Selbst wenn man nur zwei unterschiedliche Prozessoren - ich nenne sie
einmal abkürzend 'Gefühl' und 'Verstand' - annimmt, so ergeben sich schon
eine Vielzahl von Kombinations- oder Schaltungsmöglichkeiten. In der Abbildung
'Komplexere Annahmen über die menschliche Informationsverarbeitung' werden
einige dieser unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten veranschaulicht.
Die über die Tastsinne gewonnenen Informationen werden zweifellos beständig
durch unser vegetatives Nervensystem verarbeitet, schon um uns die ganz
unwillkürliche Bewegung im Raum zu ermöglichen. Können sie auch direkt
von unserem Bewusstsein erfasst werden, oder sind hier vielfältige Transformationsvorgänge
vorgeschaltet?
In unseren alltagsweltlichen Theorien gehen wir davon aus, dass die auditiv
gewonnenen sprachlichen Informationen unmittelbar durch unseren 'Verstand',
unser Bewusstsein, verarbeitet werden können und dass wir auch relativ
unmittelbar die Ergebnisse dieses Denkens wieder sprachlich ausdrücken
können.
Ganz anders sieht es bei dem nonverbalen Verhalten aus. Hier nimmt man
üblicherweise an, dass Mimik und Gestik eher unwillkürlichen intrapsychischen
Vorgängen gehorchen, durch das Bewusstsein nicht so gut 'kontrolliert'
werden. Sicherlich ist es so, dass wir uns zu den Produkten unseres vegetativen
Nervensystems, also z. B. zu unseren Affekten noch einmal kognitiv verhalten
können.
Es gibt also in der intrapsychischen Informationsverarbeitung auch die
Möglichkeit, Informationen, die von einem Prozessor schon einmal verarbeitet
wurden, noch einmal durch einen anderen zu verarbeiten.
Diese Überlegungen und auch die schematischen Darstellungen haben ihren
Zweck erfüllt, wenn sie einen Eindruck von der Komplexität und Differenzierung
der menschlichen intrapsychischen Informationsverarbeitung gegeben haben.
Es geht nicht darum darzulegen, wie dieser Prozess im einzelnen 'wirklich'
abläuft. Einmal ganz abgesehen davon, dass wir das nicht wissen, kann
man auch vermuten, dass solche Schaltungen bei den einzelnen Menschen
in verschiedenen Situationen immer wieder unterschiedlich laufen. Es dürfte
sich hier um ein hochflexibles System handeln, bei denen die Informationsbahnen
jedenfalls nicht beständig und in jedem Fall 'verdrahtet' sind. Vermutlich
empfiehlt es sich, um das Zusammenwirken der Subsysteme zu modellieren,
mehrdimensionale, mindestens räumliche Modelle zu entwickeln.
Welche Konsequenzen lassen sich aus diesen Überlegungen ziehen?
Der Mensch ist multisensoriell, besitzt mehrere psychische Verarbeitungszentren
und ist multieffektoriell oder multimedial angelegt.
Das nun wiederum bedeutet, dass der Mensch im Prinzip selbst schon ein
Kommunikationssystem ist, eben weil er über mehrere interne Prozessoren
verfügt, die miteinander interagieren können und doch selbständig sind.
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