders macht das mal, das solltet ihr euch noch mal überlegen oder so“. Es ist auch nur so ein gutes Gefühl, dass du weißt, wenn was ist, dass du ihn immer anrufen kannst. Und das man das kann, zeigte sich auch, als er wieder da war. Da meinte er: „Ja, Kinders macht euch keine Sorgen um meine Telefonrechnung. Die habe ich jetzt gerade gekriegt, aber ist schon o.k.“. Herr Lyp fühlt sich in seiner Situation als Betreuer wohl, das merken wir auch, weil er sich freut, wenn er uns helfen kann. Es ist wichtig, dass, wenn du denkst: „Ach, irgendwie ist das alles nicht so richtig“, also wenn du wirklich nicht mehr weiter weißt oder plötzlich wirklich in einer Sackgasse bist, weißt du, dass zumindest da jemand ist, der dich wirklich unterstützt, weil als wir Lyp angerufen haben, das war halt nachts um elf und er fand es nicht schlimm. Deshalb bin ich wahrscheinlich auch froh, dass Lyp da ist, weil er wirklich, auch ein wirklich guter Betreuer ist, und der auch, wenn du wirklich mal irgendwie am Boden liegst, nicht nur diese sachliche Funktion übernimmt, sondern irgendwo auch so ein bisschen, menschlich – klingt jetzt auch irgendwie zu hochtrabend – ist. Und da hast du wirklich, ein gutes Gefühl, dass du weißt, dass wenn was ist, dass da wirklich einer auch sich kümmert und dir auch sagt was Sache ist. Und, wenn du was total Verkorkstes machst, dass er dir dies auch sagt und dass dieser Dozent dich nicht in die Pfanne haut, dass er dich unterstützt und dass du ihm halt auch, ja glauben kannst. Also, dass er dich nicht ungerecht behandelt und dass du ihm irgendwo auch vertrauen kannst. |
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Interviewerin: |
I: | Und andersartige Probleme noch, so | |
konkrete Situation? [PAUSE I] | ||
Und auch Positive, also einfach, wenn | ||
Du so in der Erlebniskiste | ||
kramst, was Dir so in Deinem Studium | ||
bis jetzt passiert ist? | ||
B: | Na ja, also, dass was mir oder was uns noch | Themenankündigung |
sozusagen als Projektgruppe zuletzt | und 1 Relevanz- | |
widerfahren ist | andeutung | |
[LÄCHELND], | 1 | |
war halt ein sehr positives Erlebnis fand, | 2 | |
weil es auch die Betreuungssituation angeht, | 1 | |
deshalb bin ich wahrscheinlich auch froh [PAUSE I], | 1 | |
auch froh, dass Lyp da ist, | nachträgliche Verarbeitung | |
weil er halt wirklich, | 6 a/b | |
mh, für unsere Projektgruppe, | ||
halt auch ein wirklich guter Betreuer ist, | ||
also, der sich wirklich kümmert | Schlussfolgerungen | |
und der dir auch, wenn du wirklich mal irgendwie | Maximen | |
am Boden liegst und denkst: | 6/7 | |
„Ach, irgendwie ist das alles nicht so richtig.“, | ||
dass er, dass er da halt nicht nur diese, | ||
diese sachliche Funktion übernimmt, | ||
sondern halt irgendwo so ein bisschen, na menschlich | ||
klingt jetzt auch irgendwie zu hochtrabend, | ||
aber irgendwo dich dann versucht aufzubauen, | ||
zu sagen: „Doch, dass ist gut.“ | ||
Ereigniskette | ||
Und weil zuletzt haben wir, | 3c | |
als wir kurz vor Abgabe des Projektantrages | (3a) | |
jetzt Anfang Dezember [PAUSE I] | 3c | |
war es halt so, dass wir vorher noch | ||
