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Soziologische Triaden als strukturalistische Konzepte |
Das soziologische Konzept der Triade,
wie es E. Tietel (‘Emotionen und Anerkennung in Institutionen’
Münster/Hamburg/London 2003) im Anschluss an Simmel und in breiter
Übereinstimmung mit anderen Soziologen skizziert, verbleibt im strukturalistischen
Rahmen. Es lässt sich letztlich als Spezialfall von relationalen,
systemischen oder vernetzten Denkens verstehen. Dies hebt Tietel in einer
Fußnote (auf S. 26) hervor: „Einen ähnlichen Ausgangspunkt [wie Simmel] wählt die Netzwerkperspektive, der es ebenfalls „immer um mehr als dyadische Beziehungen“ geht (Windeler, A.: ‘Unternehmungsnetzwerke’ Wiesbaden 2001, S. 36). Netzwerkansätze vertreten wie das Konzept der Triangulierung eine relationale Sichtweise auf soziales Geschehen, wobei die Triade die kleinste netzförmige Einheit eines Netzwerkes darstellt. Die Triade, als Netzwerk mit „drei Elementen und den Beziehungen zwischen ihnen“ (Jansen, D.: ‘Einführung in die Netzwerkanalyse’ Opladen 1999, S. 55), ist Gegenstand einer besonderen Netzwerkanalyse, der sogenannten Triadenanalyse, deren wichtigster Anwendungsbereich seit den 50er Jahren die Untersuchung von Kleingruppen ist (ebenda, S. 55ff). Kappelhoff (‘Der Netzwerkansatz als konzeptueller Rahmen für eine Theorie interorganisationaler Netzwerke’ Opladen und Wiesbaden 2000, S. 33) nennt als soziologischen Klassiker des Netzwerkansatzes Simmel, und zwar gerade wegen des „für den Netzwerkansatz grundlegende(n) Konzept(s) des Dritten, durch den erst die sonst isolierten Wechselwirkungen verknüpft werden“, ein Konzept, das im Zentrum soziologischer Ansätze von triadischen Konfigurationen steht.“ Streng genommen geht es hier noch nicht einmal um ‘Netzwerke’, wenn man darunter höherdimensionale Vernetzungen versteht. Im Hintergrund bleibt die Vorstellung von flachen, zweidimensionalen Netzen, selbst wenn anderes gewünscht und behauptet wird. Wenn Tietel die ‘Interaktionstriade’ als ‘Aushandlungsraum’ beschreiben will, führt dies zu einem Bruch in der Argumentation: „Im Unterschied zur Monade (symbolisiert durch einen Punkt) und zur Dyade (symbolisiert durch eine Linie) spannt“ so lesen wir auf S. 28 und erwarten als Fortsetzung: ‘die Triade ein Beziehungsdreieck (symbolisiert durch ein Dreieck) auf’. Der Text lautet jedoch: „spannt das Beziehungsdreieck der Triade nicht nur einen Raum zwischen den Akteuren auf, sondern konstituiert auch Raum in den Akteuren.“ Was aus den Akteuren als (Erd)Punkt nun eine räumliche psychische Größe macht und wie man sich die hinzutretende Dimension vorstellen soll, bleibt unklar. Die soziale Triade muss jedenfalls in Richtung auf psychische Phänomene, die Innenwelt der Akteure verlassen. Und in diese Richtung gehen dann auch die sich anschließenden – wenig überzeugenden – Versuche den ‘Raum’ unter Rückgriff auf i.w.S. psychologische Theoretiker zu spezifizieren. |
Eine triadische Soziologie, die sich aus dem strukturalistischen Denken herleitet ist tatsächlich eine willkommene Ergänzung zur handlungstheoretischen interaktionistischen und systemischen Ansätzen, insoweit sie die Aufmerksamkeit auf die Dynamik von Dreiecksbeziehungen leitet. Sie konstituiert jedoch weniger ein neues Denken als vielmehr eine weitere Anwendungsmöglichkeit relationalen Denkens. Innovativer wird es, wenn das triadische Denken selbst auch als das Produkt von Triaden verstanden wird. |