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Wandel der Kulturen & Wandel
des Denkens
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Michael Giesecke – November
2006 |
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(Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung
„Kritisches Denken“ am 29.11.2006 in Erfurt) |
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1. Kulturelle Epochen lassen sich aus informationstheoretischer Sicht durch ihre Wahrnehmungs-, Denk- und Kommunikationsstile abgrenzen | ||||||||||||
Jede kulturelle Epoche prägt
ihre eigenen Formen des Wahrnehmens, Denkens, Handelns und Kommunizierens
aus. Und sie entwickelt Vorstellungen über die Programme, nach denen
diese Prozesse idealerweise ablaufen: Wahrnehmungstheorien, Modelle über
das ‘richtige? Denken und Erkennen, Vorstellungen über ‘wahres’
Wissen, ‘ästhetische’ Darstellungen, Bedingungen erfolgreicher
Verständigung usf. Anders formuliert: Kulturelle Epochen mit eigener Identität liegen dann vor, wenn spezifische Formen der Informationsverarbeitung und Kommunikation ausgebildet und durch Habitualisierung, Technisierung und reflexive Normierung verstärkt werden. Es kommt nicht darauf an, wie sich einzelne Individuen verhalten und welche Programme A oder B verfolgen, sondern was sich als kulturelle Normalformerwartung durchgesetzt hat. Die Programme der Kulturen bedürfen selbst wieder einer Legitimation durch Werte. Versuche, die Kulturgeschichte in diesem Sinne zu verstehen, hat es von Philosophen und anderen Geisteswissenschaftlern immer wieder gegeben. So wird zwischen der ’magischen Weltanschauung’ der Naturvölker, dem ‘logischen Denken’ als Verdienst der Antike, dem religiösen Weltbild des Mittelalters und dem ‘aufgeklärten Denken’ der Neuzeit unterschieden. Gerade der Begriff der ‘Weltanschauung’, der nicht nur für die deutsche Geistesgeschichtsschreibung eine große Rolle spielt, verweist auf die Bedeutung der Formen der Wahrnehmung (‘Anschauung’) für die Epocheneinteilung. Als epochale Kennzeichen werden häufig auch ‘mechanisches Denken’, die Verwendung der (Zentral-) Perspektive oder das Aufkommen realistischer Darstellungen in Wort und Bild genannt. Es geht aber bei der hier favorisierten kulturellen Informatik zunächst nicht um eine Ideengeschichte oder um isolierte Aspekte des Informationskreislaufs sondern um eine Historiographie der Prozesse der Informationsgewinnung, -verarbeitung und -verbreitung als einer zusammenhängenden Einheit. Im Mittelpunkt steht der Gesamtkreislauf der Prozesse und erst von diesen ausgehend kann auf einzelne Produkte, z. B. ‘Ideen’, geschlossen werden. |
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2. Eine informationstheoretische Epocheneinteilung ist nur eine von zahlreichen Möglichkeiten | ||||||||||||
Diese Aussage ist aus der begrenzten
Perspektive einer informationstheoretischen Historiographie formuliert.
Aus anderen Perspektiven sind andere Kriterien für die Epochenbildung
– besser – bekannt: Wenn Kulturen unter dem Gesichtswinkel
der Produktionsmittel analysiert werden, kommt man zur Unterscheidung
von Stein-, Bronze- Eisenzeit, Industriezeitalter und elektronisches Zeitalter
o.ä. Gliederungen nach den vorherrschenden Produktionsweisen kommen
zu Einteilungen wie: Sammler- und Jäger-, Ackerbauern- und Viehzüchter-
und Industriekulturen. Unter der Perspektive der politischen Organisation
können acephale und cephale Stammeskulturen, Feudalgesellschaften,
bürgerliche Demokratie, usf. auseinandergehalten und in eine Reihe
gebracht werden. Bei allen diesen Klassifikationen wird ein Merkmal pars
pro toto genommen und es gerät leicht in Vergessenheit, daß
in den vorfindlichen Kulturen neben den hervorgehobenen Merkmalen auch
weitere, die zur Bezeichnung anderer Epochen herangezogen werden, existieren.
Auch die informationstheoretische Perspektive ist insoweit einseitig.
Die hier ausgewählte informationstheoretische Perspektive besitzt gegenüber den anderen allerdings den Vorzug, daß sie sich im Einklang mit der gegenwärtigen Selbstbeschreibung der westlichen Kulturen als ‘Informationsgesellschaft’ befindet. Sie ist insofern ‘adäquat? im Sinne des wissenssoziologischen Prinzips.1 Sie rekonstruiert in ‘emischer? Weise das zeitgenössische Erleben in westeuropäischen, nordamerikanischen und nunmehr auch viele asiatischen Kulturen.2 Zuerst verwendet wurde der Begriff Informationsgesellschaft (Joho Shaki) als Epochenbezeichnung vermutlich 1963 von Tadeo Umesao in Japan.3 Informationstheoretisches Denken ist zeitgemäßes Denken nach der Jahrtausendwende. Akzeptiert man die informationstheoretische Sicht auf die Kulturepochen, so lassen sich für unsere Gegenwart einige Schlußfolgerungen ziehen, die eine gewisse Dramatik in sich bergen. Zum einen läßt sich die vermehrte Verwendung von Selbstbeschreibungen wie ‘postindustrielle Gesellschaft’ und ‘Informationsgesellschaft’ sowie überhaupt die stärkere Betonung ‘kultureller’ Beschreibungen aufkosten ‘sozialer’ als Ausdruck einer neuen kulturellen Identität deuten.4 Unsere Gemeinschaft löst sich vom Totem ‘Industrie’ und auch vom Totem ’Buch’, ohne es so recht zu merken und jedenfalls ohne ausreichende reflexive Verarbeitung. |
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3. Denken als Komplexitätsverarbeitung | ||||||||||||
Alle Lebewesen und auch alle sozialen
Systeme sind gezwungen, Informationen über ihre Umwelt zu sammeln,
um ihre eigene Struktur an jene der Umwelt anpassen und den notwendigen
Austausch mit ihr organisieren zu können. Zunächst einmal ist
diese Umwelt für uns Menschen – und für alle anderen Lebewesen
– unbekannt. Beginnen wir, sie zu erkunden, so können wir praktisch
beliebig viele Informationen gewinnen. So gesehen ist die Umwelt nicht
nur komplex, sondern sie ist überkomplex. Dies bedeutet einerseits,
daß wir keine Chance haben, unsere Umwelt in ihrer Vielgestaltigkeit
und Eigenart zu erkennen. Sich in dieser Weise auf Unsicherheit und/oder Überkomplexität einzustellen, ist ein erstes Merkmal des Neuen Denkens. Solange wir mit unserem Erleben in diesem Stadium ungeordneter, chaotische Erkenntnis verbleiben, ist planvolles Handeln kaum möglich. Das Denken erfolgt als freies Flottieren, assoziativ und jedenfalls nicht linearisiert. Andererseits brauchen wir nicht jeden Tag neue Erfahrungen zu machen. Aufgrund unserer Vorerfahrungen erkennen wir in unserer Umwelt bekannte Strukturen. Alle Meschen und Kulturen routinisieren ihr Wahrnehmen und Denken. Sie entwickeln Programme und Grundeinstellungen, nach denen sie die Umwelt immer wieder ähnlich klassifizieren. Auch das ist unvermeidlich, aber es stellt sich die Frage, wann diese Schemata einrasten. Wenn jede Wahrnehmung sofort in Schubladen eingeordnet wird, kann nicht Neues mehr wahrgenommen werden. Das Denken wird starr und liefert zuverlässig immer wieder die gleichen Ergebnisse. Für viele Aufgaben ist das sinnvoll, aber eben nicht für alle. Deshalb verlangt Informationsverarbeitung, vor allem natürlich kreatives Denken immer wieder auch Komplexitätssteigerung, die dadurch erreicht wird, daß man Programme und Wertungen suspendiert, Chaos in seinem Erleben und Denken zuläßt. Bezogen auf das Thema, das Verhältnis zwischen Kulturwandel und dem Wandel des Wahrnehmens und Denkens, lautet die Frage: Wieviel Komplexität lassen die verschiedenen Kulturen jeweils zu und welche Formen der Komplexitätsreduktion bevorzugen sie? Die Antworten wirken für Menschen und Kulturen identitätsstiftend. Sie können die Unsicherheit leugnen oder für prinzipiell überwindbar halten und überall Ordnung sehen oder zügig erzeugen. Das wäre das eine Extrem. Es entspricht ziemlich genau dem Weltbild des ‘aufgeklärten’ Zeitalters. Es hält Linearisierung