Erzählen - Transkriptionsausschnitt als Kodiervorlage
   
Zeile
Transkriptionsausschnitt

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das war also nur eine Sache/die(.)ich
bisher noch nie erlebt hatte...
9-13
das war letzte Woche/ich muss dazu sagen/
zwei Studenten kommen zu mir/Sybille Lühr
und Heinz Wöhler/sie sind Ihnen vielleicht bekannt
... im vierten Semester/wenn ich mich nicht irre/
und sie bringen ihre Fälle/erörtern sie bei uns in
einer(k) zu dritt/ich weiß nicht/ob man da schon
von (lachend gesprochen) Gruppensupervision
sprechen kann/wir machen es jedenfalls zu dritt(,)

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und äh nachdem wir(-)(wird unterbrochen)

15
Nachfrage des Leiters: der dritte ist dann(‘)

16
der bin ich (,)

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Leiter: ach so(,)

18
ja(,)
20-21
nachdem wir .. über eine Stunde mit Sybille Lühr
über ihren Fall gesprochen hatten/wollte
Heinz Wöhler seine Sache einbringen
21-23
er war(.)also sehr daran interessiert /das vorzutragen
/und wir waren auch in einer entsprechenden
Erwartungshaltung/
23-30
er erzählte/dass er in U. eine Familie betreue(‘)/
der Ehemann stehe unter Bewährungsaufsicht/er
hatte sich aber(.)mit der ganzen Familie
zusammengetan/war auch mehrer Male dort gewesen/
und dann sagte er/er müsse es einfach loswerden/er
sei wenige Tage davor in diese Familie gekommen
(ahmt den Studenten nach) und stellt euch vor/die
haben sich gefreut als ich reinkam(.)haben mich wie
einen Freund der Familie betrachtet (k)
behandelt/haben mich zum Essen eingeladen/ich war
also wie überwältigt+(.)
30-31
und dann schwieg er und wir sagten und(‘)/- oder ich
sagte .. (k) das meinte er/kein und(,)/- ist das nichts(,)
32
Leiter: mhm(,)
33
und darin erschöpft sich das ganze aus seiner Sicht/
33-34
naja, und(.) die Fragestellung jetzt der beiden anderen (k) dann erst losging/
34-37
darüber war er sehr enttäuscht/er wollte uns dieses
Erlebnis dieser (.)totalen Anerkennung als Sozialarbeiter
als etwas Besonderes vermitteln..und war dann sehr
enttäuscht/
37-39
weil(.)die (.)Fragestellung(.)dann begann einfach
nach der Ursache/was steckt dahinter (‘)/weshalb..äh..ist
er in dieser Weise (.)von dieser Familie begrüßt
worden/wie ein Freund behandelt worden(-)
40
Leiter: mhm(,)
41-42
was hat sich danach abgespielt(‘)/auch in seiner
Rollenfunktion als Bewährungshelfer(‘)/
42-43
das hat ihm fast weh getan/dass diese Sache dann
hinterfragt wurde/obwohl er wirklich das Bedürfnis
hatte/die Sache einzubringen/
43-45
und die Supervisionsstunde/die im ersten (k) in
den ersten zwei Dritteln sehr interessant verlaufen war/sehr
dynamisch/endete dann mit dieser Blockierung/
46
er stand zum Schluss auf und ging weg/
46-48
weil er es nicht ertrug/dass(.)er genau da/wo
er eine .. eine ganz große Leistung vollbracht
zu haben glaubte/plötzlich in Frage gestellt
worden war/
48-49
das heißt nicht er selbst/aber es war versucht
worden/dahinter zu kommen/was die Familie bewegt/
49-51
und(.) dieses Erlebnis bewegt mich jetzt auch
ja(‘)/was da vorgefallen ist bei ihm/bei der Familie
und(.)bei mir(,)..
 
Aus: M. Giesecke, K. Rappe-Giesecke: Supervision als Medium kommunikativer Sozialforschung. Ffm 1997, S. 300 ff.

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