Unsere Alltagsgespräche (bzw. unsere soziale
Interaktion) lässt sich nicht nur als Verkettung von Mikrosequenzen
verstehen, sondern wir ordnen diese soziale Interaktion auch auf Makroebenen.
Beispielsweise beginnen und beenden wir Gespräche - und gehen dann
zu einem anderen Interaktionszusammenhang über. Oftmals kündigen
wir solche Makroeinheiten auch explizit an, z.B.: "Können Sie
mir den Weg zum Steintor beschreiben?" Wenn die Beschreibung zu Ende
ist, wird auch das Gespräch zu Ende sein. Während dieser Auskunft
haben alle Beteiligten Erwartungen über den Ablauf. Beispielsweise
erwarten sie, dass der Auskunftsuchende sich nach erfolgter Beschreibung
bedankt. So gesehen können wir mit der üblichen Vagheit voraussehen,
was passieren wird. Wir befinden uns nicht nur im Hier und Jetzt sondern
wir nehmen ein Stück Zukunft voraus - und können überhaupt
nur deshalb gegenwärtig handeln, weil wir solche Zukunftserwartungen
anstellen.
Für den Forschungsprozess
bedeutet dies, dass wir uns nicht mit der mikroanalytischen Sequenzanalyse
begnügen dürfen. Wir müssen vielmehr auch die längerfristigen
Ordnungsstrukturen berücksichtigen. Vor deren Hintergrund erhalten
die einzelnen Äußerungen nochmals eine andere Bedeutung. Systemtheoretisch
ausgedrückt heißt dies: Alle Äußerungen sind in
Systeme einzuordnen, als Beitrag zum Aufbau z.B. von Interviews, Wegauskünften
etc. zu verstehen. Dies geschieht in den sogenannten Makroanalysen. Sie
ordnen die einzelnen Sequenzen sogleich in ein länger dauerndes Ablaufschema
ein und überschreiten insoweit den Rahmen der sequentiellen Mikroanalyse.
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