des Denkens und Rationalisierung der Umwelt für möglich. Die Welt ist geordnet, sie erscheint dem Menschen im Zustande mangelnder Bildung schlimmstenfalls als chaotisch. Die Institution, welche mit erheblichem Aufwand zur Angstabwehr eingerichtet wurde, heißt ‘moderne Wissenschaft’. Die Schulen haben den Zweck, die Informationsverarbeitung der Mitglieder der Kulturgemeinschaft so zu programmieren, daß die Umwelt ähnlich erlebt wird, normalisiert wird. Gelernt wird die Komplexitätsreduktion, nicht die Erhöhung der Daten, das Generieren unwahrscheinlicher Lesarten, das Aushalten von Unsicherheit. Das andere Extrem ist es, die Welt als undurchschaubar, durch unberechenbare Mächte regiert zu erleben. Sicheres Handeln erscheint als kaum möglich. Jede Wahrnehmung führt zu anderen Ergebnissen. Staunen wird zum Normalfall des Erlebens. Wunder und Unerklärliches stehen am Ende der Informationsverarbeitung. Nicht das eigene Denken sondern fremde Mächte geben der Umwelt letztlich eine gewisse Struktur und Ordnung. Der Mensch ist auf Hilfe von Außen angewiesen, um sich im Chaos irgendwie einzurichten. Es ist klar, daß Menschen und Kulturen normalerweise irgendwelche Mittelwege suchen und finden. Im Hinblick auf eine zeitgemäße Vorstellung von Denken kann man weiterfragen, wieviel Komplexität sollte ein Wahrnehmen und Denken zulassen? Und dann kann man in weiteren Schritten klären, welche Formen der Komplexitätsreduktion – oder -induktion – der konkreten kulturellen Entwicklungsphase in den einzelnen Bereichen angemessen sind. Das neue triadische Denken zeichnet sich jedenfalls durch ein anderes Verhältnis zwischen Komplexitätsinduktion (Chaos) und Komplexitätsreduktion (Ordnung) aus, als wir es aus der Buchkultur der Neuzeit gewohnt sind. Insbesondere wertet es den Wechsel zwischen diesen beiden Strategien auf. |
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4. Denk- und Wahrnehmungsmuster vergangener Kulturen: Von den natürlichen zu den künstlichen Modellen | ||||||||||||
Wenn wir Wahrnehmung, Denken, die
Darstellung von Wissen und das Kommunizieren als Informationsverarbeitung
und diese als das emergente Produkt von Prozessen der Komplexitätsreduktion
und -induktion verstehen, dann kann man die kulturellen Epochen –
und auch einzelne menschliche Individuen – dadurch charakterisieren,
daß man ihre jeweils verfolgten Programme und das Verhältnis
zwischen den Hauptstrategien beschreibt. Eine Grundoperation bei unserer individuellen beschreibenden Informationsverarbeitung besteht bspw. darin, die eingehenden Informationen aus unserer Umwelt mit den bei uns schon vorhandenen inneren Modellen in Beziehung zu setzen, zu vergleichen und zu unterscheiden. Wir reduzieren die eingehenden Daten nach Maßgabe der bei uns schon vorhandenen Erfahrungen. Diese Strategie verfolgen wir auch, wenn wir unseren Mitmenschen Unbekanntes erklären wollen. Wir versuchen dann miteinander herauszubekommen, welches ‘Wissen' wir beide noch gemeinsam haben, um dann von dort ausgehend das Unbekannte zu verstehen. Wenn ich annehme, daß mein Gegenüber, der von mir etwas über Magnolien hören will, weiß, wie Tulpen aussehen, kann ich sagen: "Eine Magnolie ist ein Baum, der Blüten wie Tulpen hat!" So setze ich ihm das Unbekannte aus Bekanntem (Baum, Tulpe) zusammen und hoffe, daß er es im Gedächtnis oder in Zukunft wiedererkennen kann. |
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Begriffe und Metaphern als Programme der Informationsverarbeitung | ||||||||||||
Wenn wir diese Informationsverarbeitungen
nicht psychologisch sondern als eine gesellschaftliche Veranstaltung begreifen,
dann stellt sich die Frage, welche allgemeinen Modelle in den verschiedenen
historischen Phasen von den Menschen zu einer Komplexitätsreduktion
benutzt wurden? Und einem gewissen Grundbestandteil an gemeinsamen Modellen
hat es in allen Gesellschaften gegeben. Was sich verändert hat, sind
allerdings diejenigen Modelle, mit denen die verschiedenen Gesellschaften
ihre Umwelt jeweils verglichen haben. Als Vergleichsmaßstab diente
und dient immer das, was den meisten Angehörigen einer Kommunikationsgemeinschaft
bekannt ist. Solange die Menschen kaum Technik besaßen, waren ihre Vergleichstypen natürliche Gegenstände und Prozesse: Tiere, Pflanzen, die Phasen des Jahres, einfache Handlungen, wie das Jagen usf. Beispielsweise wurde die Überkomplexität des Firmaments von allen, sogenannten Naturvölkern dadurch reduziert, daß sie die Sterne zu Bildern, vor allem von Tieren und Menschen ordneten. |
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Abb. 1: Sternzeichen am Nordhimmel |
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Solche einfachen zweidimensionalen
Umrißzeichnungen von Tieren reduzieren natürlich die tatsächliche
Komplexität unseres Sternenhimmelns gewaltig. Beispielsweise geben
diese einfachen Modelle keine Auskunft über den Abstand, den die
einzelnen Sterne zu unserer Erde haben. |
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Abb. 2: Entfernung der Sterne des Orions von der Erde |
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Diese Vergleichsstrategie beschränkt
sich nicht nur auf die uns umgebenden sichtbaren Gegenstände
und Bewegungen. Wir erläutern auch Unsichtbares: Gedanken, Vorstellungen,
Gemütszustände, soziale Normen usf. durch den Vergleich mit
Sichtbarem (und mit Unsichtbarem). So heißt es beispielsweise im
Alten Testament: Der gläubige Mensch "ist wie der Baum,
am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt. Denn obgleich
die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter
bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr
kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte." (Jeremia
17,8; vgl. a. Ps 1,3; Ps 92, 13-15.) Der Ungläubige wird demgegenüber
durch den Vergleich mit einem "Dornenstrauch in der Wüste"
charakterisiert. Werden solche Vergleiche von der sozialen Gemeinschaft oder vom einzelnen Individuum immer wieder herangezogen, so spricht man von einer symbolischen Bedeutung des Vergleichsobjekts. Der Baum wird für die Christen zum Symbol für den standhaft gläubigen Menschen und der Dornenstrauch zum Symbol für den Unbekehrbaren. |
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Es sind nun genau solche Vergleichsmaßstäbe
die sich im Verlauf der Geschichte wandeln. Seit man in der griechischen Antike die Umwelt in immer größerem Umfang technisierte und mit vorab produzierten Teilen veränderte, trat neben den natürlichen Vergleichsmaßstab (Tiere und Pflanzen) ein geometrisches Modell. So wie man die Tempel aus Quader, Rechtecken, Säulen, Halbsäulen und Kugeln aufbaute, so stellte man sich zunehmend auch die Umwelt vor. Man begann, zunächst erst selten, aber im Laufe der Jahrhunderte immer mehr, die natürliche Umwelt als zusammengesetzt aus geometrischen Teilen zu verstehen. Die Häuser waren nun nicht mehr 'wie der Panzer einer Schildkröte', sondern ein 'Rechteck mit einer Halbsäule als Dach', und die Berge und Bäume konnte man sich als zusammengesetzt aus geometrischen Figuren vorstellen. Solche Vergleiche haben die merkwürdige Eigenschaft, daß sie auf Dauer gar nicht mehr nur als Hilfsmittel der Verständigung begriffen werden: Haben wir nur oft genug gehört, daß die Grashalme wie (geometrische) Röhren aussehen, glauben wir, daß sie tatsächlich Röhren sind. Die beiden Seiten des Vergleichs werden in unserer Vorstellung bis zur Austauschbarkeit ähnlich. |
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Wir vermögen uns heute kaum mehr
vorzustellen, was für eine erkenntnistheoretische Wende dieser Vorgang
gewesen sein muß: statt unsere soziale Umwelt mit der Natur zu vergleichen,
wurde nun immer mehr die Natur mit unserer sozialen Umwelt verglichen.
