Naturwissenschaft ...
   
... wird hinsichtlich Erkenntnisweg und Erkenntnisziel im allgemeinen so definiert:
 

Erforschung der Natur und ihrer Erscheinungsformen in Raum und Zeit nach den Prinzipien von Logik und Kausalität durch Induktion und Deduktion der Phänomene, immer bezogen auf die vom jeweiligen Erkenntnishorizont aus beobachtbare 'objektive Realität'

Der Mensch tritt in den Kosmos hinaus (zeitgenössische Darstellung)

Dabei ist:

    Natur die Gesamtheit aller Dinge und Nicht-Dinge. Der Mensch ist Teil der Natur, die auch ohne die Vorstellung des Menschen von der Natur existiert.
_ ontologisch-spiegelungstheoretische Perspektive

    Erkenntnis ist der dem Menschen bewusste Teil der Natur. Der Mensch versucht (geprägt durch verschiedene Denkschulen), den erforschten Ausschnitt der 'objektiven Realität' mit Begriffen zu beschreiben, zu ordnen und zu bewerten.
_ epistemologisch-informationstheoretische Perspektive

    Wissen entsteht, wenn Erkenntnisse über ihre bloße Spiegelung im menschlichen Bewusstsein hinaus kreativ zu Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten geführt werden.
_ topologisch-netzwerktheoretische Perspektive
Diskontinuität, Differenziertheit und Ordnung sind Merkmale der Natur, die der Mensch mit Hilfe der Logik zu Wissen verknüpfen und für sich nutzen kann, und zwar einerseits zur gezielten Veränderung seiner Umwelt (Anwendungswissen) und andererseits zur Vervollkommnung seiner selbst (Bildungswissen).

    Wissenschaft ist die Gesamtheit aller verfügbaren Informationen über die Umwelt, die Erkenntnissubjekte und deren Beziehungen. Dazu gehören auch die Instrumentarien (Methoden) der Beobachtung und Beschreibung.

    Naturwissenschaft beschäftigt sich entsprechend o. g. Definition mit den quantifizier- und damit messbaren Eigenschaften der Natur und reklamiert den Teil des Erkenntnisbereiches der Natur für sich, der zu Anwendungswissen führt. Ihre Fachdisziplinen (Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Astronomie, Geologie, Hydrologie u. a.) stellen dazu spezielle Werkzeuge der Beobachtung, Begriffsbildung, Messung und Beschreibung bereit.

Schema: Basisgrössen zur Messung der Eigenschaften der Natur
Leistungen der Naturwissenschaften für das moderne Weltbild sind:
 
  das Erkennen und Bestimmen von Naturkonstanten, z. B.
Ludolph'sche Zahl P = 3,1415 ...; Euler'sche Zahl e = 2,71828 ...; Goldener Schnitt F = 1,61803
Lichtgeschwindigkeit c = 2,99 x 108 m s-1
Gravitationskonstante G = 6.67259 x 10-11 m3 s-2 kg-1
Planck'sche Konstante (Planck'sches Wirkungsquantum) h = 6,626 x 10-34 kg m2 s-1
Boltzmann-Konstante k = 1,38.10-23 kg m2 s-2 K-1
Elektrische Ladung e = -1,60 x 10-19 A s
Elektronenmasse me = 9,11 x 10-25 kg;
 

Die Geometrie birgt zwei große Schätze:
der eine ist der Satz von Pythagoras,
der andere der Goldene Schnitt.
Den ersten können wir mit einem Scheffel Gold vergleichen, den zweiten können wir ein kostbares Juwel nennen.

