Fließtext Die Prozessoren 'Gefühl' und 'Verstand'
 
Das Schema 'Informationsverarbeitung I' stellt die intrapsychische Informationsverarbeitung als linearen Prozess dar. Informationen, die ins Langzeitgedächtnis (LZG) kommen sollen, müssen den Weg über das Kurzzeitgedächtnis (KZG) nehmen.
Wir alle kennen allerdings Situationen oder Erlebnisse, die wir nur einmal erlebt haben. Dazu kommt der Effekt, dass wir uns Informationen, die uns besonders interessieren, ebenfalls leichter merken können als Informationen, die uns nicht interessieren.
Die Filter, die bestimmen, welche Informationen interessant genug sind, um in einem bestimmten Speicher abgespeichert zu werden, sind die Prozessoren. Sie arbeiten die Informationen so auf, dass sie in einem anderen Speicher abgespeichert werden. Die Prozessoren, die in Bezug auf den Menschen häufig unterschieden werden, sind Gefühl und Verstand, wobei allgemein der linken Gehirnhälfte der Verstand und der rechten Hirnhälfte das Gefühl zugeordnet wird. Inwieweit diese strenge Zuordnung auf die Hirnhälften berechtigt ist, wird später noch erörtert. Schema: Informationsverarbeitung I - Komplexität und Dynamik informationsverarbeitender Systeme
Für das Schema 'Informationsverarbeitung II' reicht die alltagsweltliche Unterscheidung zwischen Gefühl (und vegetativem Nervensystem) und Verstand aus. Hier ist es so, dass immer von allen Sinnen Informationen aufgenommen werden. Diese werden in unterschiedlichen Zwischenspeichern abgelegt. Die anschließende Verarbeitung der Informationen geschieht, indem von allen diesen sinnesspezifischen Speichern Informationen abgerufen werden. Die Prozessoren 'Gefühl' und 'Verstand' arbeiten dabei parallel, also gleichzeitig.
Ergebnis der Verarbeitungsprozesses durch das 'Gefühl' sind unbewusste, enaktive Erfahrungen (z. B. das Zusammenspiel der verschiedenen Muskeln beim Gehen) und Affekte (Wut, Freude etc.), während das Produkt des 'Verstandes' sprachlich, begriffliches Wissen ist. Die Verarbeitung und Speicherung von Informationen durch diese beiden Prozessoren ist wiederum miteinander rückgekoppelt. 'Gefühl' und 'Verstand' sind füreinander Reflektoren.
Das sprachlich-begriffliche Wissen beeinflusst die Verarbeitung von Informationen über den Prozessor 'Gefühl', und ebenso beeinflussen die unbewussten Erfahrungen (z. B. dass Lernen mit Anstrengungen oder auch Freude verbunden ist) die Verarbeitung von Informationen durch den Prozessor 'Verstand'. Am Ende der intrapsychischen Informationsverarbeitung steht wieder das von außen sichtbare Verhalten, wobei sensomotorische, instrumentelle Reaktionen (z. B. Greifen eines Gegenstandes) und unser nonverbales Verhalten Ergebnis der Speicherung von enaktiven Erfahrungen sind, und lautsprachliche und schriftsprachliche Äußerungen lassen sich unserem sprachlich begrifflichen Wissen zuordnen. Schema: Informationsverarbeitung II - Komplexere Annahmen über die menschliche Informationsverarbeitung
 

 
 
 

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