Die Bedeutung der Technik und des mit ihm verbundenen Denkens steigerte
sich gewaltig. Von der Natur wurde, und dies ist nur eine Konsequenz,
zunehmend nur noch das erkannt, was sich mit den Modellen unserer technischen
geometrischen Umwelt vergleichen ließ. So konnte sich schließlich
die Überzeugung festsetzen, daß die Natur nicht etwa in der
Sprache der Natur sondern in der Sprache der Mathematik geschrieben ist:
"Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, seine Elemente sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren. Ohne diese ist es unmöglich, irgend etwas zu verstehen; ohne diese irrt man vergeblich in einem dunklen Labyrinth herum." So schrieb Galileo Galilei 1623 in einem seiner Discorsi.5 In den folgenden Jahrhunderten wurde diese Grundanschauung verfeinert und praktisch auf alle Gebiete der Naturbeschreibung übertragen. Die botanischen Klassifikationen etwa basieren auf morphologischen Beschreibungen und diese folgen den von Galilei in der Geburtsstunde der modernen Naturwissenschaft beschriebenen Prinzip. "…Linien, Flächen. Das ist alles, denn aus ihnen müssen wir das Objekt begreifen, indem wir es in dieselben zerlegen und zu fassen suchen. Indem wir die erst auseinandergelegten Teile wieder vereinigen", so formulierte es der Botaniker Friedrich T. Kützing.6 |
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5. Monokausales Denken: Die Zerlegung der Bewegung in Ursache und Wirkung | ||||||||||||
Nicht nur für die Beschreibung
der Gegenstände, sondern auch für jene der Bewegung änderte
sich das Grundmodell. Nicht mehr die Natur mit ihren unregelmäßig
beschleunigten Bewegungen, sondern eine künstliche gleichmäßige
Bewegung wurde zum Beispielfall, zunächst häufig die Sanduhr
und dann etwa die mechanische Uhr. Das Vergleichsbild, an das wir auch
heute noch zunächst denken, wenn die Rede auf die 'Bewegung' kommt,
ist etwas, daß sich von A nach B auf einer Linie mit gleichbleibender
Geschwindigkeit bewegt. Seit der frühen Neuzeit wurde überhaupt
die Maschine zum Muster, mit dem alles Übrige verglichen wurde. Ihren
Höhepunkt fand diese Tendenz in der französischen Aufklärung
am Ende des 18. Jahrhunderts. Eine ganz wichtige Konsequenz dieser 'mechanistischen'
Weltanschauung, die Mensch und Natur als einen Spezialfall der Maschine
betrachtete, ist der Aufschwung des monokausalen Denkens. Die Bewegung
der Welt erscheint als eine Wirkung, die jeweils auf eine Ursache zurückgeführt
werden kann. Anschaulich hat diese Auffassung Paul Thiry D'Holbach (1723-1789), der mit den Herausgebern der großen französischen Enzyklopädie, Diderot und d'Alembert zusammengearbeitet hat, zusammengefaßt: "Das Universum; diese große Vereinigung alles Existierenden, zeigt uns überall nur Materie und Bewegung: seine Gesamtheit zeigt uns nur eine unermeßliche und ununterbrochene Kette von Ursachen und Wirkung: einige dieser Ursachen sind uns bekannt, weil sie unmittelbar unsere Sinne affizieren; andere sind uns unbekannt, weil sie uns nur durch Wirkungen beeinflussen, die von ihren Erstursachen oft sehr entfernt sind. Sehr mannigfaltige und in unendlich verschiedener Weise miteinander verbundene Stoffe erhalten und vermitteln unaufhörlich unterschiedliche Bewegungen. Die verschiedenen Eigentümlichkeiten dieser Stoffe, ihrer verschiedenen Verbindungen, ihrer notwendig daraus folgenden so mannigfaltigen Wirkungsarten machen für uns das Wesen der Dinge aus; und aus diesen unterschiedlichen Wesen ergeben sich die verschiedenen Ordnungen, Stufen und Systeme, die diese Dinge einnehmen, der Gesamtsumme das ist, was wir die Natur nennen."7 "Die Bewegung ist eine Kraftäußerung, durch die ein Körper seinen Platz verändert oder danach strebt, ihn zu verändern... Die Bewegung allein ist es, die Beziehungen zwischen unseren Organen und den in uns und um uns befindlichen Dingen herstellt. Die Dinge, die Substanzen oder die mannigfaltigen Körper, deren Gesamtheit die Natur ausmacht und die selbst Wirkungen bestimmter Verbindungen oder Ursachen sind, werden ihrerseits zu Ursachen. Eine Ursache ist ein Ding, das ein anderes in Bewegung setzt oder das irgendeine Veränderung in ihm hervorruft. Die Wirkung ist die Veränderung, die einen Körper in einem anderen vermittelst der Bewegung hervorruft. Einen Gegenstand kennen heißt: ihn empfunden haben; ihn empfinden: von ihm in Bewegung gesetzt worden sein." (Ebd., S. 19) "Kurz gesagt, die Natur ist nur eine unermeßliche Kette von Ursachen und Wirkungen, die sich unaufhörlich wechselseitig auseinander ergeben." S. 31 "Es kann in den Körpern keine Wirkung ohne Gegenwirkung geben." S. 23 |
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Diese Vorstellungen über die
Beziehung der Dinge und die Bewegung bilden die Grundlage sowohl der klassischen
Logik, also der Lehre vom folgerichtigen Denken, als auch der mechanischen
Technik. Logisch ist, wenn die Regel 'wenn a dann b' gilt. Eine Ursache
hat eine bestimmte Wirkung. Die Möglichkeit, daß als Wirkung/Ergebnis
sowohl b als auch c oder sogar wieder a eintritt, wird axiomatisch ausgeschlossen.
