Fließtext Kulturen als Gegenstand der Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften

Ökologie und Kulturwissenschaft sind weder eine Technikwissenschaft, noch eine Humanwissenschaft, noch eine Natur- oder Gesellschaftswissenschaft, sondern sie untersuchen die Beziehungen zwischen der Technik, der belebten und unbelebten Natur, den sozialen und psychischen Faktoren usf.
Die so verstandene Kulturwissenschaft steht von vornherein nicht in Opposition zu den Natur- und Technikwissenschaften. Vielmehr setzt sich ihr Objektbereich sowohl aus Elementen zusammen, die traditionell von den Naturwissenschaften, als auch aus solchen, die traditionell von den Geisteswissenschaften behandelt werden. Der Objektbereich ist inhomogen - und so sind auch die Methoden vielfältig.

Methodenpluralismus

Es gibt, abgesehen von einer Tradition, die sich wissenschaftshistorisch hergestellt hat, keinen Grund, ökologische Netzwerke ausschließlich mit den Kategorien und Methoden der Naturwissenschaften zu untersuchen. Sobald Gemeinschaften von Lebewesen auftauchen, wird man sozialwissenschaftliche Verfahren hinzuziehen; sobald Menschen zu Elementen dieser Ökosysteme werden, sind auch geisteswissenschaftliche Methoden hilfreich.
Andererseits besitzen die 'kulturwissenschaftlich' arbeitenden Sozial- und Geisteswissenschaften natürlich auch kein Privileg für die Beschreibung jeglichen Typs von Kulturen. Sie werden desto stärker beteiligt, je mehr der Mensch, bzw. Gruppen von Menschen, im Zentrum der Systembildung stehen.
Die Technikwissenschaften werden entsprechend dann im besonderen Maße beteiligt, wenn technische Faktoren oder Medien im Vordergrund der Netzwerkanalyse stehen.

Die ökologische Kulturkonzeption versteht sich deshalb als Alternative, sowohl zu soziologisierenden als auch zu psychologisierenden, technokratischen oder physikalisch reduktionistischen Konzepten. Wenn wir Kultur als Ensemble artverschiedener Medien auffassen, dann bedeutet jede strikt einzelwissenschaftliche Modellierung einen Reduktionismus, der gerade das spezifische Emergenzniveau von Kulturen nicht erreicht.


Fließtext: Kulturwissenschaft als Perspektive für die Sozial- und Geisteswissenschaften          F.A.Q.: Welche Wirkungen haben die 3D-Modelle für die Gesellschaft?