Fließtext Die therapeutische Herkunft des Begriffes 'Kongruenz' (2)
 

Ruth Cohn (Themenzentrierte Interaktion)
Die Psychotherapeutin Ruth Cohn hat in Anlehnung an Rogers die Prinzipien der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie auf die Interaktion innerhalb einer Gruppe übertragen.
Für ein produktives Arbeitsklima ist es wichtig, so Ruth Cohn, eine Balance zwischen Thema, Individuum und Gruppe zu halten 1). Sobald eine "Störung" eintritt, sei es für eine/n Einzelne/n oder für die gesamte Gruppe, ist die Konzentration auf die Inhalte behindert. Um die Arbeitsfähigkeit der Gruppe wieder herzustellen, hat die Behebung der Störung immer Vorrang vor der Behandlung des Themas, wobei die Erfahrung zeigt, dass in der Störung meistens ein wichtiger Kommentar zum Thema liegt.

Die Gruppenregeln der TZI
haben heute als Basis für gute Gruppenarbeit Eingang in die verschiedensten Settings gefunden.

 

Die beiden Hauptregeln sind:

   Störungen haben Vorrang!
       (Unterbrich das Gespräch, wenn du nicht zuhören kannst und etwas anderes deine Aufmerksamkeit stört).
   Sei Dein eigener Chairman (Bestimme selbst, was, wann, wie, wem du etwas sagst)!

 

Weitere Regeln (verkürzt):

   Es darf stets nur einer sprechen!


   Sprich nicht per 'man', sondern per 'ich'!


   Persönliche Aussagen sind besser als Fragen.


   Beobachte die Signale deines Körpers (vgl. auch Schulz von Thun, S. 126 f.)!

 

Ruth Cohn war es auch, die nachhaltig den Begriff der "selektiven Authentizität" prägte. Sie meint damit die Fähigkeit, Aussagen zu machen, die den Personen, den Umständen und Zielen der jeweiligen Situation angemessen sind, also nicht: Offenheit um jeden Preis. Was man sagt, sollte authentisch sein, aber nicht alles Authentische muß gesagt werden. Das gilt für die therapeutische wie die Alltagsbeziehung. Der/die TherapeutIn verwendet sich selbst als Resonanzboden in der Therapie, wägt aber in dem, wie interveniert wird, ab, was der Entwicklung des/der KlientIn zuträglich ist. Analog sollte auch in der Alltagsbeziehung verfahren werden - hier jedoch stehen die "Kosten und der Gewinn" für die gemeinsame Beziehungsgestaltung im Vordergrund.

 

 
1) vgl.:  Das dynamische Dreieck zwischen ICH - WIR (die Gruppe) - ES (das Thema, über das die Gruppe spricht).

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