(Satz vom ausgeschlossenen Dritten/tertium non datur). Zirkuläre
und paradoxe Schlußfolgerungen müssen demnach zurückgewiesen
werden. Sie gelten dem logisch-mechanistischen Denken als fehlerhaft.
"Richtig" ist es, solche Paradoxien durch weiteres Zerlegen
der Faktoren aufzulösen. Ausgeschlossen wird bei allen logischen
Operationen die verändernde Wirkung der Zeit. Man tut so, als ob
a vor, während und nach seiner Einwirkung auf b mit sich identisch
bleibt, sich also nicht verändert. Aus diesem Grund gehören
Rück- oder Wechselwirkungen nicht zur jeweiligen Untersuchungseinheit.
Sie sind jeweils wieder nur in einem neuen Satz zu beschreiben, der von
der ersten Aussage völlig getrennt ist. Zugleich dürfen diese
Aussagen nicht gelten, wenn sie sich widersprechen. |
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6. Weiter Kennzeichen des Denkens der Buch und Industriekultur | ||||||||||||
So wie für die Informationsgewinnung
die Minimierung der Zeit, so ist für die neuzeitliche Technik die
absichtsvolle Minimierung der Wechselwirkung zum Prinzip
geworden. Ob wir mit dem Hammer auf Nägel einwirken oder mit dem
Messer schneiden, wir verändern nicht nur die Arbeitsgegenstände
sondern auch die Werkzeuge. Aber uns erscheint die Rückwirkung der
Nägel auf den Hammer oder der Zweige auf das Messer minimal. Wir
sehen mehr Veränderung bei den Arbeitsgegenständen. Sobald wir
beim Werkzeuggebrauch tatsächlich Wechselwirkung bemerken, taugt
das Werkzeug nichts. Der abgebrochene Hammerstiel oder das schartige Messer
zeigen uns zu viele Spuren des Arbeitsgegenstandes. |
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Da wir alle beständig mit Werkzeugen
und Maschinen umgehen, prägt ihre (vermeintlich) einseitige Wirkungsweise
unsere Weltanschauung. Immer wieder, so überzeugen wir uns, sehen
wir erfolgreiche Prozesse, die ohne Rückwirkung ablaufen und wenn
letztere auftritt, dann wird die Handlung als Mißerfolg erlebt.
So erscheinen uns lineare und monokausale Vorgänge als Normalfall
und Ideal. Auf Dauer paßte sich das europäische Denken, beileibe
nicht nur jenes der Techniker, diesem Produktionsprozeß an. Ziel
sowohl des mechanischen Handelns als auch des linearen und kausalen Denkens
muß die Verringerung bzw. die Ausblendung von Rückkopplungseffekten
sein. Eine Folge und Voraussetzung des mechanistischen Denkens und ein Kennzeichen der typographischen Kultur überhaupt ist die Vernachlässigung der Zeit, bzw. ihres Stillstands während des Erkenntnis- und Kommunikationsprozesses. Nicht nur unser Denken sondern auch unser Verständnis von Kommunikation wird von den Funktionsprinzipien des Buchdrucks als dem Urtyp der mechanischen Industriekultur bestimmt: Der Mythos, man könne Wissen weitergeben wie gedruckte Bücher, hält sich noch immer. Rhetorisches Ideal ist nicht das wechselseitige Geben und Nehmen, sondern die einseitige Beeinflussung des Werkstücks Hörer durch den Sprecher. Verständigung wird weniger als zeitraubender Aushandlungsprozeß, in dem immer wieder korrigiert werden kann, als vielmehr als unmittelbare Offenbarung verstanden. |
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7. Werte hinter dem monokausalen Denken und Handeln: Homogenität und Prämierung identischer Reproduktion | ||||||||||||
Die Frage der neuzeitlichen Industrie-
und Buchkultur lautetet: Wie ist identische Reproduktion möglich? Es ging um das Herstellen von gleichen Waren, soziale Standardisierung, identische Reproduktion von Wissen in den Köpfen der Schüler. Jetzt setzt die Gentechnologie dieses alte Prinzip fort, indem sie Pflanzen, Tiere, menschliche Zelle identisch zu reproduzieren sucht. Die politische Legitimationstheorie ist die Demokratie: Gleichheit der Individuen. |
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Zu diesen Grundannahmen hat es immer
Gegenbewegungen gegeben. Am besten lassen sie sich vielleicht
mit dem Ausdruck ‘Anarchismus’ umschreiben. Demokratische Ordnung und anarchistisches Chaos haben sich immer gegenseitig gestützt. Sie waren und sind gleichsam wechselseitig aufeinander angewiesen, um ihre Grundannahmen zu legitimieren: Demokraten warnen vor Anarchie, wenn ihre Prinzipien in Frage gestellt wurden und Anarchisten wittern Bürokratisierung, wenn formale Regeln zur Standardisierung der sozialen Miteinanders festgelegt werden und damit die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt wird. Daß sich in der Gegenwart in diesem Miteinander von Abhängigkeit und Gegenabhängigkeit etwas ändert, zeigt sich am Aufstieg des Konzepts des Terrorismus als Gegenbegriff zu Demokratie. Je mehr die westlichen Demokratien ihre eigenen Prinzipien von Gewaltenteilung, Gleichheit, Freiheit, Legitimation durch formale Verfahren und zunehmende Intransparenz der Entscheidungen für Bevölkerung verraten, desto weniger eignet sich Chaos und Unordnung als Gegenbegriff. Der Feind wird zunehmend dort gesehen, wo tatsächlich Gleichheit und Ordnung herrscht, in den sogenannten „terroristischen Netzwerken“. Die Auflösung demokratischer Strukturen wird als Flexibilisierung, Entbürokratisierung usf. gerechtfertigt. Wenn sich die Zukunft von dieser Neuen Zeit unterscheiden will, wird sie andere Prinzipien finden müssen, z. B. ‘Wie ist die Erzeugung und der Erhalt von Unterschieden möglich?’ Aber die bloße Umorientierung von Homogenität auf Heterogenität wird schwerlich Ziel sein können. Sie bliebe noch gegenabhängig. |
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8. Der Aufschwung des kreisförmigen, rückgekoppelten Denkens | ||||||||||||
Auch die gegenwärtige zaghafte
Abkehr vom linearen, logischen und monokausalen Ideal des Denkens hängt
mit einer neuen Stufe der Technisierung unserer Umwelt zusammen. Seit es nicht mehr nur und nicht in erster Linie um die Technisierung von Kraft und Fingerfertigkeiten (Handeln!) sondern um die Vernetzung und die Automatisierung von Steuerungs- und Regelungsvorgängen geht, wächst die Sensibilität für den Nutzen von Feedback-Schleifen, von zirkulären Strukturen. In diesem Bereich kommt man mit linearem mechanischen Denken nicht weit. Das Neue Denken hat sich bei der Reflexion informationsverarbeitender Prozesse formiert und es vergleicht die Erscheinungen unserer Umwelt mit datenverarbeitenden Systemen. Dabei fällt dann bald auf, in welchem starken Maße auch unser menschlicher Alltag von Prozessen der Informationsgewinnung, -verarbeitung und der Kommunikation geprägt ist. Zum anderen hängt diese Umorientierung mit der Abnahme hierarchischer machtgeordneter sozialer Strukturen zusammen. Wo Gesellschaftsstrukturen auf Befehl und Gehorsam, sklavischer Abhängigkeit, Lehensverhältnisse, diktatorische Macht etc. aufgebaut sind, da wirkt das Wort von der Spitze der Hierarchie linear und kausal auf die Untergebenen. Da sind die Sozialbeziehungen ebenso einfach und folgerichtig wie technische Prozesse. Soldaten befiehlt man, Leibeigenen und Sklaven auch, ebenso den Lohnabhängigen usf. Wo Macht ist, braucht die Spitze der Hierarchie keine Kommunikation – und die Unterlegenen auch eher Waffen als Worte. Je mehr solche hierarchischen Sozialsysteme versagen, desto häufiger werden gleichrangige Sozialbeziehungen, die auf wechselseitigem Respekt und Gleichwertigkeit bauen. Und in diesen Projekten mit flachen Hierarchien wird Wechselwirkung und Interaktion möglich und auch ausdrücklich gewünscht. Daß einseitige hierarchische Sozialsysteme zunehmend kritisch bewertet werden, liegt nicht zuletzt daran, daß sie sich so schwer steuern lassen. Selbststeuerung ist einfacher als Fremdsteuerung. Aber sie bedarf immer kybernetischer Rückkopplungskreise. |
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9. Systemisches, holistisches und anarchisches Denken | ||||||||||||
Neben dem linearen, monokausalen
Denken, der Suche nach einer einzigen Ursache oder Lösung für
Probleme hat es immer auch Vertreter eines Sowohl-Als-Auch-Denkens gegeben.