(Johannes Kepler 1571-1630)           

Der Parthenon-Tempel (Akropolis, Athen, 477-438 v.d.Z.)
 
  das Erkennen und Beschreiben grundlegender Eigenschaften der Materie, z. B.
im Mikrokosmos (Standardmodell der Teilchenphysik mit 12 Elementarteilchen)
im Makrokosmos (Evolution des Universums, Synthese schwerer Elemente)
 
  die Entdeckung grundlegender Naturgesetze und ihrer Beschreibung, z. B. durch
die Euklidische Geometrie
die 3 Kepler'schen Gesetze über die Umlaufbahnen der Planeten
die Newton'schen Gravitationsgesetze (1666)
die Gesetze des Elektromagnetismus (Lorentz 1892)
das Periodensystem der Elemente (Mendelejew)
 
  die Ableitung von Gleichungen, Modellen und Theorien über die (Um-)Welt, z. B.
der Theorien zur Vereinheitlichung: Feldtheorie - Quantentheorie - Stringtheorie
der Evolutionstheorie mit Vererbungstheorie (Lamarck), Biogenetik (Haeckel) und Selektionstheorie (Darwin)
der Allgemeinen Relativitätstheorie (Einstein) mit dem Allgemeinen Relativitätsprinzip (Kovarianzprinzip) zur Formulierung der (unveränderlichen) Naturgesetze für beliebig bewegte Bezugssysteme, z. B. in der Form E = mc² 
der Gravitationstheorie als geometrischer Theorie der Raum-Zeit (Einstein)
der Chaostheorie mit den Prinzipien der Selbstorganisation und Selbstähnlichkeit
 
Dokumentation: Mandelbrotmenge - visualisierte Selbstähnlichkeit
 
die Entschlüsselung des Metabolismus von Lebewesen bei der Stoff- und Energieumwandlung
 
die Entwicklung von Algorithmen (Programmen) zur Optimierung, Steuerung und Regelung komplexer Systeme
 
die technische Modellierung natürlicher Prozesse, Kreisläufe, Funktionsprinzipien, Stoffe und Formen
 
die (ökologische) Veränderung der materiellen und kulturellen Lebensbedingungen der Menschen
 
Die Naturwissenschaften haben nicht nur Erkenntnisse über ihren spezifischen Objektbereich gesammelt. Bestimmte Annahmen lassen sich auch auf soziale und psychische Phänomene anwenden oder dienen der Modellierung des Zusammenwirkens der unterschiedlichen Objektbereiche. Hierzu gehört die Annahme von miteinander in Wechselwirkung stehenden Gleichgewichten (stabilen, indifferenten und labilen Fließgleichgewichten). Auf von außen kommende Störungen des Gleichgewichts antwortet das System mit adäquaten stofflich-energetischen Reaktionen. Solche Gleichgewichte werden z. B. beschrieben mit:
 
dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz, Thermodynamisches Gleichgewicht)
 
den Erhaltungssätzen des Impulses bzw. des Drehimpulses
 
dem Erhaltungssatz der elektrischen Ladung
 
Ebenso materieller wie aber auch informationeller Art sind die weltanschaulichen Konsequenzen aus
 
dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik, der langfristig irreversible Entwicklungsprozesse postuliert.
Entropie [Unordnung] kann danach in geschlossenen Systemen nur zunehmen, jedoch niemals abnehmen. Weil Entropie auch ein Maß für den Informationsverlust ist, würde sich hier unter der Annahme, unsere Welt sei wirklich ein geschlossenes System, eine wahrlich mutlose Perspektive abzeichnen: der finale Entwicklungsstillstand (Wärmetod) des Universums. Irgendwann wird universelles Gleichgewicht und damit maximale Unordnung erreicht sein. Nichts wird sich mehr ändern ...

Betrachtet man die Welt als Netzwerk, in dem jede Schließung von Verbindungen und Prozessen (Systembildung) zugleich die Öffnung anderer nach sich zieht, werden sich weder Chaos noch Ordnung stabilisieren lassen. Das Gleichgewicht bleibt labil. 

 
Aus kommunikationstheoretischem Blickwinkel sind die Erkenntnisse der Naturwissenschaft in allen Prozesstypen unverzichtbar, da ökologisch determiniert. Und auch dazu wurde schon einmal etwas gesagt:
 

"Wir verwerfen die übliche Unterscheidung zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft.
Die letztere ist nur ein Teil der ersten - oder auch umgekehrt. Beide sind Eins."
(Ernst Haeckel)


Schema: Andere Prozesstypen

 

www.kommunikative-welt.de Theorie ©Michael Giesecke