1. |
Der Ethnomethodologe ist immer
wieder davon überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit und
Routine die Menschen im Alltag die Probleme der sozialen Interaktion bewältigen.
Für ihn ist das routinisierte Handeln und Erleben individuell und trotzdem
geordnet. Wie diese Ordnung Schritt für Schritt in der Abstimmung mit
anderen hervorgebracht wird, möchte er beschreiben. (Keine allgemeinen
Regeln, keine "Warum"-Fragen) |
2. |
Weil die "Alltagsmenschen"
Schöpfer ihrer eigenen kulturellen Welt sind, kann der Forscher ihre
Welt nur verstehen, wenn er sie aus dem Gesichtswinkel dieser Menschen untersucht.
(Rekonstruktives Vorgehen). |
3. |
Wenn man die Welt so verstehen
will, wie sie von den Menschen im Alltagsleben gesehen und ausgelegt wird,
dann muss man die natürlichen und nicht die experimentellen Situationen
aufsuchen. |
4. |
Der Wissenschaftler muss
seine eigenen Standpunkte und Perspektiven zumindest phasenweise "einklammern"
(Husserl) und sich statt dessen mit den Perspektiven aller Interaktionsbeteiligten
auseinandersetzen. |
5. |
Da die Beteiligten im Alltag
als kompetente Schöpfer der Interaktion betrachtet werden, lassen sich
auch die Ergebnisse ihrer Interaktion in der Alltagssprache beschreiben. |
6. |
Soziales Handeln und Erleben
ist ein sequenzieller dynamischer Prozess: Der Forscher befindet sich
bei der Analyse jeweils "auf der Höhe" der Beteiligten. (Sequenzanalyse) |
7. |
Die sogenannte "dokumentarische
Methode der Interpretation", mit der die Ethnomethodologie versucht,
das Problem des Zusammenhangs zwischen Einzelfall und Regel zu erfassen,
besitzt eine Wurzel in der Sprachwissenschaft, speziell in der generativen
Transformationsgrammatik von N. Chomsky : So wie hinter der sprachlichen
Oberfläche eine grammatische Tiefenstruktur liegt, so dokumentiert
sich in jeder empirischen Handlung/Äußerung ein zugrunde liegendes
Muster ("Indexikalität"). |
8. |
Da es eine Differenz zwischen
der Oberfläche und der Tiefenstruktur gibt, sind die Handlungen und
auch die sprachlichen Äußerungen prinzipiell vage und bedürfen
in jeder konkreten Situation der Interpretation. ("Vagheit des Symbolsystems") |