Prominente Vertreter dieser Gegenrichtung wären in der jüngeren
Wissenschaftsgeschichte etwa die dialektischen Entwürfe von Hegel
und Marx sowie das interaktionistische Denken in Soziologie und Sozialpsychologie.8
In den letzten Jahrzehnten ist in einer Gegenbewegung zum monokausalen Denken eine Bewegung erstarkt, die versucht, möglichst viel von der Komplexität dadurch zu erhalten, daß möglichst viele Elemente und Beziehungen modelliert werden. Stichworte sind hier Ökologie und systemisches oder vernetztes Denken. Der äußerste Punkt wird hier im grenzenlosen Holismus erreicht, der davon ausgeht, daß alles in der Welt mit allem anderen zusammenhängt. Verstehen ist uns dann entweder ganz versagt, oder wir nähern uns in dem Maße, in dem wir möglichst viele Fakten aufgreifen. Gleichgewichtsdenken ufert nur dann nicht unüberschaubar aus, wenn klar ist, zwischen welchen Faktoren eine Gewichtung vorgenommen werden soll. Die Ökologie als Lehre von den Beziehungen zwischen artverschiedenen Elementen macht aber keine Aussagen über Qualität und Anzahl der Elemente. Ökologische Netzwerke in Natur und Gesellschaft enthalten letztlich unzählig viele Elemente, deren Erfassung im Rahmen der Modellierung von Ökosystemen irgendwann abgebrochen wird. Abbruchskriterien werden je nach den Forschungsinteressen ad hoc festgelegt. Ähnlich unbestimmt sind die Kriterien, nach denen das System abgrenzt und die relevante Umwelt – und damit auch mögliche Ressourcen – festgelegt wird. Dem Vorteil dieses Herangehens, nämlich Flexibilität und die Beschreibung großer Komplexität, steht als Nachteil, Beliebigkeit und geringe intersubjektive Anschlußfähigkeit gegenüber. Korrektur und Akkumulation von Ergebnissen durch die Forschergemeinschaft sind kaum planmäßig möglich. Vielfach reproduzieren die im systemischen Paradigma erstellten Modell die Welt in ihrer Überkomplexität, will sagen sie reduzieren sie so wenig, daß einem Dritten unklar ist, welchen Gewinn es macht sich mit den Modellen anstatt sogleich mit der modellierten Welt zu beschäftigen. (Vgl. die Abb.3 ) |
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Abb. 3: Überkomplexe Modelle (Wirkungsgefüge und Einflüsse auf die Regionalplanung, aus: Frederic Vester: Die Kunst vernetzt zu denken. Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität. Ffm. 2003, S.57) |
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Schwächen | ||||||||||||
Das Konstatieren von 'Unübersichtlichkeiten',
'Risiken' und 'Fragmentierungen' in Organisationen und in der Gesellschaft
vermag zwar ein Schwarz-Weiß-Denken zu relativieren, aber es eröffnet
keine positiven Perspektiven. Die Forderung nach systemischen, mehrperspektivischen
Beschreibungen trifft in der Stoßrichtung zu, aber sie hat in dieser
unspezifizierten Form zur Beliebigkeit geführt, die weder Praktikern
eine Handlungsanleitung gibt noch in den Wissenschaften die Anschlußfähigkeit
der Einzelforschungen ermöglicht. Neoliberalismus läßt
sich im Denken wie in der Ökonomie als temporäre Gegenbewegung
gegen Dirigismus und erstarrte Strukturen, als Katalysator zur Aufweichung
von überkommenen Rangordnungen rechtfertigen. Eine dauerhafte Perspektive
für komplexe Systeme bietet er nicht. |
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10. Das triadische Denken als Mittler zwischen logischem und holistisch-ökologischem Denken | ||||||||||||
Das hier und in dem im Januar erscheinenden
Buch ‘Die Entdeckung der kommunikativen Welt’ vorgeschlagene
triadische Denken vermeidet die Schwächen des Entweder-Oder- Denkens
und die kaum zu regelnde Komplexität des ökologisch-systemischen
Ansatzes, indem es die Phänomene jeweils als das emergente Produkt
des Zusammenwirkens genau dreier Faktoren oder Prozesse behandelt. Das triadische Denken versteht sich als Ergänzung und Alternative zum elementaren logischen Denken mit 'Ja/Nein'-Entscheidungen.9 Es sucht Alternativen sowohl zu binären Schematisierungen als auch zu einem systemischen Netzwerkdenken, welches beliebig viele, meist ad hoc konstruierte Perspektiven auf die Phänomene vorschlägt. Möglicherweise hängt alles mit allem anderen zusammen (Holographieprinzip), aber es ist gewiß, daß wir in unserem Denken die Komplexität dieser Zusammenhänge reduzieren (müssen). |
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Als Prinzip der Komplexitätsreduktion
fordert das triadische Denken dazu auf auszuloten, welche Phänomene
sich als das Produkt der Balance zwischen drei Polen verstehen lassen.
