Der Wandel der Qualifikationsanforderungen an Absolventen der Gartenbauwissenschaften aus der Sicht von Beratern. 

Eine Mikroanalyse von Tiefeninterviews zweier Repräsentanten der Praxis

Nina Klages

Die meisten Qualifikationen, die von den interviewten Praktikern als Schlüssel für die berufliche Arbeit angesehen werden, sind on the job in der Berufspraxis erworben oder aber in Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen während der Berufspraxis. Wie ein Blick auf die Tabellen im Anhang zeigt, nehmen die sogenannten 'Seminare', d.h. die Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen, einen praktisch ebenso großen Raum als genetischer Ort von Schlüsselqualifikationen ein, wie das Berufsleben. Die während des Studiums erworbene Fachkompetenz wird demgegenüber deutlich weniger genannt. Der offene Charakter des Interviews hätte es durchaus zugelassen, auch auf diese Aspekte einzugehen. (Vgl. die Fragen im Leitfaden! und im Interview) Insgesamt führt diese Pilotstudie zu einem ähnlichen Ergebnis wie auch die Berufsfeldanalyse von 1997. Nur geht sie über die Feststellung, daß mehr als die Hälfte der Absolventen sich durch das Universitätsstudium nicht auf die Berufspraxis vorbereitet sehen, hinaus: Es wird deutlich, daß gerade die Diversifizierung der Berufsfelder eine vorgreifende, akkumulierende Ausbildung an den Fachhochschulen und Universitäten erschwert hat. Viele Qualifikationen können offenbar erst nach Abschluß des Studiums berufsbegleitend und zielgerichtet erworben werden. Faktisch passiert das, wie aus den beiden VPs zu ersehen ist, schon. Es käme nun darauf an, daß Universität, Fachhochschulen und Berufsverbände Konsequenzen ziehen und die Hochschulausbildung konsequent als nur eine Phase im Qualifikationsprozeß gestalten, auf die dann eine zweite berufsbegleitende Phase folgen muß. Es gibt jedenfalls eine deutliche Diskrepanz zwischen den Ressourcen, die für die fachliche Primärausbildung genutzt werden, und jenen in der Weiterbildung nach der Berufswahl.
Außerdem bestätigt die Untersuchung natürlich die Notwendigkeit der Vermittlung von sozialen und kommunikativen Schlüsselqualifikationen in der Hochschulausbildung. Aber auch hier wird man zwischen elementarem Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten unterscheiden müssen, die während des Studiums allgemein und vorgreifend vermittelt werden können, und jenen, die berufsbegleitend angeboten werden sollten.