Schema Die vier Interaktionsniveaus
 

Mit jedem einfachen Sozialsystem interferieren die kulturellen Normen; andererseits braucht jede Institution und auch jedes Gesellschaftssystem einfache Sozialsysteme als relevante Umwelt. Moderner ausgedrückt: Soziale Phänomene emergieren auf unterschiedlichen Ebenen und lassen sich deshalb auch zugleich in verschiedene Systemklassen einordnen.

Die Interferenz zwischen psychischen und einfachen Sozialsystemen haben E. E. Jones und H. B. Gerard in einer später viel zitierten Untersuchung zur Unterscheidung von vier Interaktionsniveaus angeregt (Foundations of Social Psychology. New York 1967. Vgl. auch Ursula Piontkowski: Psychologie der Interaktion. München 1976, S. 10 ff.) Im Gegensatz zu den soziologischen Interaktionsmodellen sieht deren idealtypisches Modell dyadischer Interaktion vor, dass sich  A  und  B  sowohl aneinander als auch an ihren jeweils eigenen (psychischen) Programmen orientieren.

 

  1.    Ist dieser Fall gegeben - was wohl voraussetzt, dass soziale und individuelle Programme übereinfallen - sprechen die Autoren von 'wechselseitiger Kontingenz'. Die anderen Typen entstehen, wenn von dieser Vollform in die eine oder andere Richtung abgewichen wird.

 

  2.    Bei der sogenannten 'Pseudokontingenz' sind die Reaktionen der Interaktionspartner jeweils ausschließlich durch die eigenen psychischen Programme geprägt. Man kann sich das so vorstellen, dass beide Beteiligten von vornherein ein bestimmtes Ziel bei der Interaktion im Auge haben und versuchen, dieses ohne Rücksicht auf den anderen durchzusetzen.

 

  3.    Von 'asymmetrischer Kontingenz' wird gesprochen, wenn jeweils ein Interaktionspartner sich an seinem Programm orientiert, während der zweite interaktiv reagiert.

 

  4.    'Reaktive Kontingenz' soll vorliegen, wenn beide Interaktionspartner sich in ihrem Verhalten jeweils von den Reizen des anderen treiben lassen. Als Beispiel werden hier Paniksituationen genannt, in denen die Orientierung am Fluchtverhalten anderer zum individuellen Kontrollverlust führt.

 

Die folgenden Abbildungen stellen die 4 Typen schematisch dar (---> Orientierung am Gegenüber / - - -> Orientierung an den eigenen Programmen):

 

  1.     2.    3.    4. 

 

 

Theoriediskussion: Einfache Kommunikationssysteme

 

www.kommunikative-welt.de WaKoTraining ©Michael Giesecke