Das Niveau triadischen Denkens wird unterschritten, wenn wir bloß
binär klassifizieren, nach Entweder – Oder – Entscheidungen
suchen. Es wird überschritten, wenn wir mehr als drei Faktoren und
mehr als zwei Ebenen simultan berücksichtigen. Das triadische Herangehen zwingt deren Vertreter dazu, sich vorab auf jeweils drei Faktoren und zwei Emergenzebenen, einer auf der das zu erklärende Phänomen liegt und die andere, auf der die erklärenden Faktoren liegen, für jeden Analyseschritt zu einigen. Der Rahmen wird enger. Zwar kann er beliebig neu definiert werden, es lassen sich auch Komplexitätssteigerungen durch das Hintereinanderschalten von Triaden zu einer Triadentrias, erreichen, aber die Anzahl der Faktoren, die zur Erklärung der jeweiligen Phänomene herangezogen wird, ist begrenzt und ihre Typik benannt. Erst die programmatische Begrenzung der Faktoren führt auch zur Lösung eines weiteren Grundproblems der Ökologie, nämlich zur Entscheidung der Frage, wann sich beliebige Systeme in einer Balance befinden. Solange die Anzahl der Elemente, die in einem Ökosystem miteinander in Wechselwirkung stehen, offen ist, kann nicht geklärt werden, ob ein Fließgleichgewicht vorhanden ist oder nicht, was der Sollwert ist, um den bei Regelungsprozessen gependelt wird. Jeder zusätzlich in den Blick genommene Faktor, z. B. jedes weitere Kommunikationsmedium, das in Kommunikationssystemen berücksichtigt wird, kann zur Entdeckung von Ungleichgewichten führen. Die einmal gesetzten Normen sind insofern willkürlich, als die Elemente des Bezugssystems willkürlich festgelegt sind. Was bei der Wahl von 6 Elementen als ‘pathologisch’ erscheint, kann bei 4 Elementen als ausbalanciertes Verhältnis beschrieben werden. Werden die Phänomene konsequent als das emergente Produkt des Zusammenwirkens von drei Faktoren modelliert, so gibt es gleiche Bedingungen für die Bestimmung der Normwerte. |
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Triadische Modelle gibt es in allen
Kulturen und zu allen Zeiten. Es hat aber den Anschein, als ob sie in
den Industrie- und Buchkulturen in den letzten Jahrhunderten eher zugunsten
monokausaler Modelle abgewertet wurden. Seit 1900 ist aber in den Wissenschaften
eine Aufwertung des Konzepts unübersehbar. Beispiele sind F. de Saussure
(Sprache 3D: langue – parole – langage)10
, S. Freud (Drei–Instanzen–Modell: 'Ich – Es –
Über–Ich')11 , K. Bühler
(Zeichen 3D: Darstellung/Symbol – Appell/Signal – Ausdruck/Symptom)12
, G. Bateson (Verhalten 3D: Reiz – Reaktion – Verstärkung)13
oder aus der Wirtschaftswissenschaft R. Alec McKenzie (The management
process in 3-D: Leadership / communicate – Administration / make
decisions – Conceptual thinking / analyze problems)14. |
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11. Das neue Triadisches Denken als Produkt linearem, parallelem und kreisförmig rückgekoppeltem Denken | ||||||||||||
Von älteren Formen des
triadischen Denken unterscheidet sich das hier vorgeschlagene zum einen
dadurch, daß die Prinzipien selbstreferentiell auf sich anwendet.
Auch das Denken wird als emergentes Produkt dreier Prozesse verstanden.
Dies ermöglicht es, die Vorzüge anderer Denkstile in das eigene
Konzept zu integrieren. Wie andere Informationsverarbeitungsprozesse auch läßt sich das triadische Denken sowohl als linearer, als auch als zirkulärer und als paralleler Prozeß beschreiben. Es ist, wie wir sahen, üblich und auch in vielen Kontexten sinnvoll, die menschliche Informationsverarbeitung als linearen Prozeß zu beschreiben: Wahrnehmen, Speichern und Verarbeiten(Denken) und Handeln, letzteres angeleitet durch die gewonnenen Informationen. Weniger üblich aber nicht minder zutreffend ist die Beschreibung der menschlichen Informationsverarbeitung als zirkulärem Prozeß. Jedes Handeln, auch das eigene Sprechen wird beobachtete und mit Intentionen verglichen, die menschliche Informationsverarbeitung ist ein sich immer wieder schließender Rückkopplungskreislauf. Noch weniger üblich war es lange Zeit den parallelen Charakter der menschlichen und kulturellen Informationsverarbeitung zu sehen: Zu jedem Zeitpunkt finden sowohl Wahrnehmungs- als auch Verarbeitungsprozesse statt und zugleich drücken sich die Ergebnisse dieser Prozesse im Verhalten der Menschen irgendwie aus. Der Mensch ist ein massiv parallel verarbeitendes System. Es sind also drei Typen auseinanderzuhalten: lineare, zirkuläre und parallele Verkettungen. (Vgl. die Abb. 4) Alle drei Sichtweisen haben ihre Berechtigung und nur zusammengenommen können sie einigermaßen das beschreiben, was man 'menschliche Informationsverarbeitung’ nennt. Selbst so prominenten triadischen Denkern wie Charles Sanders Peirce, dessen Zeichenmodel die Semiotik seit Jahrzehnten prägt, gelingt es nicht, die triadischen Prinzipien konsequent auch – selbstreferentiell – auf die eigene Modellbildung anzuwenden. Zwar erkennt er, daß es linear-prozessuale und synchrone Prozesse in der Semiose gibt, aber dieser Gedanke wird nicht konsequent weiterverfolgt und zu einem triadischen Modell ausgebaut.15 Er schwankt vielmehr zwischen einem Synchronmodell: „Alle drei Faktoren müssen zugleich gegeben sein, damit man von einem Zeichen sprechen kann“ und einem Sukzessionsmodell (Semiose): „Erst das Objekt, dann das wahrgenommene Zeichen, dann der Interpret“.16 |
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Abb.4 : Triadisches Prozeßmodell |
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Es gehört zu der kulturellen
Eigentümlichkeit der Industrie und Buchkultur, daß sie nur
den linearen Verarbeitungsprozeß und korrespondierend auch nur lineare
Kommunikationskonzepte prämiert hat. Dies zeigt sich nicht zuletzt
in den Maximen schulischen Lernens: Eins nach dem anderen. Jedes zu seiner
Zeit usf. sind Gebote, die ‘Man kann nicht zugleich Schularbeiten
machen und Musik hören!’ Erst die Arbeit und dann das vergnügen. Es wäre eine lohnende Aufgabe Sprichworte und pädagogischer Weisheit auf die zugrunde liegen Informationsverarbeitungskonzepte hin zu untersuchen. Die meisten werden nur überzeugen, wenn man das lineare Lern- bzw. Informationskonzept akzeptiert. Aber natürlich gibt es auch alternative Ansätze, z. B. die Forderung nach Methoden bzw. Medienwechsel im Unterricht. Aber diese Berücksichtung der Multisensualität der Parallelerarbeitung macht eben erst recht deutlich, daß die Informationsverarbeitung massiv parallel abläuft, selbst wenn dies nicht im Vordergrund der Didaktiken steht. |
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Eine zweite Besonderheit des neuen
triadischen Denkens ist es, die Phänomene nicht nur durch einfache
triadische Modell zu verstehen sondern auch die Faktoren der der Basistriade
nochmals als das emergente Produkt dreier anderer Faktoren zu verstehen.
