Theoriediskussion Turns Rezeptionssignale und die binäre Schematisierung der Kommunikation
   
Konversationsanalytische Transkriptionen verzeichnen in der Regel nur das Verhalten der Gesprächspartner. Implizit gehen die Transkribenden aber von einer binären Schematisierung der Kommunikation aus: Wenn A spricht, hört B zu ('nimmt wahr') und umgekehrt. Diese Annahme wird auch im Alltag oft gemacht. Das 'Erleben' der Hörer wird nur als Datum besonders vermerkt, wenn es von den Beteiligten selbst in Form der sog. 'Rezeptionssignale' thematisiert wird.
Ob Rezeptionssignale wie 'Hm' , zustimmendes 'ähm' , 'ja',. 'Kopfnicken' und andere Aktivitäten als 'Turn' zu betrachten sind, und wenn ja in welcher Weise sie zu spezifizieren sind, ist in der Konversationsanalyse umstritten.
Aus kommunikationstheoretischer Sicht bestehen 'Turns' sowohl aus dem Verhalten von A als auch aus dem komplementären Erleben von B. Die Rezeptionssignale machen, gleichsam als Verstärker des Erlebens der Zuhörer, nur einen Teil eines Turns aus. Um die Unterscheidung zwischen Verhalten (Redebeitrag) und Erleben (Rezeptionssignal) in der Transkription sichtbar werden zu lassen, markiere ich die Rezeptionssignale mit einem speziellen Zeichen (√).

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