Neurophysiologische Informationsverarbeitung

 

 
 
Schnitt durch eine Partie des menschlichen Großhirnes zum Zeitpunkt der Geburt (links), daneben im Alter von drei Monaten, von fünfzehn Monaten und von drei Jahren. Man erkennt deutlich, welche entscheidenden Veränderungen sich im Gehirn innerhalb der ersten drei Lebensmonate abspielen.(Nach Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen. Stuttgart 1975, S. 38/39
 
Im Schnitt geht man davon aus, daß die Neuronen jeweils plus minus zehntausend direkte Verbindungen mit anderen Nervenzellen herstellen. Welche, das hängt davon ab, was für beständig wiederkehrende Informationsverarbeitungsprozesse das einzelne Individuum bevorzugt. Alles 'Lernen' kann man als Aufbau solcher mehr oder weniger festen Schaltverbindungen begreifen. So 'fest', wie die technischen Schaltverbindungen, z. B. in Computern, scheinen jene in unserem Gehirn allerdings nicht zu werden. Wir können verlernen ('vergessen'), umlernen, dazu lernen etc. - was alles gleichbedeutend mit einer Veränderung der Streckenführung unseres Informationsflusses ist. Verhaltensforscher nehmen allerdings an, daß es, zumal im Tierreich, angeborene Reiz-Reaktionsmuster gibt. Solches "instinktives" Verhalten und Erleben ließe sich dann als eine feste Schaltverbindung interpretieren.
Wichtig ist dabei, daß das Lernen als Sonderfall jeglicher Strukturbildung ein Prozeß des Ausschließens von Möglichkeiten, der Erstarrung von Vernetzungswegen ist. Jede Strukturbildung schränkt all-channel-Vernetzungen und damit auch Rückkopplungseffekte ein.

www.kommunikative-welt.de Theorie ©Michael Giesecke