Constantin
Eckhardt, Oktober 1998
Ziel der Arbeit
ist es, die Programme zu ermitteln, nach denen Planer und Klienten in
ihren Gesprächen vorgehen, wenn sie private Gärten planen. (S.
6, S. 72)
Das wesentliche Datenmaterial dieser Arbeit sind Dokumente des Planungsprozesses
eines Hausgartens eines Ehepaares in einem Vorort von Hannover aus dem
Jahr 1998 (S. 55 ff, vor allem S. 69).
Weiten Raum nimmt
auch die Reflexion des eigenen Expertenwissens des Kandidaten ein, das
dieser in seiner Rolle als Gartenplaner und Gartengestalter in den vergangenen
Jahren gewonnen hat. Es geht also sowohl um die Rekonstruktion professionellen
Wissens als auch um die Rekonstruktion von Normalformen der Interaktion
zwischen einem Professional und seinen Klienten.
Als Methode werden Verfahren der kommunikativen Sozialforschung, insbesondere
die Mikroanalyse von Gesprächen sowie verschiedene Techniken der
Selbstreflexion genutzt.
Das
Ergebnis ist eine gut belegte Beschreibung des eigenen Vorgehens (des
Professionals) bei der Suche nach gemeinsamen 'Symbolen' mit den Klienten
(S. 50). Ziel ist es, einen von beiden Seiten akzeptierten Plan für
die Gartengestaltung zu entwerfen, der die bislang latenten Visionen des/der
Klienten zum Ausdruck bringt. Einige Alternativen dieses sehr stark selbstreflexiven
Ansatzes und deren Vor- und Nachteile werden erwähnt.
(S. 51 f)
Im Einzelnen werden drei Module bei der Gartenplanung von Privatgärten
auseinandergehalten
-
Der Planer
tritt als Gesetzgeber und Lehrer auf und vermittelt den Kunden/Laien
die aus Gründen der Mode, der Zweckmäßigkeit usf.
gerade angesagten bzw. möglichen Richtlinien, Methoden und Programme
der Gartengestaltung. Dies ist ein normatives und stark instruktives
Vorgehen, das davon ausgeht, daß es 'allgemeine' und damit personenunabhängige
'Lösungen bzw. Garten- und Bedürfnistheorien' gibt. (S.
51) Der Klient wird missioniert. Der Garten hat 'richtige' Strukturen.
Der Planer braucht vielfältiges Expertenwissen. Er reproduziert
sein Wissen im Kunden und dessen Garten - braucht beide zu seiner
psychischen Selbstverwirklichung.
-
Der Planer
tritt wie der Verkäufer einer vorfabrizierten Ware auf. Sein
Produkt sind beispielhafte Gartenpläne. Der Klient wird zum Käufer
einer Ware. Das Planungsgespräch gleicht auf weiten Strecken
Verkaufsgesprächen. Angepriesen wird das, was der Planer vorrätig
hat. Von den Vorzügen der Modelle müssen die Kunden überzeugt
werden. Da auf weitgehend vorgefertigte und bewährte Lösungen
zurückgegriffen wird, ist für den Planer überzeugendes
Auftreten wichtiger als Expertenwissen. Der Kunde wird zum Medium
ökonomischer Selbstproduktion.
-
Der Planer
tritt als Coach auf, um es dem Kunden zu ermöglichen, seine Visionen
des Gartens in irgendeiner Form so zu artikulieren, daß sie
sowohl ihm selbst als auch dem Planer so weit deutlich werden, daß
im zweiten Schritt ein Garten als Ausdruck/Verwirklichung dieser Wünsche
angelegt werden kann. Das Hauptprogramm in diesem Verfahren sind individuelle
und kollektive Selbstreflexion. "Die Schwierigkeit liegt hier in der
Notwendigkeit einer starken Vertrauensbasis, einer starken Öffnung
der Kunden zum Planer und einer ausgeprägten Bereitschaft, sich
am Planungsprozeß zu beteiligen." (S. 51)
Nach den Erfahrungen
von C. E. werden in jedem empirischen Planungsprozeß alle drei Module
genutzt. Die besondere Stärke und damit auch das besondere Interesse
des Kandidaten liegt in der genaueren Beschreibung des letzteren Moduls
- daher auch der Titel 'Gartenplanung als Coaching'. |