Der Mensch als Element sozialer Informationsverarbeitung

 

 
Wenn man den Menschen als Teil von sozialen Informationsverarbeitungssystemen betrachtet, dann wird man auch erwarten, daß soziale Programme sein Verhalten steuern. Das ‚Master-Modelling' des neurolinguistischen Programmierens ist zumindest teilweise auf die Rekonstruktion von derartigen sozialen Programmen ausgerichtet. Und auch manche Expertensysteme der Kognitionswissenschaft rekonstruieren soziale Muster. Selbstverständlich beschreiben auch alle Normalformmodelle sozialer Kommunikation, auf die wir in der kommunikativen Sozialforschung aus sind, solche sozialen Strukturen.

 

Betrachtet man den Menschen in dieser Weise als Element sozialer Informationssysteme, so scheint seine Trivialisierung unvermeidlich. Obwohl jede seiner Reaktionen vielfältige Ursachen hat, tendiert die soziale Gemeinschaft dazu, einfache Motive anzunehmen. Sie unterstellt stereotypisches Verhalten und Erleben. Dies ist von Sozialpsychologen vielfach beschrieben worden und die Soziologie hat durch die Entwicklung des Konzepts der 'Idealtypen' (vgl. z. B. Max Weber und Alfred Schütz) diesem Umstand Rechnung getragen. Soziale Informationsverarbeitung, die Zusammenarbeit zwischen Menschen, scheint idealtypische Normalformerwartungen vorauszusetzen, oder sie erfolgt ad hoc als Aushandlungsprozess. Freilich liegen auch Aushandlungsprozessen wie der Regeln zugrunde, die im sozialen Gedächtnis gespeichert sein können.


 

www.kommunikative-welt.de Theorie ©Michael Giesecke