Auf diese Weise entstehen die sogenannten Triadentrias’. Beide Prinzipien lassen sich am Beispiel kulturvergleichender Studien veranschaulichen. |
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12. Angewandtes triadisches Denken : Kulturvergleichende Mediengeschichte | ||||||||||||
Auf kaum einem Forschungsfeld werden
kooperative – und das meint immer auch kommunikative – Ansätze
so notwendig, wie gerade bei kulturvergleichenden Analysen. Ebenso kommt
der Reflexion der Standpunkte und Perspektiven der beteiligten Forscher
eine besondere Rolle zu. Die epistemologischen Prämissen sollen wieder
in einem triadischen Modell zusammengefaßt werden (vgl. Abb. 5:
Triadische Erkenntnistheorie kulturvergleichender Analysen). Es fordert
dazu auf, Standpunkte (Subjekt), Wahrnehmungsperspektiven und die Objekte
zu klären. |
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Abb. 5: Triadische Erkenntnistheorie kulturvergleichender Analysen |
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Bei kulturvergleichenden Forschungen
haben wir es mindestens mit drei verschiedenen Standpunkten zu tun, die
der Forscher im Laufe der Untersuchung einnehmen wird, jenem seiner eigenen
Alltagskultur, jenem der fremden beobachteten Kultur und jenem der wissenschaftlichen
Disziplin, die er in seiner Forschung nutzt. Wissenssoziologisch betrachtet ist jeder Wissenschaftler mindestens Angehöriger seiner eigenen Alltags- und seiner speziellen Wissenschaftskultur. Ein in England aufgewachsener Soziologe versteht ‘seine’ Gesellschaft sowohl als Engländer als auch als Soziologe. Solange Untersuchungsgegenstand und Beobachter derselben Kultur angehören, kann die Bestimmung des Standpunktes des vergleichenden Wissenschaftlers kurz abgehandelt werden. Eine gründliche Reflexion und weitere Konsequenzen werden erforderlich, sobald sich der Wissenschaftler mit fremden Kulturen befaßt. Es muß geklärt werden, wie sich diese Kulturen zu den beobachteten Kulturen verhalten. In der Regel wird es so sein, daß es einerseits Überscheidungsbereiche und andererseits solche Bereiche gibt, in denen die untersuchte Kultur nur als fremde Umwelt erlebt werden kann. Es ist klar, daß die Entscheidung, wo die eigene Kultur aufhört und eine fremde beginnt, nicht leicht zu treffen ist und daß hier gewiß auch mit näher und ferner liegenden Bereichen zu rechnen ist. Aber dieser Einwand darf nicht dazu mißbraucht werden, die Beschäftigung mit den Standpunkten ganz abzusagen. In den fremden Bereichen ist uns ein Verstehen im Sinne der Übernahme fremder Standpunkte und Perspektiven versagt. Sollen die klassischen Beobachtungs- und Kodierungsverfahren eingesetzt werden, bleibt unklar, ob die Kodierungen mit den Bedeutungszuschreibungen übereinfallen, die die Angehörigen der untersuchten Kultur vornehmen. Dies ist bei Forschungsfragen und Untersuchungsgegenständen, bei denen es nicht auf eine Berücksichtigung der Selbstbeschreibungen ankommt, möglicherweise nicht so tragisch. Gehen wir allerdings davon aus, daß kommunikative Systeme – und damit auch alle Kulturen, die sich als Kommunikationssysteme betrachten oder als solche beschrieben werden sollen – nicht nur Systeme, die Informationen über die Umwelt verarbeiten, sondern zugleich auch selbstbeobachtende und selbstbeschreibende Systeme sind, dann müssen neben kodierenden auch emische Untersuchungsverfahren treten, die es erlauben, die Standpunkte, Perspektiven und Selbstbeschreibungen der untersuchten Kultur zu rekonstruieren. Für den Umgang mit dieser 'Unvereinbarkeit der Standpunkte' (A. Schütz), die auch in anderen sozialwissenschaftlichen Kontexten zu beobachten ist, gibt es in der Theorie- und Methodendiskussion unterschiedliche Empfehlungen. Die kommunikative Sozialforschung schlägt für die Fälle, wo Angehörige der untersuchten Kultur noch erreichbar sind, vor, ein Kommunikationssystem einzurichten, in dem die Vertreter der verschiedenen Kulturen miteinander in den Dialog mit dem Ziel treten, sich wechselseitig die eigenen Standpunkte klarzumachen. Eintauchen in die jeweils andere Kultur wird phasenweise gefördert. Im Ergebnis dieser kollektiven Selbstreflexion sollen die Beteiligten die Fähigkeit erworben haben, zwischen eigenen und fremden Positionen zu oszillieren, also probeweise beide Standpunkte einzunehmen. Als gemeinsames Drittes des Vergleichs dienen die theoretischen Modelle. In deren Sprachen sind auch die quellensprachlichen Konzepte zu übersetzen. Da alle Kulturen und deren Subsysteme (Schichten, Institutionen, Gruppen ...) selbst definieren, was für sie Kommunikation, wer Mitglied dieser Kommunikationsgemeinschaft ist, was als Medium genutzt werden kann, wann Kommunikation gelingt und wann nicht, was wichtige und was weniger wichtige Informationsmedien, Sinne etc. sind, ist die Rekonstruktion der kulturellen Selbstbeschreibungen, die zunächst in der Landessprache erfolgen, immer eine Teilaufgabe. Bei historischen Gegenständen kommt der Quellensprache (bzw. der Übersetzung quellensprachlicher Ausdrücke in die Terminologie der Modelle) und selbstreflexiven Zeitzeugnissen besondere Bedeutung zu. Zentrale Begriffe der medialen und kulturellen Semantik der einzelnen Kulturen miteinander zu vergleichen und zu übersetzen, führt schon zu Erkenntnissen über die Unterschiede der kommunikativen Prozesse und Strukturen. |
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13. Prinzipien des neuen triadischen Denkens | ||||||||||||
Ohne triadische Modelle von
Phänomenen (Systeme, Prozesse …) ist triadisches Denken nicht
möglich. Im Gegensatz zum traditionellen triadischen Denken ist es
aber nicht das oberste Ziel des neuen triadischen Denkens normativ ein
– notwendigerweise begrenztes – Set von Triaden zu erzeugen
und zeit-, personen- und raumübergreifend festzuschreiben. Sie werden
meist ad hoc von Personen, Rollen, Professionen zur Lösung von konkreten
Problemen entwickelt. Nur die wenigsten verfestigen sich zu Routinen.
Natürlich können triadische Modelle auch einen weiteren Geltungsanspruch
besitzen und zum Routinewissen von Personen oder Organisationen werden.
