Fließtext Der Prozess triadischen Denkens

 
Wie andere Informationsverarbeitungsprozesse auch lässt sich das triadische Denken als linearer, zirkulärer und paralleler Prozess beschreiben.
Wenn geeignete triadische Modelle vorliegen, durchläuft das triadische Denken als linearer Prozess (TMA) 5 Phasen:
 
1. Phase: Identifizieren des zu erklärenden Phänomens (Objektbestimmung)
   
2. Phase: Auswahl der axiomatischen Triade
   
3. Phase: Spezifizieren des Objekts und /oder der Untersuchungsperspektive und Konstruktion der drei Triaden, aus denen die 3 Faktoren der axiomatischen Triade emergieren (Triadentrias)
   
4. Phase: Sammlung von möglichen Merkmalen die die 9 Faktoren der Triadentrias spezifizieren können. (Auswahl aus den Checklisten)
   
5. Phase: Empirische Analyse von exemplarischen Fällen mithilfe der triadischen Modelle und Checklisten
   
Das triadische Denken als zirkulärer Prozess
In der Praxis kann jede der genannten Phasen zum Ausgangspunkt triadischen Denkens werden. Erforderlich ist nur, dass jeweils alle Phasen durchschritten werden und sich der Kreis schließt. Beispielsweise wird der Kommunikationswissenschaftler, der mit dem triadischen Kommunikationsmodell arbeitet, immer schon eine Triade, meist die axiomatische, ausgewählt haben. Andererseits kann es sein, dass sich im Forschungsprozess zahlreiche Daten zu Clustern zusammengefügt haben. Für diese empirischen Systematisierungen werden tragfähige Modelle gesucht. Dies kann dann eine Triadentrias sein. Die letzte Phase bestünde in diesem Fall in der Suche nach einer übergeordneten Triade, die sich als das integrative Produkt der drei zuvor konstituierten Triaden verstehen lässt.
In der Beratungspraxis ist es häufig so, dass der Berater mit einen für ihn und für den Klienten überkomplexen Problem konfrontiert wird (Phase 5). Zunächst kann dieses Problem nicht auf den Begriff gebracht werden, keine Objektbestimmung in der Terminologie der Profession vorgenommen werden (Phase 1). Man geht also zu einer Datensammlung über und versucht, die gewonnenen Eindrücke zu ordnen. Erfahrungsgemäß entstehen mehrere Ordnungen (Phase 4). Unter Rückgriff auf das professionelle Wissen können im günstigen Fall diese Cluster weiter systematisiert werden bis am Ende eine Einordnung des Falls in die professionelle Theorie möglich wird.
Selbstverständlich ist es auch möglich, einzelne Phasen zu wiederholen oder/und zurückzuspringen, um den Informationsverarbeitungsprozess zu verbessern. Die Abb. … fasst diesen zirkulären Prozess zusammen.
 
Triadisches Denken als zirkulärer Prozess
 
Abb.
 
Das triadische Denken als Parallelprozess
Da der Mensch keine triviale Maschine ist, er über zahlreiche Prozessoren verfügt, die Informationen zugleich verarbeiten können, ist jede Linearisierung eine Vereinfachung. Sie ist freilich eine Vereinfachung, die unser Bewusstsein beständig auch selbst vornimmt (Selbstimplifikation).
Umso notwendiger ist es, sich immer wieder klar zu machen, dass die verschiedenen Stufen der Modellbildung, die Datenerhebung und empirienahe Erkundung von Phänomenen im menschlichen Denken parallel ablaufen. Wenn nicht gerade Routineaufgaben zu erledigen sind, sondern neue Wege im Denken beschritten werden, macht es wenig Sinn, dieses Nebeneinander zu verhindern, indem man den einen oder anderen Prozess unterdrückt.
Andererseits zeigt die Erfahrung, dass unser Bewusstsein hochselektiv vorgeht und dazu tendiert, beständig einzelne Prozesse zu prämieren. Diese zum Gegenstand der Aufmerksamkeit gemachten ‘Leitprozesse’ können mehr oder weniger gut gewählt sein. Es gehört zu den Grundmaximen des neuen triadischen Denkens solche Prämierungen zunächst hinauszuzögern. So, wie die jüngere Dialogtheorie (Bohm) fordert, Bewertungen zu suspendieren, Entscheidungen in der Schwebe zu halten, so empfiehlt das triadische Denken möglichst drei Prozesse parallel laufen zu lassen. Die Aufmerksamkeit soll für 3 Prozesse wach gehalten werden. Eine Vielzahl der Vorzüge des triadischen gegenüber dem binären Denken wurzelt gerade in dieser Akzeptanz von Parallelprozessen und der Weigerung, die Aufmerksamkeit langfristig auf einen einzigen Prozess zu konzentrieren. Es wird davon ausgegangen, dass die Fähigkeit zur Oszillation zwischen den Prozessen im Millisekundenbereich zu den Wesensmerkmalen unseres Denkens gehört. Es ist für manche Aufgaben sinnvoll, diese Oszillation zu unterdrücken, bei aller wirklichen Wissensschöpfung spielt der Wechsel zwischen den Prozessen eine entscheidende Rolle. Dies will das triadische Denken ins Bewusstsein heben.
 


 

 

 

 

www.kommunikative-welt.de Triadisches Denken ©Michael Giesecke