Fliesstext Erzählanalyse
   
Die Erzählanalyse ist abgeschlossen, wenn eine kohärente Erzählung vorliegt. Kohärent ist die Erzählung, wenn (möglichst) alle Positionen des Erzählschemas in der Reihenfolge des Schemas rekonstruiert sind. Normalerweise besteht diese rekonstruierte Erzählung aus

Originalzitaten des Erzählers/der Erzählerin, die teilweise in eine neue Reihenfolge gebracht werden
Paraphrasen von Äußerungen des Erzählers/der Erzählerin durch die Forscher, in denen ambigue Lesearten aufgelöst werden
Zitaten aus den Dokumenten der ForscherInnen über die während der Erzählung und kurz danach ausgelösten Gedanken und Gefühle
Vervollständigungen des Erzählschemas, die im Forscherteam nach verschiedenen Methoden (Alltagswissen, Probeidentifikationen, Auswertung von Spiegelungsphänomenen, logischen Schlüssen...) erzeugt wurden.


Die über die Originalzitate hinausgehenden Vervollständigungen werden als Hypothesen über latente Informationen/Wissensbestände betrachtet. Die Hypothesen können durch Triangulation, d.h. eine etappenweise Rückkopplung an den Erzähler/die Erzählerin, weiter überprüft werden. Das erste Kriterium ist jedoch immer die kohärente Erzählung. Die Kohärenz lässt sich auch testen, indem die rekonstruierte Erzählung unbeteiligten Dritten vorgelegt/vorgelesen wird. Finden diese die Geschichte plausibel und/oder ergänzen sie die Erzählung im Sinne des Schemas erhärtet dies die Rekonstruktion.

www.kommunikative-welt.de Methoden ©Michael Giesecke