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Strukturzerfall und Systemauflösung |
Das Gegenteil von Struktur- und Systembildungsmodellen sind Modelle, die Prozesse von Strukturzerfall und der Auflösung von Ordnung beschreiben. Sie erfreuen sich seit der Aufklärung keiner sonderlichen Beliebtheit. Zerstörung und Aggression werden weniger als die andere Seite des Aufbaus von Ordnungen erlebt, als vielmehr als zu bekämpfendes Übel. Obwohl z. B. in den letzten Jahren annähernd genausoviele 'Unternehmen' aufgelöst wie neu gegründet wurden, beschäftigt man sich an den Universitäten lieber mit den Prozessen der Unternehmensgründung.[1] Andererseits gibt es auch Bereiche, wie z. B. Lern- und Beratungstheorien, die sich mit Vergessen und anderen Formen des Zerfalls befassen müssen. Schon im gruppenpsychologischen Entwicklungskonzept von Lewin finden wir den Hinweis auf die notwendige Phase des 'Auftauens'. Kognitive und soziale Umstrukturierungsprozesse setzen beunruhigende Daten, Verlust von Selbstgewissheiten, Auflösung von Normen und Strukturen voraus. In der Mediengeschichtsschreibung wird auf dieses Veränderungskonzept meist als Ausdifferenzierung, Verselbständigung und Spezifikation von Kommunikation und Medien verwiesen.[2] Wenn Strukturzerfall thematisiert wird, dann meist als Komplement oder als andere Seite von Ordnungsprozessen. Dies geschieht z. B. in synergetischen Konzepten. Aber damit verlassen wir die eindimensionalen Veränderungsmodelle und gelangen in die Sphäre mehrdimensionaler Entwicklungskonzepte. |
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[1] Vgl.
M. Giesecke/K. Rappe-Giesecke: Werden und Vergehen von Organisationen
- Die Begleitung der Auflösung von Organisationen als Aufgabe der Supervision.
In: Supervision, Heft 1/2000, S. 19 - 22, Münster (Votum)
[2] Vgl.
z. B. Werner Faulstich: Geschichte der Medien (Bd. 1), S. 293 ff. |
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