Aber wichtiger als die einzelnen Modelle ist das Prinzip des Denkens in
Triaden auf unterschiedlichen Emergenzebenen. Je nach den zu erklärenden
Phänomenen, den Fragestellungen und/oder den Zielen der Analysen,
kommt man zu unterschiedlichen Triaden. Konstitutiv für das neue triadische Denken sind allerdings bestimmte Grundannahmen und programmatische Schritte. Die wichtigsten Prinzipien sind: |
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14. Anwendungsfelder und Grenzen des triadische Denken | ||||||||||||
Triadische Modelle machen nur
dort einen Sinn, wo man sich mit komplexen Phänomenen konfrontiert
sieht, die man zerlegen muß um sie zu verstehen und deren Bedeutung
mehr ist als die Summen ihrer Teile. In Maschinenorganisationen, Bürokratien
und in allen hochgradig routinisierten Arbeitszusammenhängen sind
die Denkprozesse soweit vereinfacht, daß den Personen Entscheidungen,
wenn sie denn überhaupt notwendig sind, nach einfachen binären
Schematismen möglich werden: Ja/Nein, Wahr/Falsch, nach den Vorschriften/nicht
nach den Vorschriften usw. Triadisches Denken bringt in diesem Kontexten, z. B. in Verwaltungen und Betrieben, die ihre Geschäftsprozesse nach diesem Muster hochgradig normiert haben, keinen Nutzen, sondern bloß irritierende Komplizierungen. Hier ist das traditionelle zweiwertige Denken die beste Wahl. Nun ist klar, daß alle einigermaßen komplexen Institutionen auch Bereiche ausdifferenziert haben, die nicht nach dem Entweder – Oder – Prinzip Informationen verarbeiten (können). Dies betrifft z.B. das Topmanagement, das strategische Entscheidungen fällen muß. Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt oder die grundsätzliche Organisation von Prozessen, für eine bestimmte Positionierung des Betriebes am Markt, viele Personalentscheidungen lassen sich nicht binär schematisieren. Zweitens betrifft es die Bereiche, in denen die Beziehung der Organisation zur Umwelt selbst nicht mehr ‘maschinenmäßig’ gestaltet werden kann. Solche Bereiche gibt es quer durch die Hierarchien vom Verkäufer bis hin zum Marketing, dem Einkauf von Produkten usf. Überall dort also, wo es unüberschaubar viele Entscheidungsalternativen gibt, kann logisches Denken zwar die Komplexität reduzieren, aber sie gibt keine sicheren Lösungswege vor. Bezogen auf das Management: Wer tatsächlich Wandlungsprozesse steuern und beeinflussen kann, wer die Möglichkeit hat, Visionen zu entwickeln und durchzusetzen, kann nicht auf binär schematisiertes Denken vertrauen. Typischerweise wird für diesen Kreis Brainstorming, kreatives vernetztes Denken empfohlen.17 Letztlich braucht man natürlich für die verschiedenen Situationen alle drei Denkformen und gerade das Zusammenwirken zwischen ihnen ist eine Schlüsselqualifikation. Es ist andererseits klar, daß sich nicht alle Phänomene in das triadische Schema pressen lassen werden. Das triadische Denken besitzt nur eine Stimme im Chor des Denkens. Aber genauso klar müßte sein, daß auch das monomische und das dyadische Schema unzulänglich ist. Es kommt darauf an zu erforschen, bei welchen Phänomenen welches Komplexitätsniveau angemessen ist. Um dies aber überhaupt auch nur ansatzweise ausloten zu können, ist ein Abgehen von dem Denken in einfachen Oppositionen unerläßlich. Ein triadisches Denken würde schon viele neue Impulse bringen. Ob man sich für das binäre oder für höherdimensionales Denken entscheidet, ist letztlich nicht nur wissenschaftlich zu begründen. Es geht um die Frage, welches Denken wir für erforderlich halten, um die Aufgaben unserer Gegenwart und Zukunft zu lösen. 'Gut : Böse', 'für uns : gegen uns', 'richtig : falsch' – letztlich alle fundamentalistischen Weltanschauungen – brauchen binäre Schematisierungen. Findet man diese wenig hilfreich, so wird man Denkmodelle – im Alltag wie in der Wissenschaft – unterstützen, die nicht polarisieren. |
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1 Vgl.
z. B. im Anschluß an Max Weber Alfred Schütz: “Jeder
Begriff, der in einem wissenschaftlichen System gebraucht wird und sich
auf menschliches Handeln bezieht, muß so konstruiert werden, daß
ein menschliches Handeln, welches innerhalb der Lebenswelt von einem individuell
Handelnden in der Weise ausgeführt wird, wie wir es durch die Konstruktion
des Typus andeuteten, sowohl für den Handelnden selbst wie auch für
seine Mitmenschen vernünftig und verständlich ist.“ Ders.:
Die soziale Welt und die Theorie der sozialen Handlung. In: Ders.: Gesammelte
Aufsätze. Band 2: Studien zur soziologischen Theorie. Den Haag 1972,
S. 21, vgl. auch S. 48 ff. (Rationalität in der sozialen Welt) |
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2 Die
Opposition ‘emisch? vs. ‘etisch’ wurde in Anlehnung
an die linguistischen Unterscheidungen von Anthropologen und Ethnologen
verwendet, um zwischen Kulturbeschreibungen zu differenzieren, die von
einem teilnehmenden bzw. von einem außenstehenden Standpunkt erfolgen.
Vgl. K. L. Pike: Advances in Tagmemics. Amsterdam etc. 1974. |
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3 »In
seiner 1963 vorgelegten Studie ›Joho Sangyo Ron‹ (›Über
Informationsindustrien‹) postulierte er, daß die ›ektodermalen
Industrien‹ (Information, Kommunikation, Bildung) für die Transformation
der Industriegesellschaft ebenso zentral seien, wie die ›mesodermalen
Industrien‹ (Transport, Schwerindustrie) für den Übergang
von der Agrar- zur Industriegesellschaft«. Vgl. Christiano German:
Anschluss an das ›globale Dorf‹? In: Frankfurter Allgemeine
Zeitung Nr. 90, 18. April1997, S. 15 . Vgl. M. Giesecke: Von den Mythen
der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft. Ffm2002,
S. 13 ff. und S. 331 ff. |
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4 In
der Universitätslandschaft ist unübersehbar, daß der Aufstieg
der ‘Kulturwissenschaften’ mit einem Bedeutungsverlust der
Sozialwissenschaften einhergegangen ist. Die Soziologie, Hoffnungsträger
der 70er Jahre, man vergleiche etwa ihre Rolle für die Neugründung
der Universität Bielefeld, hat Stellen abgeben müssen. |
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5 Il Saggiatore, Edition Nazionale, Bd. 6, Florenz 1896, S. 232. | ||||||||||||
6 Grundzüge der philosophischen Botanik, Band 1: Historische Einleitung, Methoden, Naturleben, die Pflanzenteile. Leipzig 1851, S. 64. | ||||||||||||
7 System
der Natur oder von den Gesetzen der physischen und der moralischen Welt.
Berlin 1960. Système de la nature ou des lois du monde physique
et du monde moral. Paris 1770, S. 17. |
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8 Ihre extremen Vertreter reden einem anythings goes in Denken und Handeln das Wort (Feyerabend), identifizieren unsere Kultur als Risikogesellschaft und sehen Chancen - oder Risiken - in einer neuen Unübersichtlichkeit (Habermas). | ||||||||||||
9 Dies
gilt jedenfalls für die klassische zweiwertige Logik, die für
die meisten Menschen in den westlichen Kulturen noch immer das Paradigma
ist, obwohl in vielen Spezialbereichen mit mehrwertigen Logiken und Fuzzy-Logiken
gearbeitet wird. |
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10 Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft, hg. von Ch. Bally und A. Sechehaye. Deutsche Übersetzung von H. Lommel, Berlin 1977. | ||||||||||||
11 Freud,
Sigmund: Abriß der Psychoanalyse. Frankfurt a. M. |
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12 Bühler,
Karl: Die Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Frankfurt/Berlin/Wien
1976 (zuerst Stuttgart 1934). Eine weitere triadische Sprachtheorie wäre
jene von K. L. Pike, vgl. etwa ‘Language as particle, wave and field’,
in: Ders.: Selected Writings (ed. by Ruth M. Brend) Paris 1972, S. 129-143. |
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13 Ökologie
des Geistes, Frankfurt/M. |
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14 R.
Alec McKenzie: The management process in 3-D, Harvard Business Review,
Nov.-Dez. 1969, p. 80-87 (in viele Lehrbücher übernommen). |
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15 Charles
Sanders Peirce: 1931-58. Collected Papers, vols. 1-6, ed. C. Hartshorne
& P. Weiss, vols. 7-8, ed., A. W. Burks. Cambridge, Mass.: Harvard
Univ. Press., hier vor allem Band 2. |
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16 Vgl.
Ebd., Bd. 2, § 230 ff. |
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17Vgl.
etwa Fritjof Capra: Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild.
München 1985. und Frederic Vester: Die Kunst, vernetzt zu denken.
Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität.
München 2003. |
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