Neuordnung des Berufs Florist/Floristin 

Eine qualitative Studie im Raum Baden-Württemberg zur Eruierung von Realisierungsbedingungen

Ruth Barlage

Die Diplomarbeit ist gleichsam ein Gutachten zur momentanen Ausbildungssituation im Bereich der Floristikausbildung und auf diesem Gebiet offenbart sie hohe Fachkenntnis, Kritikfähigkeit, aber auch ein Gespür für Lösungswege. Brilliant aber für die Verfasser der Berufs-, Prüfungsordnung usw. beschämend ist, wie auf S. 38ff nachgewiesen wird, daß sowohl die gestalterische Methodenkompetenz als auch die Sozialkompetenz im völligen Gegensatz zu den erklärten Ausbildungszielen in den Prüfungen fast gar keine Berücksichtigung finden. "Ein Auszubildender kann die Abschlußprüfung bestehen, auch wenn er für das Beratungsgespräch eine Bewertung von null Punkten erhält." (S. 40) Und wohl auch dann, wenn er in der ästhetisch-gestalterischen Dimension, die die besondere Qualität der floristischen Dienstleistung ausmachen soll, versagt. "An welcher Stelle der Prüfung die Kooperationsfähigkeit konkret nachzuweisen ist, bleibt gänzlich unklar." (S. 41) Selbst die 'persönliche Kontaktaufnahme mit Verfassern' der Prüfungserläuterung hat keine Klarheit gebracht. Mit anderen Worten: Die sozialen und kommunikativen Schlüsselqualifikationen, deren Berücksichtigung ein wesentlicher Antrieb für die Neuordnung waren, werden in der Prüfungsordnung, im Prüfungsverfahren und auch in der Prüfungspraxis nicht ausreichend berücksichtigt. 
Wie die Interviews offenbar gezeigt haben, wird die Vermittlung von Methoden- und Sozialkompetenz auch in der berufspraktischen Ausbildung nur dann vorangetrieben, wenn die Ausbilder hier ein spezielles persönliches Interesse besitzen.
Abhilfe können nach Meinung der Kandidaten ein "verstärktes Bemühen des Berufsverbandes [zur].. Integration floristischer Lehrinhalte in einen bestehenden Studiengang (z. B. Gartenbau)" bringen. (S. 54) Die Auseinandersetzung mit der Floristik als einem ästhetischen, sozial, psychologisch und kulturell sinngebenden 'Betrieb' findet der Kandidatin zufolge in der Fachliteratur und in der universitären und anderen Ausbildung zu wenig statt.