Neurophysiologische Informationsverarbeitung

 

 

Wir haben in der letzten Vorlesung gesehen, daß die Welt, aus informationstheoretischer Sicht betrachtet, aus unendlich vielen Medien und Prozessoren besteht, die miteinander vernetzt sind. Und zwar besteht diese Vernetzung nicht nur in räumlich-geographischer Hinsicht, sondern ebenso in der zeitlichen, historischen Dimension.

Diese makroskopische Sicht auf die Welt findet ihre Bestätigung, wenn wir uns aus neurophysiologischer Perspektive dem mikroskopischen Aufbau des Gehirns zuwenden, dem Zentrum der menschlichen Informationsverarbeitung. Das Gehirn besteht zur Hälfte aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen, die andere Hälfte machen drei Typen von 'Stützzellen' aus, die für die Entwicklung der Neuronen und ihre Positionierung im Laufe der Lebensgeschichte von Bedeutung sind. Anfangs ist es nämlich keineswegs so, daß diese Nervenzellen miteinander verbunden sind. Vielmehr bildet sich diese Vernetzung erst im Laufe der ersten Lebensjahre heraus.
 

Die Nervenzelle besteht aus
Zellkörper (enthält den Zellkern und den biochemischen Apparat für Enzymsynthese)
Dendriten (dünne, röhrenförmige Fortsätze des Zellkörpers, mit denen ankommende Signale aufgenommen werden)
Nervenfaser (Axon) (Ausläufer der Nervenzelle, sehr lang, dient zur Weitergabe von Signalen)
Synapsen (Verbindungsstelle zwischen Ende der Nervenfaser und Dendriten anderer Nervenzellen)
 
Von der theoretisch möglichen vollständigen Vernetzung (jedes Neuron mit jedem anderen Neuron) wird in der menschlichen Entwicklung kein Gebrauch gemacht. Vielmehr zeigt sich die Individualität jeder Person gerade darin, welche - unterschiedlichen - Vernetzungsbahnen gewählt werden.

www.kommunikative-welt.de Theorie ©Michael Giesecke