Ausgangspunkt: Konstitutionsprobleme einer Kommunikations- und Medienwissenschaft in statu nascendi
 
Es gibt keine allgemein akzeptierten Vorstellungen über die Objekte dieser Disziplin und ihre Dimension. "Kommunikation kann", wie Thomas Luckmann 1980 in einem Lexikonartikel formulierte, "heute alles heißen". Daran hat sich, wie ein Blick auf aktuelle "Einführungen in die Kommunikationswissenschaft"1 zeigt, bis heute wenig geändert.
 
Anders ausgedrückt, wenn das Kriterium für Wissenschaft
grundlegende elementare Modellvorstellungen
klare Dimensionen des Objektbereichs
spezifische Methoden und
gesellschaftliche Akzeptanz dieser Modelle und Methoden
 
sind, dann geht die Kommunikationswissenschaft nicht den "ruhigen Gang" einer "normalen Wissenschaft". (Kuhn) Was die Theorie anlangt steht die Kommunikationswissenschaft dort wo die Biologie vor der Entdeckung der Zelle (Schleiden), die Sprachwissenschaft vor Ferdinand de Saussure und die Soziologie vor Emilie Durkheim (1858-1917) gestanden hat.


Sie ist bestenfalls eine Disziplin in statu nascendi. Das hat u.a. den Vorteil, dass noch viele Optionen offen sind. Einige mögliche Profilierungen der Kommunikations- und Medienwissenschaft sollen erkundet werden.

 
Mindestens sollte dabei unterschieden werden zwischen der Profilierung als Praxisanleitung, als homogene Einzelwissenschaft im traditionellen Sinne, als interdisziplinäres Projekt, als Metadisziplin und als Teil "kulturwissenschaftlicher (oder anderer)" Netzwerke.
Sowohl bei der Beschreibung als Projekt als auch bei der Postionierung der Kommunikations- und Medienwissenschaften in einem inhomogenen Netzwerk verlassen wir traditionelle Konzeptionen der Wissenschaftstheorie.
 

1 Lexikon der germanistischen Linguistik, herausgegeben von H. P. Althaus/H. Henne/H. E. Wiegand, Tübingen Band 1, S. 28, 1980.

 

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