bei anderen Dozenten Rat gesucht haben | 4 a | |
und der eigentlich unsere, unseren Antrag | ||
[LÄCHELN] | (6a) | |
so ziemlich irgendwo in der Luft zerrissen hat | 5a | |
und wir den Abend wirklich fertig waren. | 4b | |
Wir kamen raus und haben gedacht: | 4c | |
„Nein, das kann doch nicht sein.“, | 4c | |
nächste Woche müssen wir unseren Projektantrag abgeben | 3c | |
und irgendwie zerreißt der hier irgendwo alles. | 5a | |
Und dann haben wir halt, | 4a | |
Lyp war halt nicht da | 5a Komplikation | |
Ereignisknoten | ||
und dann haben wir ihn noch halt auf dem Handy angerufen, | 4a | |
halt ja: „Und das ist so und was halten sie denn davon?“, | 4a | |
weil wir waren wirklich völlig fertig... | 4b | |
I: | Mh [,] | |
B: | ...und dann, mh, hat halt, haben wir ihn auf die Mailbox | |
gequatscht | 4a | |
und dann hat er auch noch zurückgerufen, meinte: | 5a | |
„Ja, ruf mich dann noch mal in einer halben Stunde an.“ | 5a | |
Und dann hat Julia ihn auch noch mal auf dem Handy | ||
angerufen | 5a | |
und dann haben die bestimmt halbe Stunde, oder | ||
zwanzig Minuten, zwanzig Minuten oder halbe Stunde oder | ||
so was am Handy telefoniert | 5a | |
und Lyp saß wohl irgendwo im Taxi in Zürich und irgendwie | 3d | |
[LACHEN I&B] | ||
und das haben wir halt irgendwie, | 4b | |
dass haben wir auch erst im Nachhinein erfahren, | 4b | |
als er meinte von wegen: „Ja, Kinder’s macht euch | ||
keine Sorgen | 5a | |
um meine Telefonrechnung. Die habe ich jetzt gerade gekriegt, | 5a | |
aber ist schon o.k..“. | 5a | |
[LACHEN] | ||
Nachträgliche Verarbeitung | ||
Also, das war halt einfach so, das war halt nachts um elf, | 6b | |
kannst du halt, wenn du wirklich sozusagen, | 6b | |
wirklich nicht mehr weiterweißt oder | 6b | |
plötzlich wirklich in einer Sackgasse bist, | 6b | |
weißt du, dass zumindest [PAUSE I] da jemand ist, | 6b | |
der dich wirklich unterstützt und | 6b | |
sagt von wegen: „Ja von wegen könnte sein, dass es vielleicht | 5a | |
da nicht so ganz ist und wenn ihr das so und so macht | 5a | |
und überlegt das und das mal.“, | 5a | |
der dir einfach nur irgendwie Anregungen gibt | 5a | |
und versucht zu sagen: „Hey, so schlimm ist es nicht.“. | 5a | |
Und da hast du halt wirklich, das ist halt wirklich ein | ||
gutes Gefühl, | 7b/4b | |
dass du weißt, dass, dass wenn was ist, dass | 7b/4b | |
da wirklich einer auch sich kümmert und dir auch | ||
sagt was Sache ist. | 7b | |
Und, wenn wir es, und, wenn du was total verkorkstes machst | 7b | |
dir auch sagt: „Äh, Kinder’s macht das mal, | 5a | |
solltet ihr euch noch mal überlegen oder so.“. | 5a | |
Es ist nicht so, dass wir irgendwie andauernd antanzen | ||
Maximen | ||
und sagen: „Ha, Herr Lyp sagen Sie doch mal!“, | 6/7 | |
sondern es ist halt auch nur so ein gutes Gefühl, | ||
dass du weißt, wenn was ist, dass du, dass du halt, | ||
dass dieser Dozent dich nicht in die Pfanne haut, | 7b | |
dass du, dass er dich unterstützt und | 7b | |
dass du ihm halt auch, ja glauben kannst. | 7b | |
Also, dass er dich, dass du ihm irgendwo auch vertrauen | ||
kannst. | 7b | |