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Wenn man den Menschen als informationsverarbeitendes
System betrachtet, dann entspricht sein leibliches Verhalten der Aktivität
der Effektoren, dem 'Output'. |
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Dieses Verhalten kann durch künstliche, technische
Hilfsmittel verstärkt und verändert werden. |
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Das Verhalten des einen kann dem anderen Menschen
als Informationsmedium dienen - wie die übrige belebte und unbelebte
Natur auch. |
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Dazu muss er Sensoren einsetzen, die auf das Medium/Verhalten
abgestimmt sind. Hier gibt es einen zirkulären Zusammenhang: Was für
ein beliebiges System informativ werden kann, hängt von der Charakteristik
der Sensoren ab. Andererseits entwickeln sich die Sensoren in Abhängigkeit
von der relevanten Umwelt der Systeme. |
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Die Mehrheit unseres Verhaltens: Mimik, Gestik, Fortbewegung,
Gleichgewichtsverhalten, Gerüche, Geräusche usf. ist nonverbal und
wird nicht durch das Bewusstsein gesteuert. |
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Verhalten, welches intentional gesteuert wird, bezeichnet
man häufig als 'Handlung'. Vor allem das Sprechen wird in unserer
Kultur als Handlung bewertet. |
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Die meisten menschlichen Kommunikationssysteme sind
multimedial angelegt: Sprechen, Mimik, Gestik, Handeln und andere
dienen gemeinsam als Kommunikationsmedium. |
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Typischerweise wird diese Vielfalt gerade dann eingeschränkt,
wenn man die menschlichen Kommunikationssysteme technisiert. Musterbeispiel:
Telefon. |
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Menschen können ihr leibliches Verhalten wechselseitig
auch als Kommunikationsmedium betrachten. Sie unterstellen dann, dass
es mehr oder weniger bewusst kontrolliert eingesetzt wird, um den
anderen etwas mitzuteilen. |
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Jedes Verhalten und überhaupt alle Kommunikationsmedien
müssen von dem oder den Kommunikationspartner(n) wahrgenommen und
interpretiert werden. Es ist eine vage Umwelt (Attribution) mehrdeutig
und deshalb offen für viele Bedeutungszuschreibungen. |
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Oder anders: Jede Bedeutungszuschreibung ist unvollständig
oder 'semierratisch', wie manche Psychologen sagen. Verstehen ist
projektiv - aber es kann sich mit dem gemeinten Sinn decken.
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Informations- und Kommunikationsmedien sind multivalent/mehrdeutig.
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Weil die Umwelt (einschließlich des Verhaltens unserer
Mitmenschen) viele Bedeutungen (Informationen) besitzt und wir sie
nur selektiv wahrnehmen und deuten können, sagen unsere konkreten
Bedeutungszuschreibungen immer auch etwas über unsere eigenen Selektionsprogramme
(Motive, Interessen, biographische Erfahrungen ...) aus (halbvoll
: halb leer; glücklich : sorglos; studieren : arbeiten). |
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Mit unseren Deutungen und Verhalten geben wir gleichzeitig
zu verstehen, was wir nicht bemerkt haben bzw. über was wir nicht
reden wollen.
(B. Brecht: "Was ist das für eine Zeit, wo ein Gespräch über
Äpfel fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele
Dinge einschließt?") Stärken und Schwächen von Wahrnehmung und
Ausdruck hängen zusammen. |
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Es gibt viele Versuche von Wissenschaftlern, die Mehrdeutigkeit
der Kommunikationsmedien durch Schemata zu reduzieren: Zeichenmodell
von K. Bühler, 4 Seiten einer Nachricht von Schulz von Thun, Inhalts-
und Beziehungsaspekt bei P. Watzlawick usf. Nach diesen Modellen
enthält ein Kommunikationsmedium Informationen über:
a)
den Sender
b)
die Beziehung zwischen Sender und
Empfänger
c)
den Empfänger
d)
die Welt ('Inhalt')
Man kann diese Vorschläge als Versuch betrachten, unsere Wahrnehmung/unser
Verstehen von verbalen Kommunikationsmedien zu normieren. |
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Voraussetzung jeder Normierung ist die Selbstwahrnehmung
der eigenen Wahrnehmungs- und Darstellungsprogramme, ihre Beschreibung
und Mitteilung an andere. |
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Normen sind Aufforderungen an die Interaktionspartner
Selbstbeschreibungen (Deskriptionen) zu Grundlagen ihres Handelns
und Erlebens zu machen. |
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Natürlich müssen auch solche Normierungsvorschläge
und Selbstbeschreibungen wieder gedeutet werden, was die Möglichkeit
zu Missverständnissen, denen wiederum durch Normierung begegnet werden
kann, einschließt. |
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Generell erleichtert die Verbalisierung der eigenen
Selbstbeschreibungen, Deutungsperspektiven usf. die Parallelverarbeitung
von Informationen (Blitzlicht, Metakommunikation). |
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Die Übernahme der Standpunkte und Perspektiven des einen Kommunikationspartners
durch den anderen (Spiegelung!) kann unbewusst und habituell oder
nach expliziten sprachlichen Regeln (kodifiziert) sowie in vielen
Zwischenstufen erfolgen. |
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Generell lässt sich menschliches Verhalten sozial
normieren, in dem es nach sozialen Regeln, die entweder habituell
oder kodifiziert sind, ausgeführt wird.
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Da die Kodifizierung in unseren Kulturen fast ausschließlich
durch Sprache erfolgt, ist dieses Medium ein wichtiges Instrument
sozialer Normierung.
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Je stärker das Verhalten sozial normiert und/oder technisiert
ist, desto sicherer werden wir in der Bedeutungszuschreibung. |
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Nonverbales Verhalten gilt deshalb im Unterschied
zu Rede und Schrift als besonders interpretationsbedürftig. Falsch
wäre aber die Annahme, sprachliches Verhalten sei von einer grundsätzlich
anderen Qualität als das nonverbale, brauche etwa nicht 'gedeutet'
werden.
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Ganz gleich, welche Bedeutung ein Sprecher seinem Verhalten zumisst,
der Zuhörer/-schauer antwortet immer aufgrund der Bedeutungen, die
er selbst dem Gegenüber zuschreibt.
Symbolischer Interaktionismus: Menschen handeln aufgrund der Bedeutungen,
die sie den Dingen zuschreiben. |
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Stimmen die Bedeutungszuschreibungen nicht überein,
können sie in einem nächsten Schritt korrigiert werden. Die Gesprächspartner
handeln Bedeutungszuschreibungen aus (Kommunikation als Bedeutungsaushandlung) |
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Für viele soziale Zwecke ist nur ein minimales wechselseitiges
Verstehen erforderlich (Mikroanalysen sozialer Kommunikation machen
jedenfalls immer wieder deutlich, trotz welcher zahlreicher Missverständnisse
Kooperation ablaufen kann).
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